Dieter Lörcher (links) wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft, davon 35 als zweiter Tenor geehrt, und gleichzeitig zum letzten Ehrenmitglied ernannt. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Vereine: Liederkranz Altburg löst sich auf und Oberkollbacher Sänger machen weiter / Dieter Lörcher geehrt

Nach knapp vierstündiger Sitzung der Chorgemeinschaft Altburg/Oberkollbach gab es ein Ergebnis: Von den Mitgliedern stimmten 15:7 einer Auflösung der Gemeinschaft zu, noch deutlicher (12:1) fiel die Entscheidung über die Auflösung des Liederkranzes Altburg aus.

Calw-Altburg/Oberreichenbach-Oberkollbach. Während sich die Altburger ihrem Schicksal ergaben und der Argumentation ihres Vorsitzenden Norbert Link folgten, setzten sich die Oberkollbacher zur Wehr. Im Verlauf der Sitzung mit ihren Anregungen mehrfach an Norbert Link gescheitert, verfehlte dessen Antrag, auch den Liederkranz Oberkollbach aufzulösen, mit acht zu sechs Stimmen die notwendige Dreiviertel-Mehrheit. Nach einer kurzen Pause präsentierten die Oberkollbacher einen eigenen Vorstand und werden ihren inzwischen 98 Jahre alten Liederkranz weiterführen. Link stellte sich trotz mehrfach angekündigten Rücktritts wieder zur Wahl und der Aufgabe, den Liederkranz Altburg nach 127 Jahren abzuwickeln.

Die schwierige Situation von traditionell geleiteten Liederkränzen ist hinreichend bekannt. In vielen Fällen sind die Vereine hoffnungslos überaltert. Dass die Kosten, unter anderem für Chorleiter, steigen, und das Publikum wegbricht, ist ein Trend der Zeit, der auch vor der Chorgemeinschaft nicht Halt gemacht hat. "Wir leben nur noch von der Substanz", erklärte die schon im Februar ausgetretene Kassenwartin Monika Reinbold. Andere haben aufgehört oder sich umorientiert, fünf Sänger sind verstorben.

Dietmar Seyboldt konnte noch 51 Mitglieder aufführen. "Mit 13 Aktiven und 38 Passiven sind wir nicht mehr sing fähig", erklärte der zweite Vorsitzende. "Ich werde unter diesen Umständen keinen neuen Chor anfangen", verschloss sich Norbert Link den Einwänden aus der Hauptversammlung und ignorierte auch Anregungen von Dieter Haag, Vorsitzender des Hermann Hesse Chorverbands. Die ohne Zweifel vorhandenen Spannungen traten phasenweise offen zu Tage. Link hatte in seinem Rückblick "Unstimmigkeiten" eingeräumt und 2016 als ein "chaotisches Jahr" beschrieben.

Mitglieder können Worten schwer folgen

Intensiv hatte er sich mit der Problematik der unterschiedlichen Satzungen beider Vereine auseinandergesetzt. Es erwies sich jedoch für einige Mitglieder als schwierig, seinen ausführlichen, in exaktem Beamtendeutsch gehaltenen Ausführungen zu folgen. Er setzte sich rigoros für die Auflösung ein. "Ich gebe erst auf, wenn ich alles versucht habe", argumentierte hingegen Dieter Haag. Den Eindrücken des Kreisvorsitzenden nach fehlte die Gewissheit, dass hier alles versucht worden ist. Dem schloss sich Reinhard Scheibner vom Liederkranz Oberkollbach an. Vehement stemmte er sich gegen die über der Versammlung liegende Resignation. "Ich will Power sehen, wir brauchen Visionen, müssen Kräfte bündeln, wenn es nur am Geld liegen sollte, ist das traurig", stellte er sich der nach seinen Worten "radikalen Einstellung im Hinblick auf eine Auflösung entgegen. Seine und die Ausführungen des Ex-Vorsitzenden Achim Hammann erreichten die Altburger Mitglieder nicht mehr. Mit zwölf zu einer Stimme folgten sie den Argumenten von Link und beauftragte ihn gleichzeitig nach der Wiederwahl zum ersten Vorsitzenden mit der Auflösung des Vereins zum 31. Dezember.

Die Oberkollbacher wollten dem nicht folgen. Nach einer kurzen Unterbrechung, in der sich dessen Mitglieder intern austauschten, präsentierten sie für ihren Liederkranz mit Reinhard Scheibner (Vorsitzender) Achim Hammann Stellvertreter), Irena Blum (Kasse), Claudia Scheibner, Dietmar Seyboldt (Beisitzer) sowie Schriftführerin Songard Tham einen eigenen Vorstand. "Wenn sich die Altburger aufgelöst haben, sind sie herzlich bei uns eingeladen", schlugen Scheibner und Seyboldt gleich eine Brücke.

Dass Dieter Lörcher sich unter diesen Umständen über seine Ehrung für rund 40 Jahre als zweiter Tenor nicht sonderlich freuen konnte, ging in der allgemeinen Stimmung buchstäblich unter.