Der VfL Nagold erspielte sich beim Gastspiel in Neckarsulm kaum echte Tormöglichkeiten. Nicht untypisch für diese Begegnung: In dieser Szene kommt Torjäger Daniel Schachtschneider gegen Schlussmann Marcel Susser zu spät Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

VerbandsligaDesaströse Vorstellung in den zweiten 45 Minuten im Spiel in Neckarsulm

Von Albert M. Kraushaar

Neckarsulmer Sportunion – VfL Nagold 5:0 (0:0). Die wenigen Zuschauer im Neckarsulmer Stadion sahen ein Verbandsliga-Fußballspiel mit zwei Halbzeiten, von denen zumindest die Nagolder Fans keine mehr erleben möchten.

Nach einer ziemlich faden Nullnummer bis zur Pause brach der VfL Nagold im zweiten Abschnitt völlig ein. Dabei hatte die Mannschaft von Trainer Sven Hayer sogar noch Glück, gegen einen starken Gegner wäre es mit Sicherheit noch viel schlimmer gekommen.

Beim VfL Nagold hatte man lange gegrübelt, wie man die Ausfälle in der Abwehr kompensieren könnte. Heraus kam eine Dreierkette mit Yannic Dengler, Valentin Asch und Markus Link, davor ein dichtes Mittelfeld mit Michael Nebert, Marco Quiskamp, Julian Sieber, Fabio Pflumm und Luka Kravoscanec. Vorne spielten Francis Ubabuike und Daniel Schachtschneider.

Die Nagolder hielten in dieser ungewöhnlichen Konstellation bis zur Halbzeit gut mit. "Wir haben nach hinten kaum etwas zugelassen, und noch vorne zwei, drei gute Möglichkeiten", bilanzierte Sven Hayer die ersten 45 Minuten. Die beste Chance verzeichnete Francis Ubabuike, als er einen Kopfball knapp am langen Pfosten (38.) vorbei zog.

Was im zweiten Abschnitt geschah, ist mit normalem Menschenverstand nicht nachvollziehbar. Die erste Aktion der Neckarsulmer führte gleich zu einem Elfmeter. Es war eine harte Entscheidung von Schiedsrichter Stefan Fimpel, der zusammen mit seinem Assistenten-Duo wohl nicht als Freund des VfL in die Geschichte eingehen wird. Ramazan Kandazoglu nahm die Berührung jedenfalls mit einem eindrucksvollen "Abheber" dankbar an. Martin Hess versenkte den Strafstoß sicher zum 1:0 (48.).

Der zweite Knackpunkt war ein missglückter Abwehrversuch der Neckarsulmer in der 57. Minute. Der Ball kam als Kerze vor dem Strafraumlinie auf den Fuß von Francis Ubabuike. Torhüter Marcel Susser war auf dem halben Weg, das Tor leer, aber der Nigerianer säbelte glatt am Ball vorbei. "So ein Ding muss man machen", schimpfte Sven Hayer, dann wäre der Rest nicht passiert. "Der Rest" begann im Gegenzug, den Michele Varallo zum 2:0 (59.) für die Platzherren abschloss.

Der VfL Nagold musste jetzt aufmachen, tat dies jedoch ohne System und Ordnung, einzig Luka Kravoscanec sorgte mit seinen Vorstößen über die linke Seite für so etwas wie Offensivdrang. Daniel Schachtschneider hatte sich zu diesem Zeitpunkt aufgerieben, Francis Ubabuike entwickelte sich nach seiner "Hohlen" zu einem Totalausfall, die Abwehr um Markus Link und Valentin Asch hat dieses Wort nicht verdient.

Die Neckarsulmer erspielten sich nun Tormöglichkeiten fast schon im Minutentakt. Michele Varallo kam freistehend zum Kopfball (61.) und verzog am langen Pfosten (63.). Der stand kurz danach NSU-Kapitän Martin Hess im Weg, sonst hätte es gleich noch einmal gekligelt. Das Mittelfeld der Nagolder hatte den Zugriff nun völlig verloren. Von Markus Link kam gar nichts, Valentin Asch verstolperte den Ball zum 0:3 (74.). Steffen Elseg traf knapp zehn Minuten später zum 4:0 (81.) nach schöner Kombination unter Mithilfe des Innenpfostens. Nur 60 Sekunden später konnte sich Engin Olgun die Ecke zum 5:0 (82.) aussuchen.

Der VfL Nagold hatte sich aufgeben, nur noch wenige, wie Marco Quiskamp und Julian Sieber, rissen sich noch zu einem energischen Sprint auf, die Spieler, die in der nächsten Saison nicht mehr beim VfL Nagold sind, schienen gedanklich schon weit weg zu sein.

Bezeichnend für die Leistung in den 45 Minuten: Den ersten und einzigen Eckball drosch Daniel Schachtschneider so sinn- und planlos ins Feld, dass nicht mal die Gefahr bestand, einen Nagolder Spieler anzuschießen.

Trainerstimmen: Thorsten Damm, Neckarsulmer Sportunion: "Es gab nach der faden ersten Halbzeit keine Kabinenpredigt. Wir haben ganz ruhig die Fehler angesprochen und uns taktisch und positionsbedingt zur zweiten Halbzeit anders aufgestellt. Nach dem 1:0 ging dann alles wie von selbst."

Sven Hayer, VfL Nagold: "Die erste Halbzeit war ganz ordentlich. Wir haben nichts zugelassen und einige Nadelstiche gesetzt. Nach dem Elfmeter müssen wir den Ausgleich machen, dann geht das hier 1:1 aus. So wie wir dann aber gespielt haben, gewinnen wir keine Punkte mehr."

Mannschaften:

Neckarsulmer Sportunion: Marcel Susser (Tor), Sebastian Kappes, Ramazan Kandazoglu (80. Engin Olgun), Enzo Romano, Philipp Seybold, Christian Schaaf, Steffen Elseg, Quadie Barini, Oliver Köhler (22. Michele Varallo), Steven Neupert, Martin Hess (83. Vedran Celiscak).

VfL Nagold: Andreas Gusenbauer (Tor), Yannic Dengler, Markus Link, Valentin Asch, Luka Kravoscanec (80. Marvin Stoll), Marco Quiskamp, Julian Sieber, Michael Nebert (73. Max Lampl), Fabio Pflumm (83. Jonas Braun), Daniel Schachtschneider, Francis Ubabuike.

Tore: 1:0 (49.) Elfmeter Martin Hess; 2:0 (58.) Michele Varallo; 3:0 (74.) Michele Varallo; 4:0 (80.) Steffen Elseg; 5:0 (81.) Engin Olgun.

Schiedsrichter: Stefan Fimpel.

Zuschauer: 80.