Pfingsten ist das dritte große Fest in der christlichen Tradition, nach
Pfingsten ist das dritte große Fest in der christlichen Tradition, nach Weihnachten und Ostern. Seit vielen Jahren bereiten wir uns hier in Calw und Umgebung auf dieses Ereignis im gemeinsamen Gebet in unterschiedlichen Orten vor. Die Bibel berichtet, dass sich damals die junge Kirche von Himmelfahrt bis Pfingsten zum Gebet versammelt und um das Kommen des Geistes Gottes gebetet hat. Diese neun Tage sind daher eine besondere Zeit.
Christen möchten sich aufmachen, öffnen für den Atem Gottes, der belebt, ermutigt, verändert. Der Begriff, "sich aufmachen" hat ja zwei Bedeutungsrichtungen.
Einmal öffnen sich Menschen, wenn sie sich aufmachen, sind nicht länger verschlossen. Und dann machen sie erste Schritte. Wer sich aufmacht, bleibt nicht stehen, ist unterwegs auf ein Ziel hin.
Dieses Ziel hat sich für die Christen damals plötzlich gezeigt. Sie waren in der Lage, sich denen zuzuwenden, vor denen sie sich vorher abgeschottet – vor denen sie auch Angst hatten.
In den letzten Tagen des gemeinsamen Gebets haben wir viel über Menschen an den Rändern unserer Gesellschaft nachgedacht, Bereiche, vor denen wir uns, vielleicht manchmal auch unbewusst, verschließen. Pfingsten lädt alle Menschen guten Willens ein, sich aufzumachen, den Aufbruch zu wagen, Menschen nahe zu sein, die Gottes Nähe brauchen. Konkret bedeutet das z.B.: Leid und Schmerz zu teilen, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen oder Frieden zu stiften.
Wer so für Arme einsteht, dessen Horizont wird geweitet, der legt seine Gleichgültigkeit ab, spürt in sich die Kraft des Pfingstgeistes, den Geist, der immer wieder Kirche, also die Gemeinschaft der Gläubigen, erneuert. Der kann Fremden Heimat geben und Grenzen überwinden.
Und wer genau in das eigene Lebensumfeld schaut, wird diese Randbereiche an Stellen wahrnehmen, wo er sie nicht vermutet hat, ist eingeladen, sich aufzumachen und der Liebe Gottes Raum zu geben. Er kann spüren: Gott erhört das sehnsuchtsvolle Gebet: Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu.
Hans-Georg Unckell ist Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Josef Calw
