Tauschten sich über Stuttgart 21 aus (von links): Thomas Blenke, Rainer Prewo, Iris Lehmann, Johannes Schwarz und Ronny Schmidt. In der Sache ging es hart zu, im Ton fair. Foto: Fritsch

Obenbleiber sorgen für lebhafte Diskussion über Stuttgart 21 mit den Landtagskandidaten.

Calw - Eines vorweg: Die Calwer Obenbleiber sind nicht untergegangen. Ihre erste größere Veranstaltung hat die lokale Initiative für einen Stuttgarter Kopfbahnhof gut über die Bühne gebracht.

Es ging natürlich um das umstrittene Thema Stuttgart 21. Gegnern und Befürworter des Großprojekts waren gekommen, viele waren an ihren Buttons zu erkennen.

Gejohle, Gelächter und Zwischenrufe gehören nun mal zu einer solchen Veranstaltung. Letztlich ist es gelungen, die Auseinandersetzung "hart in der Sache, aber fair im Ton" zu führen, wie es Sonja Vollmer ausdrückte, die zusammen mit Robert Rateike seitens der Calwer Obenbleiber die Besucher im voll besetzten Veranstaltungssaal von "danekdance" begrüßte. Der sachliche Verlauf ist auch Iris Lehmann aus Karlsruhe zu verdanken, die für den erkrankten Neuhengstetter Pfarrer Klaus Dieter Wachlin kurzfristig eingesprungen war. Sie moderierte die Runde der Landtagskandidaten. Bis auf die FDP waren alle größeren Parteien vertreten.

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ein deutscher Sozialdemokrat von einer "patriotischen Aufgabe" spricht. Die sieht Rainer Prewo in der Umsetzung von Stuttgart 21. Es sei ein standortpolitisch wichtiges Projekt. Es gelte zu verhindern, Baden-Württemberg von moderner Schienentechnologie abzuhängen.

Da kam zum ersten Mal Leben in den Saal. Der SPD-Landtagsabgeordnete legte voller Temperament einen drauf: "Was die Kosten von Stuttgart 21 anbelangt, habe ich selten so viel dummes Zeug gehört." Denn es komme nicht nur auf die Höhe der Investition sondern auch auf den Ertrag an. Den sieht Prewo bei S 21 beim Faktor 1,3.

Da ist er sich mit Thomas Blenke einig. Der CDU-Abgeordnete sprach von eine "Riesenchance für das Land". Es sei allemal Wert, die heutigen Lasten hinzunehmen.

Kopfbahnhof (K21) sei billiger

Es verwundert nicht, wenn das Johannes Schwarz, Zweitkandidat von Bündnis 90/Grüne, anders sieht. Der Kopfbahnhof (K21) sei billiger. Gerade mal drei Minuten Fahrzeit werden durch das Milliarden-Vorhaben eingespart. Mit Ronny Schmidt, dem Landtagskandidaten der Linken, teilt er die Auffassung, dass der Regionalverkehr dass Rückgrat der Bahn sei und nicht eine europäische Transversale, die von Paris aus via Stuttgart nach Budapest und Bratislava führt.

Blenke hält den S 21-Gegnern und insbesondere den Grünen vor, den Schlichterspruch nicht zu akzeptieren. Da sei unverantwortlich, zumal die Grünen das Schlichtungsverfahren vorgeschlagen hatten.

"Einfach weiter bauen, das geht nicht", hält Schwarz entgegen. Nach Ansicht der Grünen müsse erst der im Schlichterspruch angeordnete Stresstest von der Bahn durchgeführt werden. In dieser Simulation muss nachgewiesen werden, dass ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs in der Spitzenstunde mit guter Betriebsqualität möglich ist.

Die Auswirkungen auf den Raum Calw rückten ein wenig an den Rand der Diskussion. Blenke und Prewo sehen den geplanten S-Bahn-Anschluss von Calw und Nagold durch S 21, im Gegensatz zu Schwarz und Schmidt, nicht gefährdet. Für Prewo hätte man beide Projekte schon vor Jahren in Angriff nehmen müssen. Da habe die frühere Landkreisverwaltung eher zäh gehandelt. Wortmeldungen aus dem Publikum machten sich für den Ausbau der Bahnhöfe entlang der Kulturbahn stark, um auch die Sicherheit zu erhöhen.

Weitere Informationen:

  www.schwabenstreichcalw.wordpress.com und www.abgeordnetenwatch.de