Alexandra Bitsch aus Deißlingen hat geordnetes Leben in Deutschland aufgegeben / Zweite Heimat gefunden

Von Stefanie Siegmeier Deißlingen/Agonda. Den Bürostuhl hat sie gegen eine Yogamatte am Strand getauscht, und ihre moderne Wohnung in Deißlingen gegen eine hübsche kleine "Villa Kunterbunt" im indischen Fischerdorf Agonda in Goa. Diesen Schritt hat die heute 39-Jährige nicht bereut: "Ganz im Gegenteil. Es war genau der richtige Zeitpunkt und die richtige Entscheidung".

Bereits sehr früh habe sie über vieles nachgedacht: "Ich wollte den Dingen auf den Grund gehen, wissen woher wir kommen und was nach dem Tod passiert, und ich habe immer sehr darunter gelitten, wie wir Menschen mit den Tieren und der Natur umgehen", erzählt sie. "Daher lernte ich auch fleißig Latein am AMG, weil ich Tierärztin werden wollte".

Aber nach dem frühen Tod ihres Vaters studierte die  Unternehmertochter Betriebswirtschaft.  Doch während ihrer Arbeit in der stressigen Businesswelt beschäftigte sie sich immer wieder mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Und dann kam irgendwann der Entschluss zur Veränderung.

Nach ihren ersten Yogastunden in Sri Lanka entschied sie, eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu absolvieren – bei Yoga Vidya in Villingen. Die zweijährige Ausbildung hatte sie gerade abgeschlossen, als sie Ende 2010 den Mut fasste, neue Wege zu gehen. "Das war die beste Entscheidung und eine super tolle Erfahrung. Ich habe auf meinen Reisen ganz viel über mich selbst und die Menschen an sich gelernt, auch wenn das manchmal ganz schön herausfordernd war."

Inzwischen ist ihr kleines Paradies Agonda zur zweiten Heimat geworden. Das einfache Leben dort gefällt ihr. Wenn sie mal wieder vergisst, die Tür des Häuschens zu schließen, könne es schon mal passieren, dass plötzlich eine Kuh im Zimmer stehe, oder wenn sie am Strand Yoga praktiziert, könne sie den Delfinen beim Schwimmen zuschauen. Um Menschen mit speziellen Beschwerden helfen zu können, hat sie zusätzlich eine Ausbildung zur Yogatherapeutin absolviert. Sie arbeitet jetzt als Yogalehrerin international, organisiert Yogaferien, oder ist auf Deutschlandtour und unterrichtet mittlerweile selbst Yogalehrer.

Der Zukunft sieht sie gelassen entgegen. "Mal sehen, was noch so kommt", lächelt sie. "Ich möchte gerne meine Erfahrungen in Unternehmen anbieten, und damit Führungskräften und Mitarbeitern mit speziellen Yoga- und Entspannungstechniken helfen, besser und gesünder mit dem Stress umzugehen. Yoga ist nicht mehr der Sport für langhaarige Esoteriker. Und wie man sieht, übt sogar die Nationalelf Yoga, vielleicht ist der deutsche Fußball deshalb so erfolgreich", schmunzelt sie. Die Gelassenheit, sich nicht mehr so viele Sorgen zu machen, habe sie in Indien und durch die tägliche Yoga- und Meditationspraxis gelernt, verrät sie.

Und was ist das Besondere an Indien? "Indien ist eine Kultur der Extreme, die sehr spannend und herausfordernd ist. Außerdem ist es eine Zivilisation, der eine uralte, tiefgründige Philosophie zugrunde liegt, die mich sehr fasziniert. Es ist ein Stück weit auch die Freiheit, die Indien ausmacht. Es ist nicht alles geregelt und reglementiert wie in Deutschland. Man hat mehr Selbstverantwortung", lacht sie

Bis November ist Alexandra Bitsch noch in Deißlingen, hält Seminare, trifft alte Bekannte, oder verbringt Zeit mit ihrem 30 Jahre alten Pferd, das sie bereits zu Schulzeiten hatte. "Ich genieße die Zeit hier, freue mich aber auch schon auf mein Pippi-Lotta-Häuschen", lacht sie.

Weitere Informationen: alexandra.yinyang@ gmail.com