Das Kapitel Polizeiarbeit wird er nun schließen: Karl-Heinz Ruff geht nach 45 Dienstjahren in den Ruhestand. Foto: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder-Bote

Polizei: Karlsruher Kripochef Karl-Heinz Ruff aus Dobel geht nach 45 Jahren Polizeidienst in Ruhestand

Bisher war er als Karlsruher Kripochef im Rang eines Leitenden Kriminaldirektors verantwortlich für 460 Mitarbeiter, acht Kriminalinspektionen und die Kommissariate in Bruchsal, Calw und Pforzheim. Dieses Kapitel ist abgeschlossen. Nach 45 Dienstjahren geht Karl-Heinz Ruff in Ruhestand.

Karlsruhe/Dobel. "Die letzten zweieinhalb Jahre in Karlsruhe waren noch einmal eine echte Herausforderung", beschreibt der 62-Jährige seinen Wechsel mit 58 Jahren an die Spitze der größten Kriminalpolizeidirektion des Landes in einer Zeit "als die Tinte der Unterschriften unter der Polizeireform von 2014 noch nicht getrocknet war". Eine Reform, die er selbst von Beginn an befürwortet hat.

Seine Kenntnis von Verhältnissen und Personen – während seiner Laufbahn war er im Bereich der Direktionen Karlsruhe, Pforzheim, Rastatt und Heidelberg in unterschiedlichen Funktionen tätig – waren ein Vorteil bei der Integration der Mitarbeiter. Wie auch seine Sicht von außen, denn er kam vom Landeskriminalamt. "Auch das war eine berufliche Herausforderung", beschreibt Ruff. "In fünf Jahren als Abteilungsleiter Staatsschutz hatte ich bereits Aufgabenfelder wie islamistischen Terror oder den NSU-Komplex zu bearbeiten."

Er wollte einen Beruf mit Bewegung, frischer Luft und mit Menschen

Hat der scheidende Kripochef seine berufliche Entscheidung jemals bereut? Nein, sagt der gebürtige Dobler. Nach dem Realschulabschluss in Calmbach wäre der Wunsch der Eltern eigentlich eine Banklehre gewesen. "Aber ich wünschte mir einen Beruf, bei dem Betätigung in der frischen Luft, Sport und der Umgang mit Menschen möglich waren." So trat er zum 1. September 1971 bei der Bereitschaftspolizei in Bruchsal ein.

So genannte geschlossene Einsätze bei Studentendemos in Heidelberg sind einige seiner frühesten Erinnerungen. "Vor allem aber die Jahre beim Revier in Neuenbürg ab 1974 im Streifendienst", erklärt Ruff, "waren prägende Jahre".

Studium und Fortbildungen brachten ihn in seiner Laufbahn weiter. An einschneidende Einsätze erinnert er sich dennoch ganz genau: "Am Pfingstsamstagvormittag 1996 war ich verantwortlicher Polizeiführer bei der Geiselnahme einer Kassiererin in einem Calwer Supermarkt. Wir hatten größte Probleme, das verlangte Lösegeld zu besorgen – es war Samstag und die Banken geschlossen." Letztlich ging alles gut aus, die Geisel wurde befreit, der Täter, ein Heranwachsender, festgenommen und verurteilt.

Verlässlichkeit bei Entscheidungen, Stressstabilität und Entscheidungsfreude sind Eigenschaften, die dem Kripochef in seiner Arbeit zugute kamen. "Innerhalb kurzer Zeit – manchmal mitten in der Nacht – entscheiden, welche Art der Ermittlung erfolgt oder wer verantwortlich wird – wie beim Mordfall in Höfen vor zwei Jahren."

Innovationsfreude zählt ebenso zu seinen Stärken. So ist Karlsruhe eines der Pilotpräsidien im Land für den Einsatz von Precobs, einer Prognosesoftware, welche die Wahrscheinlichkeit von Wohnungseinbrüchen an Orten aus gegebenen Daten errechnet.

Auch das Hinzuziehen von EDV-Spezialisten ist für Ruff essentiell: "Die Kommunikation unter Tatverdächtigen wird immer vielschichtiger. Neue Medien, Handy, Internet, Skype – umfangreiche Auswertungen sind erforderlich." Eine der großen Veränderungen in der Kripoarbeit der vergangenen Jahre. Dass die Zahl der Wohnungseinbrüche im Bereich des Karls-ruher Präsidiums 2015 zurückgegangen ist und auch der Trend für 2016 in diese Richtung geht, bestätigt ihn.

Über alle Deliktsarten hinweg sind Enzkreis und Landkreis Calw nach der Kriminalstatistik 2015 die sichersten im Land. Das macht den Kriminaler zufrieden.

Calwer Kommissariat ist ihm ans Herz gewachsen

Überhaupt das Kommissariat in Calw: "Es war das kleinste meiner Kommissariate, aber es ist mir besonders ans Herz gewachsen. Vielleicht auch, weil ich aus meinem Bekanntenkreis am meisten auf Sachlagen aus diesem Bezirk angesprochen wurde."

In der Region verwurzelt ist Ruff ohne Zweifel. Außer drei Jahren "Wohnausflug" nach Neuenbürg hat er stets in Dobel gelebt. War 16 Jahre im Gemeinderat aktiv, ist Mitglied mehrerer Vereine. "Hier habe ich mein privates Umfeld, habe dafür beruflich oft weite Fahrtstrecken in Kauf genommen."

Wenn er im September noch einmal offiziell von Landespolizeipräsident Gerhard Klotter in den Ruhestand verabschiedet wird, dann hat sich der seitherige Kripochef sicher schon ein wenig im neuen Leben eingerichtet: Den Garten am Haus in Dobel auf Vordermann bringen, Nordic Walking-Touren auf der Sonneninsel. Alles Dinge, die die vergangenen Jahrzehnte zu kurz kamen. "Nur die Städtereise mit meiner Frau nach Istanbul – die werden wir lieber noch ein bisschen aufschieben…"