Andreas Reichstein, Leiter der Erlacher Höhe Calw-Nagold, begrüßte die Gäste zur Feier des 30-jährigen Bestehens der diakonischen Einrichtung. Anlässlich des Jubiläums ist im Foyer der Sparkasse eine Ausstellung über das Leben des Obdachlosen Peter Schuhmacher zu sehen. Fotos: Fritsch/Montage: Krämer Foto: Schwarzwälder-Bote

Erlacher Höhe Calw-Nagold feiert 30-jähriges Bestehen / Ausstellung über das Schicksal von Peter Schuhmacher

Von Alfred Verstl

Calw. "Ohne festen Wohnsitz" stand 40 Jahre lang im Ausweis von Peter Schuhmacher. Der aus Bieringen im Hohenlohischen stammende Mann verbrachte einen Großteil seines Lebens auf der Straße. Sein Schicksal ist in einer Ausstellung in der Sparkasse in Calw zu sehen.

Schuhmacher stand auch im Mittelpunkt der Feier anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Erlacher Höhe Calw-Nagold. Der Lebenslauf von Pitt, wie ihn Freunde und Bekannte nannten, scheint typisch zu sein. Eine kinderreiche Familie in prekären Verhältnissen, jüngstes von neun Kindern, wegen seiner Behinderung, einem Klumpfuß, vom Vater beschimpft – weil die orthopädischen Schuhe so teuer sind.

Freiheit habe er dort nie gefunden, sagt Pitt – und geht auf die Straße. Er kommt bis nach Paris und Marseille und doch zieht es ihn immer wieder nach Bieringen zurück. Seine Alkoholprobleme tragen dazu bei, dass er immer wieder abhaut – trotz der Hilfe, die er bekommt. Jetzt, mit 67 Jahren, scheint er bei einem Pfarrerehepaar in seinem Heimatort seine Ruhe gefunden zu haben, nachdem ihn sein Lebensweg auch zur Erlacher Höhe in Künzelsau und Calw geführt hatte.

Ein typischer Lebenslauf eines Obdachlosen? Mitnichten! Es kann jeden treffen. Den Hausbesitzer und Akademiker genauso wie einen Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen, sagt Sebastian Kirsch, Sozialarbeiter bei der Erlacher Höhe.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Trotz der guten Wirtschaftslage nimmt die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz zu, stellt Andreas Reichstein, Leiter der Erlacher Höhe Calw-Nagold, fest. Im heutigen schnellen und dynamischen Wirtschaftsleben schwinden die Chancen der Schwachen, sagt Oberbürgermeister Ralf Eggert. Laut Reichstein braucht es mehr als ein Coaching, um deren Chancen zu erhöhen.

Ortwin Arnold, Leiter des Jobcenters im Landkreis Calw, argumentiert ähnlich wie der Calwer OB. Für Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, das heutige Tempo in der Arbeitswelt mitzugehen, sei es schwer einen Platz zu finden, trotz Lohnkostenzuschüssen. Denn die Unternehmen stehen unter starkem Kostendruck. Besonders schlechte Chancen haben Ungelernte und Langzeitarbeitslose. Sozialdezernent Norbert Weiser ist froh, dass es Träger wie die Erlacher Höhe gibt. Es gelte, gemeinsam zu versuchen, die Not zu lindern.

Wolfgang Sartorius, Vorsitzender des Diakonieverbunds Dornahof & Erlacher Höhe, hob hervor, dass die Einrichtung in Calw in vielfältiger Weise durch Spenden von Bürgern, durch die Kirche und den Landkreis sowie die Hilfe Ehrenamtlicher unterstützt werde und so in ein Netzwerk eingebunden sei.