Geiselbefreiung (wie auf diesem Archivbild) übten Soldaten des Kommandos Spezialkräfte. Foto: Fritsch

Elitesoldaten der US-amerikanischen Streitkräfte dabei. Beteiligten ist es letztlich ebenfalls zu viel.

Calw - Am Ende war es sogar den Kommandosoldaten wohl zu laut. Aber da war es schon zu spät: Anwohner der ehemaligen Lehrerakademie in der Schillerstraße und auch andere Bürger in Calw und Umgebung hatten sich fürchterlich erschrocken.

Ein lauter Knall gegen 22 Uhr am Dienstagabend riss sogar manch einen aus dem Schlaf. Weitere, wie bei einer Explosion, hatte es vorher ab 21.30 Uhr gegeben. Des Rätsels Lösung lieferte gestern auf Anfrage unserer Zeitung der Presseoffizier des Kommandos Spezialkräfte (KSK) Calw in einer Pressemitteilung so: "Das Kommando Spezialkräfte übt in der laufenden Woche in einigen leerstehenden Gebäuden im Stadtgebiet Calw. Dabei kann es vorübergehend auch zu Lärmentwicklung und kleineren Explosionen kommen. Gefahr für die Anwohner besteht dabei nicht. Die Übungen sind regulär bei Polizei und Ordnungsamt der Stadt angemeldet und jeweils bis 22 Uhr abgeschlossen, um die Belastung der Anwohner so gering wie möglich zu halten."

Elitesoldaten der US-amerikanischen Streitkräfte beteiligt

Dass diese Übung, an der auch Elitesoldaten der US-amerikanischen Streitkräfte beteiligt waren, ordnungsgemäß angemeldet war, stimmt insoweit.

Hans-Martin Dittus von der Stadtverwaltung bestätigte, dass am Montag eine E-Mail der Bundeswehr beim Ordnungsamt eingegangen ist. Und zwar mit dem Inhalt, dass am 21. August ab 17.30 Uhr und am 22. August ab 13.30 Uhr an der Akademie sowie von 21.30 bis 23 Uhr am ehemaligen THW-Gebäude hinterm alten Bahnhof geübt werden soll. Geiselbefreiung, wie dies gestern ein Beteiligter sagte.

Thea Karcher-Kastner, Abteilungsleiterin Liegenschaft und Immobilien bei der zuständigen Behörde Vermögen und Bau Amt Pforzheim, erläuterte dazu, dass ihre Behörde im März mit der Bundeswehr einen Vertrag geschlossen hat, wonach diese an diesem Gebäude üben darf. Auch des nachts, allerdings mit der Maßgabe, dass dies bei den zuständigen Behörden anzuzeigen und auf das Ruhebedürfnis der Bevölkerung zu achten sei.

Die Erkenntnis, dass hier etwas schief gelaufen ist, scheint auch bei den Beteiligten gereift zu sein. Noch am Dienstagabend und gestern suchten sie das Gespräch mit der betroffenen Bevölkerung. Wie einer der Soldaten dazu meinte, hätten sich die meisten beschwichtigen lassen, als ihnen erklärt worden sei, dass solche Übungen unumgänglich seien und man wirklich nicht so viel Krach hätte machen wollen.

Aber nicht alle haben das eingesehen. "Kann es sein, dass sich um 21.30 Uhr abends in der Stadt in einem Wohngebiet so etwas abspielen kann, dass das KSK vor den Kindern Krieg übt"?, meinte beispielsweise Anwohner Bernd Stopper dazu.

Kommentar

Rein rechtlich ist gegen das nächtliche Treiben des Kommandos Spezialkräfte im und am ehemaligen Lehrerakademie-Gebäude nichts einzuwenden. Der Bundeswehr ist es nämlich grundsätzlich erlaubt, hier zu üben. Die Befreiung von Geiseln beispielsweise, was zu den ureigenen Aufgaben der Kommandosoldaten zählt.

Auch im speziellen Fall wurde ordnungsgemäß angemeldet, dass sich deswegen Spezialisten spät abends am Gebäude zu schaffen machen. Wie sie das aber getan haben, war schlichtweg zu laut. Selbst die Beteiligten waren erschrocken. Aber sie haben gewusst, was sie da tun.

Der Großteil der Anwohner hatte dagegen keine Ahnung, was geschieht. Deren Empörung ist deswegen nur allzu verständlich. Das nächste Mal sollten sie im Voraus informiert werden. Besser noch: Die Bundeswehr übt an Orten, wo sie niemanden stören kann.