Deutlich mehr Anmeldungen für das Schuljahr 2013/14 verzeichnet das Maria von Linden-Gymnasium. Foto: Fritsch

Eggert: Kapazitäten müssen anders aufgeteilt werden. Mehr Anmeldungen an den Gymnasien.

Calw - Insbesondere an der Realschule und an den beiden allgemeinbildenden städtischen Gymnasien gibt es Engpässe in der Schulsozialarbeit. Abhilfe lässt sich allenfalls dadurch schaffen, dass die Kapazitäten anders verteilt werden.

"Wir brauchen frühzeitige Hilfen durch die Schulsozialarbeit", stellt Thomas Häberle, Konrektor der Realschule, im Gespräch unserer Zeitung mit Calwer Schulleitern fest. Zwar zeige das Team des Stadtjugendreferats um Jochen Brendle und Stefanie Rieke großes Engagement, das Zeitfenster sei aber viel zu eng.

An den Kapazitäten wird sich nichts ändern, nachdem eine ursprünglich geplante Stelle, die zeitlich begrenzt gewesen wäre, nicht geschaffen wird (wir berichteten). "Mehr geht nicht, auch wenn das Stadtjugendreferat tut, was es kann", sagt Thomas Seifert, Leiter der Abteilung Bildung bei der Stadt. Was bleibt, ist eine andere Aufteilung der Kapazitäten. Das plant Oberbürgermeister Ralf Eggert, betont aber zugleich, dass der Schwerpunkt der Schulsozialarbeit auch künftig bei den Werkrealschulen liegen wird.

Seit etwa zehn Jahren beobachten Realschulen und Gymnasien zunehmend Auffälligkeiten im sozialen Verhalten der Schüler. Das führt Rüdiger Herrscher, Schulleiter des Hermann Hesse-Gymnasiums (HHG), auf vielfältige gesellschaftliche Veränderungen zurück. Stichworte: mehr Scheidungen, Patchwork-Familien, mehr Kinder mit Migrationshintergrund. Auch an den Gymnasien, so Herrschers Beobachtungen am HHG, drohen Kinder sozial zu verwahrlosen, wobei das oft "blitzgescheite" Schüler seien.

Häberle stellt fest, dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern nicht mehr so gut wie früher funktioniere. Manche Väter und Mütter problematischer Schüler werden nicht mehr erreicht. Auffällige Kinder und Jugendliche kommen zu spät oder gar nicht zum Unterricht. Zuhause fehle diesen Schülern oft der Ansprechpartner. Häberle: "Wir kommen an unsere Grenzen."

Zudem führen Veränderungen in der Schulpolitik zu Verschiebungen bei den Schülerströmen. Auch das hat auf die Realschulen eher negative Auswirkungen. Nicht nur dass die Zahlen sinken; zum neuen Schuljahr bricht die Zahl der Fünftklässler von 89 auf 49 ein. Es wird nur noch zwei statt drei Klassen geben. Zudem führe der Run auf die Gymnasien dazu, "dass uns die Leistungsspitze wegbricht", so Häberle.

170 Anmeldungen zum Schuljahr 2013/14 verzeichnet Birgit Scholl, Schulleiterin des Maria von Linden-Gymnasiums, gegenüber 140 vor einem Jahr. Die fünfte Klasse wird dann sechs- statt fünfzügig geführt.

Der Ansturm auf die Gymnasien hat nach Ansicht der beiden Schulleiter nur teilweise mit dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung zu tun. Deren Anteil beziffert Scholl auf rund zehn Prozent. Herrscher weist darauf hin, dass nach Einführung von G 8 in 2005 viele Kinder mit Gymnasium-Empfehlung auf die Realschule gegangen sind. Dieser Trend drehe sich nun wieder um.

Stabile Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr verzeichnet Schulleiter Roland Großhans für die Werkrealschule Calw. An der Grundschule zeigen sich allerdings Auswirkungen des Geburtenrückgangs. Da hat sich die Zahl der Anmeldungen innerhalb weniger Jahre von 60 auf nun 36 nahezu halbiert.