Als Außenseiter holte die B-Jugend des TSV Calw die Silbermedaille bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft. . Foto: Flörchinger Foto: Schwarzwälder-Bote

FaustballB-Juniorinnen des TSV Calw werden überraschend deutscher Vizemeister / Zwei weitere Jugendteams treten bei Endrunde an

Der Höhenflug der Calwer Faustballfrauen setzt sich fort: Bei der deutschen U18-Meisterschaft schnappte sich nun auch die A-Jugend – wie schon das Bundesliga-Team zwei Wochen zuvor – die Silbermedaillen.

Erneut ein zweiter Platz für den TSV Calw, der nicht zu erwarten war: Eigentlich war die Mannschaft nach Diez bei Limburg an der Lahn gereist, um einen Rang in der Mitte des Zehnerfeldes zu ergattern, schließlich waren vier bärenstarke Vertreter aus den norddeutschen Faustball-Hochburgen dabei, außerdem Süd-Primus TV Eibach. Womit aber kaum einer rechnen durfte: Nach nervösen Auftritten in der Todesgruppe B am Tag zuvor traten die Mädels in der Finalrunde wie verwandelt auf – mit breiter Brust, sicher, ausgestattet mit einer ordentlichen Portion Coolness.

Zum Auftakt hatte der TSV Calw mit den Hessinnen der TGS Seligenstadt einen dankbaren Gegner. Gut so, denn die Calwer Abwehr kämpfte zunächst mit Zitter-Armen. Vorne stimmte die Abstimmung bei kurzen Bällen nicht und Angriffe verpufften oft wirkungslos. Dennoch jubelten die Calwerinnen über einen Start nach Maß: 11:5 und 11:8.

Die nötige Lockerheit schien jedoch zu fehlen und so war gegen die Großen – Titel-Mitfavorit TK Hannover sowie Serienmeister VfL Kellinghusen – mit jeweils 7:11 und 6:11 nichts auszurichten. Ein Unentschieden gegen TV Dörnberg (11:6, 9:11) reichte, um als Gruppendritter das gesteckte Ziel "Top 6" zu erreichen.

Über Nacht hatten die jungen Frauen dann offenbar neue Kraft und Zuversicht getankt: In den K.o.-Spielen drehten sie plötzlich auf wie die Feuerwehr. Henriette Schell hatte jetzt ordentlich Dampf im Schlagarm und die vielbeschäftigte Zweitangreiferin Kristin Heuer wurde immer mutiger. Ihre Schwester Maren Heuer lenkte als souveräner Kapitän die Zuordnung in der Abwehrreihe. Luisa-Maria Bauer hielt den linken Rückraum sauber und Laura Flörchinger in der Mitte kratzte unglaubliche Angriffsschläge von der Linie. Gewehr bei Fuß standen die technisch sichere Adina Stoll sowie die C-Jugendliche Leonie Pfrommer als Ersatz für die fehlende Katrin Strobel.

Im Viertelfinale geriet der TuS Wakendorf aus Schleswig-Holstein überraschend unter die Räder. Der Calwer Nachwuchs behielt seine klare Linie bei und brachte den ersten Satz durch (11:9), dann reagierten die Nordlichter (8:11), doch im entscheidenden Durchgang gelang dem TSV bei einem 11:5 einfach alles.

Im Halbfinale standen nun drei Teams der Gruppe B und die Orangenen aus dem Nordschwarzwald mussten erneut gegen den TK Hannover ran. Doch diesmal wendete sich das Blatt: Der TSV Calw agierte, von den Trainerinnen Elke Schöck und Petra Pfrommer dirigiert, scheinbar unbeschwert. Während die Mannschaft mit enormem Einsatz um jeden Ball kämpfte, stellte sich bei den Niedersächsinnen Nervosität ein. Sie fanden in der prächtigen Atmosphäre der Diezer Halle kein Rezept gegen die geschlossen und entschlossen auftretenden Süddeutschen. Fair gratulierten die Favoritinnen zum sensationellen Sieg nach 11:8 und 11:8 und zum stärksten Calwer A-Jugend-Auftritt seit Jahren. Bei der Überraschungsmannschaft aus dem Nordschwarzwald kullerten die Freudentränen.

Im Finale stand die athletische Auswahl des Titelverteidigers VfL Kellinghusen gegenüber, durchschnittlich anderthalb Jahre älter und einen halben Kopf größer. Sie hatten im Halbfinale den großen TV Eibach filetiert. Und auch Calw hatte nicht den Hauch einer Chance gegen die perfekt ausgeführten Angriffszüge der Holsteinerinnen: 3:11, 6:11. Die Trauer über die Niederlage aber hielt sich in Grenzen, denn erstmals seit der goldenen Generation mit Stephanie Dannecker und Lisa Kübler war der TSV Calw überhaupt wieder bei einer DM-Endrunde dabei.

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass hinter dem Bundesligateam des TSV Calw ein starker Nachwuchs drängt. Henriette Schell und Maren Heuer gehören bereits dem Frauen-Team an und sie feierten gerade den Vizemeistertitel bei den Großen. Die Leistung von Diez nun ist umso höher zu bewerten, da überhaupt nur zwei A-Jugendliche dabei waren. Für die jüngeren Spielerinnen wie Laura Flörchinger, Kristin Heuer, Adina Stoll und Leonie Pfrommer sowie Muriel Wacker und eben Henriette Schell ergibt sich bereits an diesem Wochenende im westfälischen Hamm die Chance, sogar eine dritte Medaille für den TSV zu ernten: Bei der deutschen B-Jugend-Meisterschaft sind sie – ob sie es nun wollen oder nicht – dieses Mal ein Favorit einen Treppchenplatz.

Auch die U16-Burschen hatten sich in dieser Hallenrunde, der erfolgreichsten Saison aller Zeiten für den TSV Calw, für die Endrunde qualifiziert. Sie fahren am Freitag aber mit der Hypothek nach Wünschmichelbach, dass Hauptangreifer Moritz Pfrommer wegen eines Fingerbruchs ausfällt. Hier heißt es wohl nur: Dabei sein ist alles.