Die Karriere im Blick: Weil Frauen-Golf in Europa keinen hohen Stellenwert hat, spielt Caroline Masson nun in den USA Foto: camera4

Gewöhnlich – Caroline Masson ist alles andere als das. Sie ist eine von Deutschlands besten Golfspielerinnen und eine der wenigen, die ihr Geld mit ihrem Sport verdient. Auf dem Platz läuft ihr sogar ihr Freund hinterher.

Gewöhnlich – Caroline Masson ist alles andere als das. Sie ist eine von Deutschlands besten Golfspielerinnen und eine der wenigen, die ihr Geld mit ihrem Sport verdient. Auf dem Platz läuft ihr sogar ihr Freund hinterher.
 
Stuttgart – Frau Masson, Sie sind Proette –  eine etwas seltsame Berufsbezeichnung. Finden Sie nicht?
(Lacht) Da haben Sie recht. Wir sind Pros, also professionelle Golfspieler, Proette ist die weibliche Form davon. Ich denke, Sie können einfach Golf-Pro schreiben. Das gefällt mir sowieso besser.
Und es klingt sportlicher.
Genau. Wir bringen unsere Leistung als Athleten, und deshalb können wir uns auch als Professionals bezeichnen.
Wie ist Ihr Leben als Berufsgolferin eigentlich?
Es ist abwechslungsreich und macht sehr viel Spaß. Seit meinem Wechsel von der europäischen auf die amerikanische Tour sehe ich noch mehr von der Welt. Ich komme gerade erst wieder aus Australien und Asien. Aber mit dem vielen Reisen muss man erst einmal klarkommen. Zeit auf Flughäfen und in Hotels zu verbringen macht nicht so viel Freude, aber insgesamt ist es ein spannender Beruf.
Stört es Sie nicht, dass das Interesse am Frauen-Golf in Europa, vor allem in Deutschland, sehr gering ist?
Ich finde es sehr schade, und es war auch mit ein Grund, auf die US-Tour zu wechseln. Dort ist das anders. Es macht wirklich Spaß, vor so viel Publikum zu spielen, Bestätigung zu bekommen und angefeuert zu werden.
Was muss sich hier ändern?
Im Moment ist es im europäischen Frauen-Golf ein Teufelskreis: ohne Geld kein TV und ohne TV keine Sponsoren und somit kein Geld. Dabei ist das Produkt wirklich gut und interessant. Es ist schön anzusehen und nicht schlechter als Herren-Golf. Ich hoffe, dass sich etwas ändert. Aber nach wie vor sind die besten Spielerinnen der Welt in Amerika. Für die europäische Tour wird es deshalb schwierig bleiben.
Manchmal fehlt einer Randsportart auch nur ein erfolgreiches Zugpferd.
Natürlich können wir mit guten Leistungen dazu beitragen, unseren Sport zu pushen. Trotzdem ist es schwierig. Im vergangenen Jahr hat Europa den Solheim-Cup gewonnen. Ich war dabei, und trotz allem war in Deutschland keine Minute live im Fernsehen zu sehen. Wir als Sportler versuchen natürlich erfolgreich zu sein, auch um dem Golfsport ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Am Ende haben wir aber doch relativ wenig Einfluss. Das ist schon traurig.
Der nächste Solheim-Cup steigt 2015 in St. Leon-Rot. Für Sie als ehemalige Mannheimerin ist das ja quasi ein Heimspiel, oder?
Auf jeden Fall, und es wäre eine Riesensache, wieder dabei zu sein. Es war eine tolle Woche im vergangenen Jahr und eine große Ehre für mich, für Europa spielen zu dürfen. Zu Hause ist das ein richtiger Hammer und für mich eines meiner ganz großen Ziele in den nächsten eineinhalb Jahren. So etwas kann ein Höhepunkt einer Karriere sein.
Und Sie könnten in Deutschland Werbung für Ihren Sport machen.
Genau. Ich glaube auch, dass es eine super Veranstaltung wird. Wenn die Leute in St. Leon-Rot etwas anpacken, dann wird das in der Regel wirklich gut. Die Deutschen werden begeistert sein von der Atmosphäre. Das Duell Europa gegen Amerika ist spannend, und so etwas gibt es in keiner anderen Sportart. Der Solheim-Cup kann dem Damen-Golf auf die Sprünge helfen.
Und ein Jahr später kehrt Golf auf die olympische Bühne zurück. Schon die Konkurrenz, sich zu qualifizieren, ist groß. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, in Rio 2016 abschlagen zu können?
Bisher sieht es ganz gut aus, einen von den beiden Startplätzen ergattern zu können, aber um wirklich im Team zu sein, muss ich Woche für Woche Leistung bringen. Insgesamt ist es aber schon witzig.
Was meinen Sie?
Als Golfer über Olympia nachzudenken. Während ich aufgewachsen bin, war das überhaupt kein Thema. Es ist einfach toll, dass wir jetzt die Chance haben, dabei zu sein.
Solheim-Cup, Rio, die Tour – Sie haben einiges vor. Nach Deutschland werden Sie wohl nicht mehr oft kommen?
Das bringt der Job leider mit sich. Ich habe seit ein paar Wochen meinen Wohnsitz hier in den USA, in Orlando. Es dauert noch ein bisschen, bis ich mich ganz eingewöhnt habe, aber es war die richtige Entscheidung. Im vergangenen Jahr war ich noch öfter in Deutschland, aber auf Dauer ist das nicht machbar. Das Reisen ist zu anstrengend, und es geht viel Zeit verloren, in der ich trainieren könnte. Es ist schade, aber wenn ich den Beruf in Amerika professionell ausüben möchte, geht es nicht anders.
Da haben Sie Glück, dass Ihr Freund auch Ihr Caddy ist. Hat er eigentlich kein Problem damit, Ihnen auf dem Golfplatz hinterherzulaufen?
Manche Männer würde das bestimmt stören, aber mein Freund kann damit umgehen. Wir machen das seit ein paar Wochen, und es klappt gut. Auf dem Golfplatz bin ich der Boss, aber ich höre mir seine Meinung an und er sich meine. Wir sind ein gutes Team. Auf dem Platz versuchen wir zusammen einen guten Job zu machen, abseits ist man dann wieder in einer Beziehung. Es macht Spaß, zusammen zu reisen, gemeinsam unterwegs zu sein. Ich fühle mich wohl, wenn er dabei ist.
Noch etwas anderes: Ihre zweite große Liebe ist Schalke 04, oder ist das jetzt anders, seit Sie in den USA sind?
Ich bin immer noch zu 100 Prozent Fan. Wenn ich in Deutschland bin, versuche ich ins Stadion zu gehen, und auch wenn ich unterwegs bin, versuche ich, die Spiele anzuschauen, wenn es irgendwie geht. Selbst wenn es manchmal kleine Schocker am Morgen sind, so wie nach den Niederlagen gegen Real Madrid und den FC Bayern. In der Woche lief es auch bei mir auf dem Golfplatz nicht so gut, aber die Ergebnisse von Schalke waren fast noch schlimmer (lacht).
Dann muss Schalke eben immer gut spielen, damit Sie auch auf der Tour erfolgreich sind.
Hoffentlich. Wir haben in diesem Jahr einen super Turnierplan mit 35 Turnieren. Viele sind richtig cool. Ich werde viel spielen, um nach meiner Daumenverletzung im Winter wieder in den Rhythmus zu kommen. Ich will mir dieses Jahr noch öfter die Chance erspielen, noch am Sonntag um den Sieg mitzuspielen, und dann hoffe ich, dass bei einer wirklich guten Woche ein Sieg rausspringt. Das ist für 2014 mein großes Ziel, und natürlich werde ich nebenher Schalke weiterhin die Daumen drücken.
 
Der Kartenvorverkauf für den Solheim-Cup beginnt am  11. April 2014. Die Veranstalter erwarten  an  den drei Spieltagen  jeweils 25 000 Zuschauer. Insgesamt hoffen sie auf mehr als 100 000 Besucher und damit auf einen Zuschauerrekord.