Stolzer User der neuen Abfall-App des Kreises: Kreisrat Wolfgang Klasen stolperte in einem VHS-Kurs über das multimediale Erfolgs-Angebot „made in Calw“ Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Abfallwirtschaft: Landkreis beteiligt sich an "Stoffstromanalyse" / Gmeiner erhofft sich neue Erkenntnisse über "Fehlwürfe"

Von Axel H. Kunert

Das Thema Abfall stand gleich in mehreren Facetten auf der Tagesordnung des Umweltausschusses des Kreistags. Die Tops: Stand der Biotonnenpflicht, Teilnahme an einer "Stoffstromanalyse" und der Erfolg der Abfall-App.

Kreis Calw. Wobei all diese Tagesordnungspunkte irgendwie nach "Erfolgsmeldung" klangen. Etwa die Biotonnenpflicht, die seit Anfang 2015 bundesweit gilt und damit auch das Abfallwirtschaftsamt des Landkreises Calw vor die Herausforderung stellte, für jeden der 65 900 Haushalte den Nachweis über eine Entsorgungsmöglichkeit für Bioabfälle zu führen.

Nicht alle Haushalte haben reagiert

Da nicht alle dafür angeschriebenen Haushalte ohne Biotonne fristgerecht reagierten, seien in bestimmten Fällen "Pflichttonnen" zugestellt worden – so Christian Gmeiner Geschäftsführer der AWG Abfallwirtschaft Landkreis Calw GmbH. Insgesamt seien letztlich rund 4700 Biotonnen neu verteilt worden.

Laut Gmeiner kompostieren weiterhin 17 Prozent der Haushalte (rund 11 000) ihren Bioabfall selbst. Weitere zwölf Prozent (etwa 7800) würden als "Mitbenutzer" die Biotonne eines anderes Haushalts nutzen – ein Sonderfall im Kreis Calw.

Insgesamt sei der Landkreis mit diesen Zahlen "ganz vorne mit dabei", was die Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes – ein "wunderbarer Name", wie Landrat Helmut Riegger nicht ohne Ironie ergänzte. Allerdings: Es gebe landesweit auch Landkreis-Verweigerer bei der Umsetzung der Biotonnenpflicht. Deshalb hat die Landesregierung beim "Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft" der Universität Stuttgart im Rahmen des Forschungsprogramms "Bioökonomie Baden Württemberg" das Projekt "Stoffstromanalyse der Rest- und Abfallstoffe in Baden-Württemberg" in Auftrag gegeben.

Für dieses Projekt werden in den kommenden Monaten stichprobenartig Rest- und Bioabfälle auf ihre Zusammensetzung hin untersucht, wobei sich neben der Stadt Stuttgart auch der Kreis Calw beteiligt. Man erhoffe sich dadurch, so Gmeiner, neue Erkenntnisse über Art und Umfang von "Fehlwürfen" im Kreis, also über Müll, der über falsche Mülltonnen entsorgt werde – beispielsweise Plastikmüll in Biotonnen. Ausgewählt wurden für diese Untersuchung Siedlungsbereiche in Nagold. Die betreffenden Haushalte würden im Vorfeld nicht über die Aktion informiert, um ein repräsentatives Sammelergebnis zu erhalten.

Gmeiner betonte, dass "alle Daten vollständig anonymisiert erhoben werden." Ziel der Aktion sei es zu erfahren, wie viel Biomasseanteile in den Restabfällen vorkommen, wo versteckte Biomassenpotenziale unter Umständen schlummerten, und wie viel Fehlwürfe es andererseits in den Biotonnen selbst gebe.

Von Misstrauen kann keine Rede sein

Der Vertreter der Abfallwirtschaft des Landkreises betonte, dass man kein Misstrauen gegen die Bürger hege. Ganz im Gegenteil: Wie der unerwartet große Erfolg der Calwer Abfall-App belege – die mittlerweile bereits mehr als 10 000 Nutzer aufweist (wir berichteten). Eine ganz erstaunliche App, stellt Kreisrat Wolfgang Klasen (Grüne) fest. Er sei eher "unerfahren" beim Gebrauch eines Smartphones. Weshalb er eigens einen Kurs an der Volkshochschule (VHS) belegt habe. Was Klasen zum Amüsement seiner Kreisratskollegen auch nur deshalb im Umweltausschuss erwähne, weil die VHS-Dozentin in ihrem Kursus "ganz begeistert" von ihrer "Entdeckung einer extrem hilfreichen kleinen App" berichtet habe: um dann den Kursteilnehmern ausgerechnet die Abfall-App des Kreises vorzuführen. Da musste die App ja ein Erfolg werden...