Führen künftig den Calwer Gewerbeverein (sitzend von links): Jürgen Ott und Nicolai Stotz. Sie werden von (hinten von links) Earl Fricke, Bernd Feiler, Christine Strienz, Adrian Hettwer und Axel Ludes unterstützt. Foto: Hölle

Jürgen Ott und Nicolai Stotz bilden Doppelspitze. Auch alle anderen Vorstandspositionen sind besetzt. Mit Kommentar

Calw - Der Calwer Gewerbeverein ist wieder handlungsfähig. Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwochabend wurde mit Jürgen Ott und Nicolai Stotz nicht nur eine neue Doppelspitze ins Amt gehievt. Auch alle anderen Vorstandspositionen konnten besetzt werden.

Aber Ott und Stotz, die im Vorfeld der Versammlung genau darauf abgezielt hatten, waren doch einigermaßen erstaunt, als kurz vor der Wahl des Vereinsvorsitzenden mit Wilhelm Schwab ein weiterer Kandidat ins Spiel gebracht wurde. Er gehörte zwar der Findungskommission an, die nach der vorherigen Hauptversammlung, bei der niemand gefunden werden konnte, der nach dem Rückzug des alten Vorstands Verantwortung übernehmen will, eingesetzt wurde. Und er arbeitete in der Kommission, die sich nicht zuletzt nach möglichen Kandidaten umschauen sollte, auch mit. Aber, so Jürgen Ott im Gespräch mit unserer Zeitung, er hat nie durchblicken lassen, dass er Interesse an dieser Position hat. "Ansonsten hätte wohl schon viel früher eine Lösung präsentiert werden können", so Ott.

Schwab, der den anwesenden Mitgliedern bei der Wahl eine Alternative bieten wollte, wie er unserer Zeitung gegenüber betonte, erhielt acht der insgesamt 32 abgegebenen Stimmen. Das Duo Ott/Stotz konnte 24 auf sich vereinigen. Zuvor schon waren die anderen Vorstandsmitglieder einstimmig gewählt worden, die die neue Doppelsitze sich ausgesucht hatte. Als da sind: Earl Fricke als erster stellvertretender Vorsitzender, Adrian Hettwer als zweiter stellvertretender Vorsitzender, Axel Ludes als dritter stellvertretender Vorsitzender, Christine Strienz als Schriftführerin und Bernd Feiler als Kassierer. Dazu kommen noch die Kassenprüfer Uschi Däuble und Albert Goldmann.

Zuvor hatten es die Mitglieder durch eine Satzungsänderung überhaupt erst möglich gemacht, dass der Gewerbeverein künftig von zwei gleichberechtigten ersten Vorsitzenden geführt werden kann. Und Ott sowie Stotz hatten erläutert, was sie dazu bewogen hat, wieder oder noch mehr Verantwortung im Verein zu übernehmen.

Unabhängig voneinander, so berichteten sie, seien sie zur Überzeugung gelangt, dass es mit dem 168 Jahre alten Gewerbeverein unbedingt weiter gehen müsse. "Nicht nur wegen der Tradition, sondern auch deswegen, weil ich nach wie vor der Überzeugung bin, dass wir in Calw unbedingt einen City-Manager brauchen", so Jürgen Ott. Als sie sich darüber ausgetauscht hätten, sei die Idee der Doppelspitze entstanden.

Wie Ott ausführte, wollen er und sein Kollege, dass die Mitglieder ihre Arbeit nach einem Jahr beurteilen: "Wir denken an eine anonymisierte Zufriedenheitsbefragung."

Kommentar: Ehrliche Arbeit

Von Hans-Jürgen Hölle

Die Kuh ist vom Eis. Der Gewerbeverein hat mit der Doppelspitze Jürgen Ott/Nicolai Stotz einen von den Mitgliedern legitimierten Vorstand und ist damit wieder handlungsfähig. Mehr aber vorerst auch nicht. Die Art und Weise, wie das Duo ins Amt kam, muss diesem zu denken geben. Da tauchte mit Wilhelm Schwab unvermittelt ein weiterer Kandidat für den Chefposten auf. Er war selbst Mitglied der Kommission, die den Verein aus der Krise führen sollte, hatte zuvor allerdings keinerlei Ambitionen angemeldet. Schwab scheiterte zwar, konnte aber immerhin ein Viertel der Stimmen auf sich vereinigen. Nicht jedem gefällt also, wie es jetzt weitergehen soll. Auch diese Mitglieder müssen Ott und Stotz – bei allem, was sonst ansteht, um den Verein wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen – noch überzeugen. Am besten mit ehrlicher Arbeit.