Freiburgs Christian Günter jubelt nach seinem Tor zum 1:0 gegen den FC Bayern. Foto: dpa/Weller

Für Christian Günter war der Treffer gegen den Rekordmeister der emotionalste seiner Karriere. Nach langer Leidenszeit kommt Freiburgs Kapitän immer mehr in Schwung. Donnerstag geht's gegen West Ham United.

Die bemerkenswerte Comeback-Geschichte des Christian Günter ist um ein weiteres Kapitel reicher. Das erste Tor nach der langen Verletzungspause sei das bislang emotionalste seiner Karriere gewesen, erklärte der Kapitän des SC Freiburg. "Ja, würde ich tatsächlich so sagen", meinte Günter auf eine entsprechende Frage nach dem 2:2 (1:1) am Freitagabend gegen den FC Bayern.

Der erste Startelf-Einsatz

Die erste Kader-Nominierung, die erste Einwechslung, der erste Startelf-Einsatz - Günter hatte sich zuletzt von einem kleinen Erfolgserlebnis zum nächsten vorgearbeitet. Der Treffer gegen den deutschen Fußball-Rekordmeister dürfte ihm vor dem Europa-League-Hit gegen West Ham United nun noch mal einen Extra-Schub geben.

Ein besonderer Moment

"Der Moment war extrem schön", sagte Günter, der in der Anfangsphase der Bundesliga-Partie gegen die Münchner mit einem feinen Schuss ins rechte untere Eck für das Freiburger 1:0 gesorgt hatte. Beim Jubel seien ihm "ein paar Gedanken durch den Kopf" gegangen, berichtete der 31-Jährige. Das vergangene Dreivierteljahr sei "extrem schwer" gewesen. Aber "jede Schweißperle, jede Minute Arbeit" habe sich auf dem Weg zurück auf den Rasen ausgezahlt. Er sei "sehr, sehr vielen Leuten dankbar" für ihre Unterstützung, erklärte Günter einmal mehr. Allen voran seiner Frau. Er sei froh, so aufgefangen worden zu sein.

Monatelang raus

Monatelang war der achtmalige Nationalspieler wegen zweier Brüche und einer Infektion des rechten Unterarms ausgefallen. Was er in diversen Interviews anschließend von seiner Zeit im Krankenhaus und der Reha erzählte, klang mitunter dramatisch. Und der ganze Club litt mit. Günter, der aus der Jugend der Breisgauer stammt und in seiner Profilaufbahn noch für keinen anderen Verein gespielt hat, ist die Identifikationsfigur schlechthin beim SC. Trainer, Mitspieler und Fans schätzen das südbadische Urgestein gleichermaßen.

Freude bei Streich und Grifo

"Für ihn war das natürlich emotional und nach so einer schwierigen Zeit ein ganz besonderer Tag", sagte Coach Christian Streich nach dem Unentschieden gegen die Bayern über Günter. Vizekapitän Vincenzo Grifo freute sich "wirklich von Herzen" für den Defensivmann.

Der Weg zurück

Schon der gut 60 Minuten lange Einsatz bei der 1:2-Niederlage beim FC Augsburg eine Woche zuvor habe Günter gutgetan, meinte Streich. Man müsse schauen, dass man jetzt nicht überdrehe und die Einsätze weiter gut dosiere. Dass Günter auf seinem Weg zum Comeback zwischenzeitlich auch für die Drittliga-Mannschaft des SC spielte, hob der Trainer besonders hervor. "Jeder Spieler sollte zuhören, was ich da erzähle", meinte Streich. "Damit sie wissen, was der richtige Weg ist."

Vorfreude auf West Ham

Zwar blieben die Freiburger auch im sechsten Liga-Spiel in Serie sieglos. Der späte Ausgleich durch Lucas Höler war aber der verdiente Lohn für einen mutigen Auftritt gegen die Bayern - und der Punkt laut Günter "super für die Moral." Am Donnerstag steht in der Europa League das Achtelfinal-Hinspiel gegen West Ham United an. Der SC und sein Kapitän sind bereit.