Das Ensemble Concertino widmet sich frühen Kompositionen für die Geige

Von Thomas Bopp

Calw-Hirsau. Die Violine und die anderen Vertreter dieser Instrumentenfamilie haben ihren Ursprung in Oberitalien gehabt. Und hier blieb seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert auch für längere Zeit das Zentrum des Geigenbaus, man denke nur an Namen wie Amati und Stradivari.

Von hier aus entwickelte sich ebenso die Literatur für die Violine, die sich rasch über Europa verbreitete. Das jüngste Konzert der Reihe mit Alter Musik in der Hirsauer Aureliuskirche galt diesen frühen Kompositionen. Zu Gast in Hirsau war mit den beiden Geigerinnen Petra Müllejans und Swantje Hoffmann, mit dem Cellisten Stefan Mühleisen und dem Cembalisten Torsten Johann das Ensemble Concertino, das sich zum großen Teil aus führenden Mitgliedern des Freiburger Barockorchesters zusammensetzt. Und der energische Impetus, mit dem die Konzertmeisterin dieses Orchesters, Petra Müllejans, das so renommierte Ensemble stilistisch geprägt hat und weiterhin prägt, bestimmte auch die musikalische Darstellungsweise im Hirsauer Konzert.

Voller Spannungsfülle, sehr abwechslungsreich und ungemein lebendig waren die Interpreten eingangs an die "Sonata a tre in a" des Monteverdi-Zeitgenossen Gian Paolo Cima herangegangen. Swantje Hoffmann hatte für Marco Uccelinis "Sonata seconda" einen weiten Ambitus der Charakterzeichnung und der Ausdruckskraft gespannt, der in tonlicher Vielseitigkeit von metallisch geschärfter Prägnanz bis zu wärmster Empfindungsfülle reichte und der die Geigerin auch rein technisch auf ungemein hohem Niveau zeigte.

Voller Eleganz und Biegsamkeit hatten sie und der Cellist dem Eingangssatz von Giovanni Benedetto Plattis "Ricercata Nr. 3" ein lebendiges Profil geben können. Trennscharf und doch zugleich anschmiegsam waren sie an deren Mittelsatz herangegangen. Im Zentrum von Francesco Antonio Bonportis "Serenata Nr. 4 in a" steht eine ausladende Variationenreihe, in die Petra Müllejans in bestechender Intonationsgenauigkeit und mit einem reichen Maß an agogischer Spannkraft eine vielseitig aufgefächerte Charakterschärfe einbrachte.

Das originäre volkstümliche Element beließen die vier Interpreten der "Aria sopra la Bergamesca" von Marco Uccelini, doch sie überführten dieses Moment in eine höchste künstlerische Vollendung. Auch Antonio Vivaldi hat für seine "Sonata op.1 Nr.12" ein gleichbleibendes Bassmodell gewählt ("la folia") und darüber eine fast unbegrenzt erscheinen wollende Fülle von Ausdrucksmustern gesetzt.

Ein typisch französisches Klangidiom war in Jacques Auberts "Chaconne in a" für zwei Violinen zu finden. In Georg Philipp Telemanns "Sonate A-Dur" aus dem zweiten Teil seiner Tafelmusik stellte Petra Müllejans ein weiteres Mal ihre gestalterische Wendigkeit und ihr gleichsam erzählerisches Talent unter Beweis.

Zu einem kongenialen Partner jenseits aller bloßen "Stütze" wurden ihr auch hier wieder die beiden Continuospieler. Bis in die feinsten musikalischen Adern aufgefächert und durchdacht bis ins letzte Detail, wie aus einem Guss bekam man zum Beschluss Händels Sonata op.2 Nr. 1 h-Moll zu hören.