Fußball: Erich Beutler verteilt Trikots auf den vom Taifun Yolanda heimgesuchten Inseln / Nächste Spendenaktion soll nach der Fasnet folgen

Von Tim Geideck

Erich Beutler hat sein Wort gehalten: Trotz eines Schlaganfalls ist der Haiterbacher auf die Philippinen geflogen und verteilte dort 2500 ausrangierte Trikots von Vereinen aus dem Nordschwarzwald.

Wer in diesen Tagen die philippinische Inselgruppe Visayas besucht, der könnte meinen, er sei im Nordschwarzwald gelandet. Die fußballbegeisterten Kinder tragen hier keine Trikots von Real Madrid, River Plate oder Bayern München, sondern vom VfL Nagold, TSV Haiterbach oder TuS Ergenzingen. "Da denkt man wirklich, dass jetzt gleich Nagold spielt", lacht Erich Beutler.

Der 55-jährige Haiterbacher ist verantwortlich für diese ungewöhnlichen Bilder. Beutlers Frau Glenda stammt von der Insel Leyte, die zu den Visayas gehört. Auf dem 180 Kilometer langen Eiland und seiner Nachbarinsel Samar tobte im November 2013 der Taifun Yolanda, der allein auf Leyte 10 000 Todesopfer forderte. Mehr als vier Millionen Menschen wurden auf beiden Inseln obdachlos.

Die Familie Beutler startete umgehend eine Spendenaktion und schickte Hilfsgüter auf die Philippinen. Kurz darauf legte Erich Beutler, der als Schiedsrichter für die SG Dettlingen/Bittelbronn aktiv ist, mit einer zweiten Aktion nach und sammelte in den beiden Fußball-Bezirken Nördlicher Schwarzwald und Böblingen/Calw ausrangierte Trikots, mit denen er den Kindern der Visayas ein Stück Lebensfreude zurückgeben wollte.

Die Idee fand viele Unterstützer – und die Aktion machte über die baden-württembergischen Grenzen hinaus die Runde: Vereine wie der VfR Kandel aus Rheinland-Pfalz beteiligten sich, selbst der Deutsche Fußball-Bund machte mit und steuerte Trikots der Frauen-Nationalmannschaft bei. Insgesamt kamen rund 2500 Trikots sowie zahlreiche Fußbälle, Trainingsanzüge und Geldspenden für den Transport zusammen – der absolute Großteil davon allerdings aus den beiden Bezirken Nördlicher Schwarzwald und Böblingen/Calw.

Trikots werden nicht in fremde Hände gegeben

Klar war für Beutler, dass er die Verteilung der Spenden auf den Philippinen nicht in fremde Hände gibt, sondern er sie persönlich leitet. Da der Haiterbacher zwischenzeitlich einen Schlaganfall erlitt, musste sich das verzögern, doch in zwischen ist der 55-jährige Schiedsrichter wieder auf den Beinen. Acht Wochen lang war Beutler nun auf den Philippinen und verteilte mit Hilfe seines Sohns Marc-Kevin, seiner Frau Glenda sowie Jenny Schiebel aus Pfalzgrafenweiler in den vom Taifun heimgesuchten Gebieten der Visayas die Trikots.

Um zu beschreiben, was er dabei erlebt hat, fehlen Beutler fast die Worte. "Die haben mir die Trikots regelrecht aus der Hand gerissen", wischt sich der Schiedsrichter über die Stirn und sagt: "Die Kinder haben sich wahnsinnig darüber gefreut, dass sie nicht vergessen wurden."

Da Beutler die philippinische Mentalität kennt, ist er in die Schulen gegangen und hat die Trikots dort direkt an die Kinder verteilt. "Sonst wären sie vielleicht nicht in die richtigen Hände gekommen", meint der 55-Jährige. Auf den Philippinen seien die Familienverbände wesentlich stärker als in Deutschland. Die Gefahr wäre deshalb, dass die Trikots von den Familien gehortet werden anstatt sie den Kindern zu geben. "Adidas ist dort einfach das Größte", weiß Beutler.

Sein Plan ging auf. Sogar mehr als gedacht, denn die Kinder tragen die Trikots nicht nur im Sportunterricht, sondern auch auf der Straße und – trotz Schuluniform – im Klassenzimmer. Beutler strahlt: "Das hat mich so sehr mit Freude erfüllt, wie stolz die Kinder unsere Trikots tragen."

Nur beim Verteilen von Trikots blieb es aber nicht. In der 25 000-Einwohner-Stadt Mahaplag auf Leyte hat sich im Juni 2015 eine Fußballschule gegründet, die "Black Forest" ("Schwarzwald") getauft wurde – aus Dankbarkeit für die Spenden aus dem Nordschwarzwald. Auch ihr hat Beutler einen Besuch abgestattet und dort zusammen mit seinem Sohn Marc-Kevin ein Training geleitet. Offiziell besuchen rund 150 Kinder und Jugendliche die Fußballschule, die tatsächliche Zahl dürfte laut Beutler jedoch deutlich höher sein.

Viele Schäden sind noch nicht beseitigt

Deutlich vor Augen geführt wurde Beutler während seiner acht Wochen auf den Philippinen aber auch, welche Kraft der Taifun gehabt hat. Selbst zwei Jahre später sind erst, so der Eindruck des Haiterbachers, 50 Prozent der Schäden repariert. "Das kann man sich nicht vorstellen", schüttelt Beutler mit dem Kopf.

Für ihn steht daher fest: Er wird in diesem Jahr eine dritte Spendenaktion für die Visayas auf die Beine stellen und nach der Fasnet beginnen, erneut Trikots zu sammeln. Bedarf sei auf den beiden Inseln noch reichlich vorhanden. Im November will Beutler dann wieder mit hoffentlich vielen Kartons auf die Philippinen fliegen – und die Visayas noch mehr zu einem Stück Nordschwarzwald machen.