Wenn Züge nach Stuttgart rollen sollen, muss natürlich auch die Eisenbahnbrücke bei Heumaden wieder hergestellt werden. Foto: Hölle Foto: Schwarzwälder-Bote

Schon 2015 könnte Bauarbeiten beginnen / Einige Schwierigkeiten müssen noch ausgeräumt werden

Von Hans-Jürgen Hölle

Calw. Wenn alles gut geht, könnte die Stadt Calw schon im Jahr 2018 an das Stuttgarter S-Bahn-Netz angehängt sein. Sagte jedenfalls Joachim Bley, der Dezernent für Umwelt und Ordnung im Calwer Landratsamt, am Donnerstagabend im Gemeinderat.

Er ist derzeit auf Info-Tour in möglichen Anrainergemeinden der Hermann-Hesse-Bahn unterwegs. Seine Botschaft: Der Kreis will die Reaktivierung der Bahnstrecke unbedingt. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren. Die Chancen stehen gut – trotz aller Schwierigkeiten, die noch ausgeräumt werden müssen. Als sind: naturschutzrechtliche Belange, die Frage, ob Diesel- oder Elektrobetrieb, die unlängst vom Renninger Gemeinderat geäußerten Bedenken.

Das letztgenannte Gremium will, dass die Hermann-Hesse-Bahn elektrifiziert, der Taktverkehr der S6 durch die neue Bahn nicht gestört wird und, dass sich der Landkreis Calw an den Kosten der wegen seiner Pläne in Renningen neu zu bauenden Unterführung beteiligt.

Die standardisierte Bewertung des Vorhabens verspricht, wenn der vom Kreis ins Auge gefasste Betrieb mit Dieselfahrzeugen erfolgen sollte, einen Erfolg: Er ist deutlich billiger. Auch schon bei den Investitionskosten. Nämlich 41,5 Millionen statt (elektrifiziert) knapp 50 Millionen Euro. An den Kosten würde sich, wie berichtet, nicht mehr der Bund, sondern das Land beteiligen müssen. Und zwar nicht mit 75 sondern nur noch mit 50 Prozent

Trotzdem wäre das ein Vorhaben, das sich nach allgemeiner Ansicht der Zuschussgeber rechnet. Unter 50 Millionen Euro müssen es in diesem Fall sein, um bei der standardisierten Bewertung auf einen Wert von plus 1,3 zu kommen. Was, wie Joachim Bley erläuterte, schlicht bedeutet, dass jeder eingesetzte Euro 1,30 Euro wiederbringt. Wie in Althengstett und wahrscheinlich auch in Ostelsheim wollten natürlich die Calwer Gemeinderäte wissen, was ihre Stadt die Reaktivierung der alten Bahnlinie kostet. "5,9 Millionen Euro ohne die laufenden Betriebskosten", sagte OB Ralf Eggert. Das Vorhaben sei nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz förderbar.

Es könnten auch mehr werden: etwa acht Millionen Euro und eine Million für den laufenden Betrieb pro Jahr, wie angemerkt wurde. "Wie wirkt sich das auf unseren Haushalt aus?", wollte Stadtrat Hans Necker (Neue Liste Calw) wissen. "Alle wollen dieses Projekt, aber wenn es ums Zahlen geht, will es doch wieder keiner", erwiderte Dieter Kömpf (Freie Wähler). Man dürfe die Hesse-Bahn im jetzigen Stadium nicht totreden. Es sei für Calw eine einmalige Angelegenheit, und deswegen sei es zu unterstützen. Ratskollege Manfred Füssinger (CDU) sah das ebenso: "Heute wurde die Hermann-Hesse-Bahn als Zukunftsprojekt realistisch dargestellt."

Nach den Worten von Joachim Bley würde, wenn die Weichen rechtzeitig gestellt werden, die vom Landkreis ins Auge gefasste Zeitschiene kein Problem darstellen. Bis zum Jahr 2019 muss das Projekt wegen der möglichen Zuschüsse abgerechnet sein. Zweieinhalb Jahre Bauzeit sind, die neue Brücke bei Heumaden und Umgestaltungen am Haltepunkt ZOB in Calw eingerechnet, veranschlagt. 2015 könnte man schon beginnen.