Carweazle ist Kult – auch wenn man die Serie selbst nie gesehen hat Foto: Verleih

„Catweazle“, ein schrulliger Zauberer, kämpft um 1970 in Südengland gegen vermeintliche Dämonen; an seiner Seite immer ein Junge, der versucht, ihn vor den Erwachsenen zu verstecken.

Serien gibt es fast so lange wie das Fernsehen selbst. Manche begleiten den Zuschauer sein halbes Leben, andere überdauern sogar Generationen. Wir stellen Produktionen vor, die in Erinnerung bleiben.

Stuttgart - Der alte Kauz will fliegen wie ein Vogel – und glaubt, mit Magie könnte das klappen. So wie man sich im 11. Jahrhundert vieles, was unerklärlich schien, mit Zauberei zu erklären versuchte. Das mit dem Fliegen haut natürlich nicht hin. Stattdessen spüren ihn Normannen in seiner Höhle irgendwo im Süden Englands auf. Er flüchtet zu einem Weiher und landet in einer Sackgasse. Einziger Ausweg für den zerlumpten Magier: übers Wasser fliegen.

„Salmei, Dalmei, Aaadomei“ zischt er durch seinen Ziegenbart, breitet die Arme aus – und landet samt seiner gorksenden Kröte Kühlwalda, platsch, in jenem Tümpel. Als er auftaucht, sind die Soldaten weg. Der Zauber hat gewirkt, aber anders als gedacht. Der Alte findet sich in einer Welt mit Traktoren, Telefonen und anderen Errungenschaften der Moderne wieder.

„Catweazle“, so der Name des schrulligen Zauberers, kämpft fortan um 1970 in Südengland gegen vermeintliche Dämonen; an seiner Seite immer ein Junge, der versucht, ihn vor den Erwachsenen zu verstecken. Verglichen mit dem Zeitreisenden Catweazle können Harry Potter und der Herr der Ringe einpacken – behaupten heute „Catweazle“-Fans in einschlägigen Internet-Foren und verweisen auf Videoportale, wo man die Folgen der Fernsehserie anschauen kann.

Der Vergleich mit Potter und Co. hinkt natürlich. Die britische Produktion stammt aus der tricktechnischen Steinzeit. Aber der TV-Magier, der streng riecht, weil er sich so sehr vor Wasser fürchtet, war Fantasy pur – zu einer Zeit, als dieser Begriff noch nicht allgemeiner Sprachgebrauch war. Das lag an den schrägen Geschichten mit liebevoll eingewobenen Gags, die heute noch funktionieren – auch ohne aufwendige Spezialeffekte.

Zudem ist die Figur des Zauberers in ihrer Skurrilität genau gezeichnet. Fantastisch, wie Catweazle panisch die Augen aufreißt, als er mal wieder einem neuzeitlichen Dämon begegnet. Unvergessen jene Szene, als sich ein Pastor einen Telefonhörer ans Ohr hält und Catweazle erschrocken fragt, „Was, mit einem magischen Knochen zaubern Sie?“, in dem Apparat sofort einen bösen Geist zu erkennen glaubt und droht, „Ich werde dich vernichten“.

„Catweazle“ ist witziger und hintergründiger als damals beliebte Serien wie „Lassie“ oder „Flipper“. Eltern empfanden die Geschichten wohl als pädagogisch wertvoll, weshalb man nie lange betteln musste, um die Glotze einschalten zu dürfen.

Die Geschichten des britischen Autors Richard Carpenter über den schrulligen Zauberer inszenierte Regisseur Quentin Lawrence vor gut 40 Jahren in einer TV-Serie. Carpenter sah in Geoffrey Bayldon die Idealbesetzung für die Titelrolle. Auf dem Bild „Die Verspottung Christi“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch entdeckte der Autor die Ähnlichkeit seines Freundes Bayldon mit einem dort abgebildeten spitzbärtigen Alten. Der Name des Magiers kam Carpenter während einer Landpartie mit seiner Ehefrau in den Sinn. Dort war der Begriff „Catweasel“ auf einem Gatter aufgemalt, später wurde daraus das bekannte „Catweazle“. Dem Autor gefiel dessen härterer Zischlaut besser. Die Zauberformel „Salmei, Dalmei, Adomei“ wiederum ist frei erfunden. Hauptdarsteller Bayldon bezeichnete deren Bedeutung einmal in einem Interview als „Rubbish“ ( Unsinn).

Geplant war eigentlich eine dritte Staffel mit einem Mädchen an Catweazles Seite. Doch nach dem plötzlichen Tod von Quentin Lawrence wollten sich weder Carpenter noch Bayldon auf einen anderen Regisseur respektive auf dessen anderen Stil einlassen.

War auch nicht nötig. Denn Catweazle hat sich am Ende von Staffel zwei seinen Traum erfüllt. „Ich fliiiege“, sagt er zu seiner Kröte Kühlwalda, als er in einem Heißluftballon davonschwebt, in dessen Korb er zuvor tollpatschig hineingeplumpst ist.

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