Hermann Hesse war auch ein geschickter Akteur im Literaturbetrieb. Foto: Hölle Foto: Schwarzwälder-Bote

Literaturnobelpreis: Vor 70 Jahren am 10. Dezember in Schweden verliehen

Calw. Am 10. Dezember 1946 wurde Hermann Hesse in Schweden mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Exakt 70 Jahre später, gastiert am 10. Dezember ab 11 Uhr die im Deutschen Literaturarchiv Marbach entwickelte Zeitkapsel 39 im HermannHesse-Museum in Calw.

Viele Fantasiefiguren

Peter Camenzind, Hans Giebenrath, Demian, der Steppenwolf, Piktor und der Glasperlenspieler Josef Knecht: Ohne Hesse hätte die Literatur des 20. Jahrhunderts viele ihrer Fantasiefiguren nicht, in denen bis heute eigenwillige Ebenbilder zu finden sind. Vielleicht hätte es ohne Hesse auch nie den Suhrkamp Verlag und das Deutsche Literaturarchiv Marbach gegeben.

Kaum ein Autor des 20. Jahrhunderts hat auf der Marbacher Schillerhöhe so viel bewirkt wie Hermann Hesse. 1906 gab er erstmals Manuskripte nach Marbach – er war damals 29, das Schillermuseum gerade mal drei Jahre alt. Mit Bernhard Zeller, dem Gründungsdirektor des Deutschen Literaturarchivs, folgte dann in den 1950er-Jahren die Verstetigung der Zusammenarbeit, bis hin zur Überführung des Nachlasses aus dem Tessiner Montagnola nach Marbach im Jahre 1964.

Zwischen Frankfurt am Main und Montagnola spielte sich derweil eine Parallelgeschichte ab: Neben Brecht war Hesse der einflussreichste Autor des jungen Suhrkamp Verlags. Sein Werk bildete sozusagen das Fundament für alle späteren Erfolge.

Geschickter Akteur

Jan Bürger, Leiter des Siegfried Unseld Archivs in Marbach, folgt Hesses Spuren in den Hinterlassenschaften von Peter Suhrkamp und Siegfried Unseld. Es zeigt sich, dass Hesse nicht nur ein weitsichtiger Stichwortgeber und zuverlässiger Freund gewesen ist, sondern auch ein geschickter Akteur im Literaturbetrieb: Kenner sprechen in diesem Zusammenhang von Hesses Montagnola-Strategie.

Im Rahmen der Marbacher Zeitkapsel 39 werden dem Publikum am Samstag, 10. Dezember, bisher unveröffentlichte Fundstücke und Schätze aus dem Archiv präsentiert. Aus den Dokumenten sowie Briefen liest Sofia Flesch-Baldin (professionelle Sprecherin und Radio-Redakteurin). Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr im Saal Schüz im Hermann-Hesse-Museum statt. Der Eintritt beträgt fünf Euro, ermäßigt drei Euro und berechtigt nach der Veranstaltung zum Besuch der Dauer- und Sonderausstellung im Haus.