Ein bisschen politischer Gegner, ein bisschen Team: Saskia Esen und Hans-Joachim Fuchtel. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Politik: Bundestagsabgeordnete Fuchtel und Esken arbeiten in Berlin als pragmatisches Gespann zusammen

Nordschwarzwald/Berlin. Die Argumente fliegen hin und her. Ganz einig sind sich Hans-Joachim Fuchtel (CDU) und Saskia Esken (SPD) beim Thema Arbeitszeit in der Gastro-Branche ganz offensichtlich nicht. Doch plötzlich hält Hans-Joachim Fuchtel inne, lächelt und meint mit einem Blick auf seine Bundestagskollegin ganz lakonisch: "Wir zwei würden in dieser Sache sicher etwas hinbringen." Und Saskia Esken bestätigt: "Das will ich meinen."

"Wir haben ein gutes Stück Demokratie praktiziert"

Gut fünf Jahre ist es her, dass Bundestagsdauerbrenner Fuchtel mit Saskia Esken von der SPD eine neue Kollegin in Berlin bekam, mit der er die Belange der Region in der Bundeshauptstadt vertreten sollte. Auf den ersten Blick ein ungleiches Duo: hier der erfahrene Konservative Fuchtel, dort die neue ambitionierte und engagierte Sozialdemokratin.

Doch so unterschiedlich sie auch sein mögen, in Berlin haben sie sich ganz offensichtlich zu einem pragmatischen Gespann entwickelt. So sehen sie es jedenfalls selbst. "Wir arbeiten wirklich sehr gut zusammen. Da gibt es keine parteipolitischen Plänkeleien", meint Saskia Esken. "Und das wäre übrigens auch der Fall wenn wir nicht in einer gemeinsamen Koalition wären", ergänzt die Frau aus Bad Liebenzell. Das bestätigt auch Fuchtel: "Wir haben die vergangenen fünf Jahre ein gutes Stück Demokratie praktiziert", so der Christdemokrat.

Bei allen Unterschieden kein Hauen und Stechen, sondern Anstand und Fairness – mit diesem Miteinander habe man in unruhigen Zeiten ein Zeichen für die demokratische Kultur gesetzt, meint Esken. Vielleicht könne man durch so ein respektvolles Verhalten wieder Lust auf Politik machen oder die Menschen dazu bringen, dass sie den Wert der Parteien wieder zu schätzen wissen. "Denn die sind die Rahmenbedingung für unseren Wohlstand", hebt Fuchtel hervor.

"Als Saskia Esken in den Bundestag kam, da kannte ich sie als eine Frau, die nüchtern auf Dinge zugehen kann", erinnert er sich. Er als Praktiker sei wirklich froh darüber, dass man so pragmatisch zusammenarbeiten könne. Das sei bei der politischen Arbeit sehr nützlich: "Denn Abgeordnete sollen Lösungen für Probleme finden und da hilft diese pragmatische Herangehensweise." Man setze sich zusammen, schaue, was beide wollen und stimme dann ab, wer welchen Beitrag leisten könne, wer angesprochen werden müsse, um ans Ziel zu kommen, erzählt Esken von der gemeinsamen Arbeit in Berlin. Das habe sehr gut funktioniert. Da sind sie sich einig.

"Da muss sich keiner etwas persönlich auf die Fahne schreiben"

Als ein herausragendes Ergebnis dieser pragmatischen Zusammenarbeit nennen sie den neuen Bundesverkehrswegeplan. Mit zäher Arbeit habe man da eine Summe von 300 Millionen Euro herausgeholt. "Ein gutes Ergebnis", wie Fuchtel konstatiert. Natürlich hätte man da auf Konfrontation und Agitation setzen können. Doch man habe sich bewusst dagegen entschieden und die Arbeit "im Interesse der Bevölkerung" koordiniert, so Esken. Das habe man im Übrigen auch bei anderen Dingen so gehalten, ob nun beim THW oder beim Denkmalschutz. "Da muss sich keiner etwas persönlich auf die Fahne schreiben", erzählt Esken.

Wenn es nach den beiden Abgeordneten geht, wollen sie die Zusammenarbeit auch nach der anstehenden Bundestagswahl so fortsetzen. "Unser Umgang miteinander wird der gleiche bleiben – ganz egal in welcher Koalition das Land zukünftig regiert wird."