Maurice Stegner (rechts) und Sebastian Wienand spielten in der Stadtkirche. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Maurice Stegner und Sebastian Wienand präsentieren Programm mit Blockflöte sowie Cembalo

Calw. Mit Maurice Stegner hatte die Musikschule Calw den weltweit führenden Blockflötisten zu einem Konzert in die Stadtkirche Calw geholt. Gemeinsam mit dem Cembalisten Sebastian Wienand, dessen musikalische Grundlagen an der Calwer Musikschule gelegt wurden, nahm Stegner die Zuhörer mit dem Programm "Souvenirs" mit auf eine fesselnde Reise durch selten gehörte barocke Kompositionen.

Für viele ist die Blockflöte das erste Instrument, das sie selbst gespielt haben, und sie assoziieren damit eigene Erfahrungen: Das Vorspiel unterm Weihnachtsbaum im Kreise der Familie, verschwitzte Hände und so mancher quietschende Ton, wenn die Finger noch zu ungelenk waren. Doch nicht umsonst hat die Musikschule Calw die Blockflöte zum "Instrument des Jahres 2017" erkoren und in den vergangenen Monaten die klangliche Vielfalt des Holzblasinstruments bei unterschiedlichen Konzerten präsentiert. Und spätestens seit "Souvenirs" am Freitagabend in der Calwer Stadtkirche ist klar: In der Blockflöte stecken ungeahnte Möglichkeiten. Das Konzert war der Höhepunkt des Blockflötenjahres der Calwer Musikschule.

Faszinierend virtuos

Werke italienischer barocker Komponisten hatte der Flötist Maurice Stegner mit nach Calw gebracht. Faszinierend virtuos und vielseitig präsentierte er die Möglichkeiten der "flauto dolce", der Blockflöte mit Stücken wie der Sonata in g-Moll von Francesco Mancini (1672 bis 1737), "Sonata seconda" von Giovanni Battista Fontana (1571 bis 1630), "Cantata per flauto e basso" von Giovanni Adolfo Hasse (1699 bis 1783), einer Sonate von Giuseppe Sammartini (1693 bis 1750) oder "Canzoni del sei’cento" von Andrea Falconiero, für das Stegner verschiedene Flöten (Sopran, Alt, Tenor und Bass) zum Einsatz brachte. Sein Spiel variierte in der Klangvielfalt zwischen kunstvollem Vogelgezwitscher, überbordenden Kaskaden und sowohl im Kirchenraum wie auch im eigenen Resonanzkörper der Zuhörer korrespondierendem Wohlklang tiefer Töne.

Dabei bot Stegner nicht nur ein klangliches Erlebnis. Seine musikalische Ausdruckskraft kreiert Stegner mit großem Körpereinsatz und einer individuellen Atemtechnik, durch die es ihm gelingt, seinen Instrumenten mehr zu entlocken, als die Notation der Werke vorgibt. Er legt Wärme, Dynamik und Spontaneität in seine Musik und nimmt so die Zuhörer gefangen und mit auf eine geradezu abenteuerliche Fantasiereise. Nicht umsonst wurde Stegner von der Jury des Echo-Klassik 2015 als "Instrumentalist des Jahres" ausgezeichnet und ist weltweit als Solist, aber auch als Dirigent und Musikpädagoge gefragt.

Vielfältig ist auch der aus Calw stammende Cembalist Sebastian Wienand, der heute in Basel lebt, musikalisch unterwegs. Ob als Mitglied bekannter Orchester wie dem Freiburger Barockorchester und dem Kammerorchester Basel, mit eigenen Ensembles oder als Solist machte er sich einen Namen. Er begleitete Stegner mit dem Cembalo, das mit seinen silbrig rauschenden Klängen sowohl mit dem Flötenspiel harmonierte, wie auch dazu beitrug, die barocke Festlichkeit des Konzerts zu unterstreichen. Mit "Ciaccona" von Bernardo Storace (1656 bis 1746) und einer Toccata von Alessandro Scarlatti (1660 bis 1725) präsentierte sich Wienand solistisch.

Ein besonderes Bonbon für alle ambitionierten Blockflötenschüler war am Wochenende in der Folge des Konzerts ein Meisterkurs mit Maurice Stegner. Das Ergebnis präsentieren die Calwer Meisterschüler bei einem Konzert am 2. Dezember im Saal der Musikschule, mit dem das Blockflötenjahr zu Ende gehen wird.