Sie hoffen auf mehr Teilnehmer beim Carsharing (von links): Horst Graef, Martina Braun und Andree Stimmer an der E-Carsharing Station an der Brigachstraße in Villingen. Foto: Veronika Davydenko

Carsharing soll nicht den Großstädten vorbehalten sein. Martina Braun kooperiert mit der Firma Deer und will dieses Konzept auch im ländlichen Raum voranbringen.

„Mehr Mobilität mit weniger Fahrzeugen“, mit diesem Gedanken möchte Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Grünen, in Kooperation mit der Firma Deer, die Mobilitätsquote in der Stadt VS und dem Landkreis verbessern.

Dafür biete die Firma Deer, welche eine Tochtergesellschaft der Energie Calw GmbH (ENCW) ist, E-Carsharing an. Elektro-Autos der Firma sind auch schon seit zwei Jahren hier in Betrieb. Ein Standort ist dabei in Schwenningen in der Neckarstraße und ein anderer in Villingen am Bahnhof in der Brigachstraße. Gesteuert werde alles per App und nach der Fahrt könne man das Auto an einem vorgesehen Standort wieder abstellen, erklärt Braun. Eine Stunde koste knapp zehn Euro und ein ganzer Tag rund 70 Euro.

Schulterschluss mit Kommunen

Bisher sei das Thema Carsharing – also das Teilen eines Autos – nur in Großstädten präsent gewesen, doch nun soll dieses Konzept auch im ländlichen Raum Fuß fassen. Horst Graef, Geschäftsführer der Firma Deer, ist treibende Kraft hinter der „shared mobility“ im Landraum. Dabei ist sich Graef bewusst, dass kleinere Orte gewisse Herausforderungen mit sich bringen. Um den Individualverkehr auch auf dem Land zu verringern stützt sich Graef auf einen „Schulterschluss“ mit den Kommunen. Vernetzung sei dabei das große Stichwort. In VS arbeitet die Firma eng mit den Stadtwerken und der Stadtverwaltung zusammen. Unter anderem um eine Lösung für die zu wenigen Parkplätze und Ladesäulen zu finden.

Einbindung in den ÖPNV

Die Einbindung der E-Autos in den Öffentlichen Personennahverkehr sei wichtig. „Die Stellplätze mit den Ladestationen müssen an zentralen Orten sein. Nicht in Seitengassen, in denen die Leute nachts Angst haben das Auto abzustellen“, betont Graef. Solche Orte könnten zum Beispiel Flughäfen und Bahnhöfe sein. Mit dem gemieteten Auto bis zum nächsten Bahnhof fahren und von dort aus dann weiter mit dem Zug. So könnte das Reisen ganz ohne privates Auto aussehen.

Kunde müsse Teil des Systems werden

Doch bevor das der Fall sein wird, müsse die Einstellung der Menschen geändert werden, gibt Graef zu bedenken. Für viele Bürger sei das private Auto ein wichtiger Besitz und der Gedanke ein anderes zu leihen sei noch nicht richtig angekommen. Bevor das System richtig funktionieren kann, müsse „der Kunde also Teil des Systems werden“, zeigt Graef auf. Die „shared mobility“ solle sich, laut Graef, nicht nur auf Villingen und Schwenningen begrenzen, sondern nach und nach auch die Teilorte und umliegenden Dörfer miteinschließen.

Enormer Zuwachs

Trotz Skepsis einiger Bürger sei der Zuwachs enorm, berichtet Andree Stimmer, Leiter des Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der ENCW. Im Jahr 2022 wurde, laut ihm, jeden Tag eines der E-Carsharing Autos in VS gebucht. Insgesamt fuhren Nutzer über 250 000 Kilometer mit den E-Autos in Villingen-Schwenningen.

Martina Braun möchte dieses Projekt im Landkreis voranbringen und glaubt, „dass da großes Potenzial ist“. Mit weniger Autos mobiler durch den Alltag kommen, das ist das Ziel des Projektes.