Jürgen Below ermöglicht dem Leser einen tiefen Einblick in einen schwierigen Lebensabschnitt Hermann Hesses. Foto: Verlag Foto: Schwarzwälder-Bote

Literatur: Jürgen Below legt Dokumentation vor / Suche nach eigener Identität

Calw/Hamburg. Das Leben Hermann Hesses war immer wieder von Krisen geprägt. Eine besonders schwierige Phase seines Lebens erlebte der Schriftsteller zwischen 1916 und 1920. Diese Zeit wurde nun von Jürgen Below dokumentarisch belegt.

In seiner akribischen Recherche nutzt der Hesse-Kenner teilweise bisher unveröffentlichten Schriftwechsel. Er ermöglicht dem Leser einen tiefen Einblick in diesen Lebensabschnitt des Dichters, der in dieser Zeit um die 40 Jahre alt war.

Es ist fürwahr für den späteren Literaturnobelpreisträger eine schwierige Zeit. Der Vater stirbt, bei seiner ersten Ehefrau Mia kündigen sich psychische Störungen an, Sohn Martin erkrankt im Alter von drei Jahren an einer Hirnhautentzündung.

Hesse selbst reibt sich im Dienst für die Kriegsgefangenenfürsorge auf. Das führt zur Nervenschwäche und körperlichen Leiden. Der Schriftsteller gerät in eine Schaffenskrise.

Das Konfliktjahr 1919 wird zu einem wichtigen Wendepunkt. Hesse trennt sich von seiner Familie, sucht den Neubeginn im Tessin. Kennzeichnend für sein gesamtes Werk sind die Auseinandersetzung mit der Selbstanalyse und die Suche nach der eigenen Identität. 1919 erscheint der Roman "Demian", wo es heißt: "Es gab keine, keine, keine Pflicht für erwachte Menschen als die eine: sich selber zu suchen, in sich selbst zu werden, den eigenen Weg vorwärts zu tasten, einerlei, wohin der führte."

Der Herausgeber des Buchs, Jürgen Below, wurde 1934 geboren. Der Diplomingenieur war Direktor einer Zuckerfabrik. Seit seiner Pensionierung beschäftigt er sich intensiv mit Leben und Werk Hesses. So hat er eine fünfbändige Bibliografie zum Sekundärschrifttum (2005) herausgegeben sowie ein Handbuch mit Quellentexten zu Leben, Werk und Wirkung Hesses (2012).

das buch: Jürgen Below (Herausgeber): Hermann Hesse, "Der Vogel kämpft sich aus dem Ei". Eine dokumentarische Recherche der Krisenjahre 1916-1920. Igel Verlag, 224 Seiten, 24,90 Euro.