Syrische Flüchtlinge helfen beim Aufbau des Sommerkinos im Kloster Hirsau (von links): Anas Mawaldi, Mohammed Makkiea und Anas Al Harash. Foto: Fritsch

Drei Syrer bei den städtischen Servicebetrieben im Einsatz. Zukunft in Deutschland fest im Blick. Nachmittags Sprachunterricht.

Calw - Für Mohammed Makkiea war der vergangene Dienstag der schönste Tag seit langem. Da nahm der syrische Asylbewerber, derzeit untergebracht in der Sammelunterkunft auf dem Wimberg, seine ehrenamtliche Tätigkeit bei den Servicebetrieben der Stadt Calw (SBC) auf.

Endlich was tun und kein Herumsitzen mehr – zur großen Zufriedenheit von SBC-Chef Reinhard Gunzenhäuser packen Mathematiklehrer Makkiea und seine beiden Landsleute, der Student Anas Mawaldi und der Koch Anas Al Harash, beim Aufbau des Sommerkinos auf dem Hirsauer Klostergelände kräftig mit an. Eine schwere Zeit liegt hinter ihnen. "Fünf Jahre habe ich durch den Krieg in meinem Heimatland verloren", erzählt Makkiea auf Englisch. Sein Cousin ist in einem syrischen Gefängnis gestorben. Seine Ehefrau ist nach Saudi-Arabien geflüchtet, befindet sich dort in sicherer Umgebung. Die weite Entfernung wird mit Facebook überbrückt.

Alle drei sind Ende Mai in die Landeserstaufnahmestelle (Lea) in Karlsruhe gekommen. Während Makkiea mit dem Flugzeug nach Spanien und von dort nach Deutschland gelangt ist, waren seine beiden Landsleute weitgehend zu Fuß von Syrien nach Deutschland unterwegs – rund einen Monat lang. Nun befürchten sie, aufgrund des Dubliner Übereinkommens in ihre Erstaufnahmeländer innerhalb der EU, in diesem Fall Spanien und Ungarn, zurückverwiesen zu werden. Eine Befürchtung, die ihnen Oberbürgermeister Ralf Eggert, der sich den Einsatz der Syrer vor Ort anschaute, ein gutes Stück nehmen konnte.

Und sie wollen hier bleiben. Sie fühlen sich in Deutschland sicher und sind dankbar für die Aufnahme. Auch auf dem Wimberg gefällt es ihnen, sie kommen gut mit den Nachbarn aus. "Wir wollen diesem Land dienen", sagt Makkiea. Da gilt es zunächst einmal Deutsch zu lernen. Das machen sie jeden Nachmittag mehrere Stunden lang. Und dann möchten sie in ihren Berufen wieder arbeiten oder ihre Ausbildung fortsetzen. Makkiea träumt davon, irgendwann einmal in Deutschland an einer Berufsschule zu unterrichten.

Einem Wunsch des Lehrers kann das Landratsamt nicht nachkommen. Viele Bewohner halten, wie Makkiea, über das Internet und die Sozialen Netzwerke Kontakt zu ihren Angehörigen und Freunden in ihren Heimatländern. Da wäre ein Anschluss im Heim nicht schlecht, das man bislang immer verlassen muss, um über das Netz Kontakt zu halten. Technisch und auch finanziell sei das kein großes Problem, sagt André Dieringer. Das verhindern vielmehr rechtliche Gründe, so der Abteilungsleiter Gebäude und EDV. Dann träte das Landratsamt als Anbieter von Telekommunikationsdiensten auf, mit allen Konsequenzen, etwa bei polizeilichen Ermittlungen.

Die Fertigstellung der Sammelunterkunft auf dem Wimberg steht unmittelbar bevor. Die ersten 20 Bewohner sind laut Dieringer Mitte Juni eingezogen. 52 weitere kommen in diesen Tagen hinzu. Die Unterkunft ist auf 112 Plätze ausgelegt. Da der Kreis allein in diesem Monat 156 Flüchtlinge aufnehmen muss und die Zahlen weiter dramatisch steigen, ist man, so Dieringer, weiter auf der Suche nach Unterkünften.

So geht auch Eggert fest davon aus, dass auch Calw mehr Asylbewerber aufnehmen muss. Deshalb hat die Stadt die Suche nach weiteren Standorten längst aufgenommen. Neben der Sammelunterkunft und Plätzen in einem weiteren, kleineren Gebäude auf dem Wimberg sind weitere Flüchtlinge in der ehemaligen Mohr-Klinik in Nachbarschaft des Krankenhauses untergebracht. Bei der Suche nach weiteren Plätzen seien diese Teile der Stadt, so der OB, dann außen vor. Ungeeignet seien auch kleine, abgelegene Stadtteile wie Speßhardt oder Weltenschwann. Das biete sich schon wegen der schwierigen Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr nicht an. Folglich konzentriere sich die Suche auf Heumaden, Stammheim, Hirsau und die Kernstadt.

Auch auf Facebook wurde diskutiert:

Drei Flüchtlinge aus Syrien sind jetzt bei den städtischen Servicebetrieben in Calw im Einsatz. Sie packen beim Aufbau des Sommerkinos auf dem Hirsauer Klostergelände kräftig mit an.

Posted by Schwarzwälder Bote Calw on  Donnerstag, 13. August 2015

Info: Gemeinnützige Arbeiten

(av). "Wenn die zulangen, dann gibt es ein Stück." Das ist ein Kompliment. Und zwar von Reinhard Gunzenhäuser. Es richtet sich an die Asylbewerber, die der Leiter des Baubetriebshofs der Stadt Calw bislang eingesetzt hat.

Das gilt für die drei Syrer Mohammed Makkiea, Anas Al Harash und Anas Mawaldi, die am Dienstag ihre Arbeit aufgenommen haben, genauso wie für die Kosovo-Albaner, die zuvor im Einsatz waren. Alle seien bisher sehr motiviert gewesen. Zugewiesen bekommt Gunzenhäuser die Flüchtlinge durch das Landratsamt. Sie dürfen höchstens 20 Stunden und 100 Wochen im Monat arbeiten.

Für ihre gemeinnützige Arbeit erhalten sie eine Aufwandsentschädigung von 1,05 Euro pro Stunde. Eingesetzt werden Asylbewerber, wie auch straffällig gewordene Jugendliche, für Arbeiten, die von keinem Unternehmen am Markt angeboten werden. Die drei Syrer helfen derzeit beim Aufbau des Sommerkinos im Kloster Hirsau, das morgen, Freitag, beginnt. Aber auch die Pflege von Schulhöfen, Kindergärten und Spielplätzen nennt Gunzenhäuser als Beispiel. Das seien zumeist Arbeiten, die zusätzlich bewältigt werden und zu denen die Servicebetriebe der Stadt (SBC) normalerweise nicht kommen.