Museumsleiterin Felicitas Günther, Restauratorin Verena Auwärter. Hans Günter Golinski vor dem Bild von Kurt Weinhold "Cora in grüner Hose". Foto: Tröger

"Vom Wesen der Weiblichkeit": Kurt Weinholds Bilder werden gezeigt. Ansturm bei Ausstellungseröffnung sorgt für Verlegung.

Calw - Der Ansturm war überwältigend und sorgte für eine Verlegung der Ausstellungseröffnung vom Hesse-Museum im Haus Schüz in den Saal der Musikschule am Marktplatz. Aber auch dieser rund 150 Sitzplätze bietende Raum war noch zu klein, sodass zahlreiche Gäste bis ins Treppenhaus hinaus stehen mussten.

Der 1896 in Berlin geborene Maler Kurt Weinhold lebte und arbeitete ab 1922 bis zu seinem Tod 1965 in Calw. Seinen 50. Todestag nehmen Stadt und Museum zum Anlass für die Sonderausstellung unter dem Titel "Vom Wesen der Weiblichkeit" mit Exponaten aus städtischem Besitz und Leihgaben der Sparkasse Pforzheim Calw, der Sparkassenstiftung sowie privater Eigentümer.

"Sozusagen am genius loci sind die Früchte seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit seinen Mitmenschen und seinem Umfeld bis Juli im ersten Stock des Hermann-Hesse-Museums zu bewundern", nahm Oberbürgermeister Ralf Eggert Bezug zu der Tatsache, dass sich das Atelier des Künstlers für mehrere Jahre in eben diesem Haus Schüz befand. Dass ausschließlich Frauendarstellungen zu sehen sind, hat mehrere Gründe, so der OB weiter. Gerade Weinholds Frauenporträts sind besonders ausdrucksstark. Des Weiteren waren es seine Frau Margarete und Tochter Cora, die für den Maler lebenslang bevorzugte Modelle waren und die er immer wieder mit Leidenschaft porträtierte.

"Daneben sind es aber auch Calwer Bürgerinnen, denen Weinholds Augenmerk verstärkt galt und an denen er ein Exempel für das Calwer Kleinbürgertum statuierte", fasste Eggert die Gründe für den thematischen Zuschnitt der Ausstellung zusammen. Museumschefin Felicitas Günther nahm das Publikum mit auf einen gedanklichen Ritt durch die Ausstellungsräume, der eine Vorstellung vom kuratorischen Konzept gab.

Die Exponate spannen einen Bogen von Weinholds frühen Schaffensperiode bis in die 1950er- und 1960er-Jahre und zeigen die Entwicklung seines künstlerischen Schaffens entsprechend dem Zeitgeist auf. Felicitas Günther dankte der Gruppe "Frauengeschichte Calw", die sich intensiv mit dem Leben und dem Nachlass von Margarete Weinhold beschäftigt und mit als Ideen- und Stichwortgeber für die Ausstellungsthematik fungiert hat.

Hans Günter Golinski, Direktor des Kunstmuseums Bochum, zeichnete in seiner Funktion als Nachlassverwalter ein lebendiges Bild vom Leben und Wirken des Malers anhand zahlreicher Anekdoten und für den Künstler und seine Entwicklung wichtiger Lebensereignisse und Begegnungen. "Es ist eine Freude, dass junge Kolleginnen und Kollegen Kurt", lobte er "die sehr liebevolle und aufs Detail bedachte" Arbeit des Museumsteams.

Der Weinhold-Experte schrieb seine Dissertation über das Werk eben dieses Malers und war erstmals vor 45 Jahren Gast im Hause Weinhold. Er beschrieb Weinholds Freundschaft mit Rudolf Schlichter, der dem Calwer Maler auch den Blick hinter die Kulissen der Kleinstadt-Gesellschaft geöffnet hat. "Seine Bilder haben ihren Platz in der heutigen Kunstszene, die entstanden sind in einer Zeit, die von Anschwärzen und Nachsagen geprägt waren", so der Redner . "Ich wünsche weiterhin einen guten Nachklang des Namens Weinhold in Calw und darüber hinaus.", schloss Golinski seinen Gastvortrag.

Umrahmt wurde die Vernissage vom Chor "Die Frauenzimmer" unter Leitung von Hans Jörg Kalmbach, die mit einer teils neckischen, teils bizarren und teils romantischen Liedauswahl sehr treffend die Ausstellungsthematik aufgriffen und transportierten.