Helm auf zum Spatenstich: Vertreter der Gemeinden, der Unternehmensgruppe und der beteiligten Architekten und Planer griffen zur Schaufel. Fotos: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Spatenstich: Hechinger baut Produktionswerk in Dauchingen / Erstes interkommunales Industriegebiet im Landkreis

Von Stefan Preuß

Das Kapitel Hechinger in Dauchingen ist eröffnet. Gestern fand der Spatenstich für das neue Werk der Gruppe statt. Im ersten Bauabschnitt entsteht ein Produktionswerk von etwa 14 000 Quadratmetern Fläche.

Dauchingen. Das neue Werk soll im ersten Quartal 2017 weitgehend fertiggestellt sein. Ab dem zweiten Quartal bis zum Jahresende 2017 ist der Umzug der zur Hechinger-Gruppe gehörenden Johs. Förderer Söhne GmbH & Co. KG vom bisherigen Standort in Niedereschach nach Dauchingen vorgesehen.

Darüber hinaus werden einige Fertigungslinien aus dem Stammwerk in Schwenningen in den neuen Standort integriert. In Dauchingen werden in einem ersten Schritt voraussichtlich 250 bis 300 Mitarbeiter beschäftigt. Das Werk verfügt über etwa 40 Prozent Reservefläche, so dass dann bis zu 400 Mitarbeiter beschäftigt werden können.

Erforderlich wurde der Neubau durch das stetige Wachstum der Hechinger-Gruppe mit zweistelligen Zuwachsraten in den letzten Jahren. In Dauchingen wurde ein attraktiver Standort gefunden. "In enger Zusammenarbeit mit der Verwaltung konnte rasch eine für alle Beteiligten optimale Lösung gefunden werden", lobte Geschäftsführer Markus Duffner.

Das Areal bietet die Möglichkeit zur weiteren Expansion mit einer weiteren Fläche von knapp 40 000 Quadratmetern im Rahmen eines interkommunalen Gewerbegebietes zwischen Dauchingen und Villingen-Schwenningen. Bis diese Flächen in Anspruch genommen werden, kann es "Stand heute noch zehn bis 15 Jahre dauern", sagte Duffner. Derzeit werde im Unternehmen eine Roadmap für die künftige strategische Ausrichtung erarbeitet. Derzeit ist die Hechinger-Gruppe vor allem im Automotive-Sektor erfolgreich, insbesondere in der Aktuarik für die Abgasnachbehandlung für den Großkunden Bosch. Ziel ist es langfristig zu diversifizieren und die Bereiche Gebäudetechnik mit einem energieautarken Schaltsystem, die Medizintechnik und weitere Industrien zu adressieren. Dabei hat Hechinger "natürlich auch die Elektromobilität im Blick, doch die nächsten zehn bis 15 Jahre werden Verbrennungsmotoren dominieren", schätzt Duffner. Derzeit sei es so, dass die Abgas-Nachbehandlung wegen der bekannten Vorkommnisse boome und damit das bestehende Geschäft.

Bürgermeister Torben Dorn (Dauchingen) und Oberbürgermeister Rupert Kubon (Villingen-Schwenningen) betonten, dass die gefundene Lösung – es ist das erste interkommunale Industriegebiet im Kreis – für alle Seiten eine faire Lösung darstelle.

Der erste Bauabschnitt liegt gänzlich auf Dauchinger Gemarkung, so dass die Gewerbesteuer für diesen Bau ausschließlich in den Dauchinger Haushalt fließt. Für die angestrebten weiteren Bauabschnitte greift dann die Vereinbarung zwischen den beiden Gemeinden, nach der die Gewerbesteuer entsprechend eines Vertrags aufgeteilt wird.

"Die Hechinger-Gruppe stärkt mit dem neuen Werk ausdrücklich den Standort Deutschland", sagte Geschäftsführer Markus Duffner. Es sieht die Gruppe für zukünftiges Wachstum gut aufgestellt. Parallel erfolgt der Aufbau des Fertigungsstandortes in China, an dem ausschließlich für den asiatischen Markt produziert wird. Als Zulieferer, insbesondere für die Automobilindustrie mit Umsatzanteil von 90 Prozent, habe sich Hechinger durch Innovation und Qualität bei den Kunden einen guten Ruf erarbeitet. Produkte von Hechinger finden sich neben dem Automobilbereich auch in der Medizin-, Haus- und Sicherheitstechnik sowie im Maschinenbau.

Der Neubau erfolgt nach einem Gebäudekonzept mit dem in der Industrie derzeit noch nicht üblichen KfW 55 Standard, einer besonders energieeffizienten Bau- und Betriebsweise. Der bereinigte Primär-Energiebedarf liegt knapp 50 Prozent unter dem errechneten Energiebedarf ohne energieeffiziente Maßnahmen gemäß Energieeinsparverordnung. Erreicht wird die Energieeinsparung durch ein intelligentes Gebäudekonzept und innovative Technologien. Geplant wurde das neue Werk mit externen Partnern vom Architekturbüro Schweiger und dem Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) des Fraunhofer Institutes Stuttgart. Das Ziel war eine wandlungsfähige Fabrik, die sich flexibel erweitern lässt und die Möglichkeit bietet, zeitgemäße Logistik- und Produktionskonzepte umzusetzen. Um ein optimales Konzept zu finden, wurden neben den Führungskräften auch Mitarbeiter an bestehenden Arbeitsplätzen am Planungsprozess beteiligt und aufwendige Gebäudesimulationen mit 3-D Druckern erstellt. "Es wird ein Gebäude errichtet, das zukunftsorientiert die Umsetzung der Initiative ›Industrie 4.0‹ ermöglicht, zum Beispiel hinsichtlich der Transparenz bei der Überwachung und Steuerung von Prozessen und Anlagen", erläuterte Betriebsleiter Roland Weisser.

Helmut Hechinger gründete 1953 das Stammhaus der heutigen Hechinger-Gruppe, die nach wie vor im Familienbesitz ist. Derzeit umfasst die Gruppe sechs Unternehmen, davon vier im Raum Villingen-Schwenningen und zwei internationale Standorte in Ungarn und China.

Insgesamt arbeiten mehr als 1100 Mitarbeiter weltweit bei Hechinger. Der geplante Umsatz für 2016 liegt bei mehr als 150 Millionen Euro. Der Standort in Schwenningen unweit des Flugplatzes beherbergt das Stammhaus Helmut Hechinger GmbH & Co. KG sowie die Hechinger Automotive GmbH, die Kunststofffertigung der Hechinger-Gruppe.

Die Hechinger Electronic GmbH & Co. KG in Villingen ist Elektronik Dienstleister unter anderem bei der Bestückung von Leiterplatten. Bei Förderer sowie bei den ausländischen Tochterunternehmen werden ähnlich wie in Schwenningen Magnetspulen, elektromagnetische Baugruppen und Systeme gefertigt. Hechinger produziert an allen Standorten zusammen rund 100 Millionen Magnetspulen pro Jahr.

Das Stammunternehmen Helmut Hechinger GmbH&Co KG konnte den Umsatz 2014 gegenüber Vorjahr um knapp 22 Prozent von 59,6 auf 72,3 Millionen Euro steigern.

Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EBIT) betrug fünf Millionen Euro, der Jahresüberschuss etwa 4,3 Millionen Euro.

Die Hechinger Electronic GmbH & Co. KG steigerte den Umsatz 2014 um mehr als 50 Prozent auf 6,58 Millionen Euro und schaffte den Sprung in die Gewinnzone mit einem Plus von 672 000 Euro.

Die Johs. Förderer Söhne GmbH & Co. KG wurde mit Wirkung vom 1. Januar 2014 übernommen und war 2014 noch defizitär.