Foto: Schwarzwälder-Bote

Ostern wird es jedes Jahr. Das weiß jedes Kind. Spätestens wenn

Ostern wird es jedes Jahr. Das weiß jedes Kind. Spätestens wenn die Krokusse blühen und die Bäume ausschlagen, dann ist es so weit.

Zugegeben: bei Weihnachten ist es ein wenig einfacher. Das ist immer am gleichen Tag im Kalender. Ostern dagegen wandert ein bisschen – so vier Wochen hin und her. Aber vielleicht ist das ja auch ein wichtiges Zeichen. Denn Ostern, das hat zunächst nichts mit Frühling und dem Osterhasen zu tun, mit bunten Eiern und schulfreien Tagen. Ostern kann es immer werden – auch im Sommer und im trüben Herbst!

Ostern beginnt, wenn das Leben sich stärker zeigt als der Tod! Im Gesangbuch gibt es ein Lied, das das wunderbar beschreibt.

Da heißt es zum Beispiel: Wo einer dem andern neu vertraut und mit ihm eine Brücke baut, um Hass und Feindschaft zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden!

Für mich bedeutet das: Wenn zwei, die lange nichts mehr miteinander gesprochen haben oder zu tun haben wollten, die Chance zu einem Neuanfang ergreifen, aufeinander zu gehen und sich die Hand reichen, dann hat das etwas mit Ostern zu tun.

Oder wenn Menschen sich nicht damit abfinden, dass Unrecht geschieht: in der Schule, im Betrieb, aber auch in der Politik oder in der weiten Welt – und wenn sie dann das Unrecht beim Namen nennen, sich engagieren dafür, dass es aufhört, dann hat das etwas mit Ostern zu tun.

In dem Lied ist es so beschrieben: Wo einer das Unbequeme wagt und offen seine Meinung sagt, um Schein und Lüge zu überwinden, da kannst du Osterspuren finden!

An Ostern bunte Eier zu suchen ist ein Kinderspiel. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ich lade Sie aber ein, sich auf die Suche nach den genannten Osterspuren zu machen. Die gibt es an jedem Ort. Lassen Sie sich aufrütteln von der Botschaft des Ostermorgens: der Tod ist besiegt und das Leben triumphiert!

Und legen Sie selbst Osterspuren: indem auch Sie neu anfangen mit anderen, ein Unrecht beim Namen nennen, Lebenszeichen setzen, wo andere nur Tod und Vergänglichkeit sehen.

Vor ein paar Wochen war ich bei einer Reise quer durch Israel auch in Jerusalem. Dort gibt es gleich zwei Orte, an denen das ehemalige Grab Jesu vermutet wird. Der eine – wahrscheinlichere – Ort ist die sogenannte Grabeskirche. Dort geht es im Gewimmel der Konfessionen und Touristen eher etwas laut und chaotisch zu.

Der andere, eher unwahrscheinliche Ort, ist das sogenannte Gartengrab, das vor allem die Anglikaner für das Grab Jesu halten. Aber eines ist beiden gemeinsam: Das Grab ist leer! Und als Besucher kann man nur in die Worte des Engels einstimmen, der den Frauen am Ostermorgen begegnet ist: Hier ist er nicht!

Seit das Grab Jesu leer ist, kann man Osterspuren überall suchen und finden.

Eine erste Osterspur könnte Sie morgen auch auf den Friedhof führen, an den Ort, an dem wir meinen, der Tod hätte dort das Sagen. Aber so ist es nicht!

Auch für jeden geliebten Menschen, den Sie dort begraben haben, gilt: hier ist er nicht! Das ist Ostern. Mitten im Leben.

Ich wünsche Ihnen ein richtig fröhliches Osterfest!