Das "Ensemble" der CDU-Weihnachtsfeier vor seinem "Auftritt" im nagelneuen Würzbacher Bauerntheater (von links): Hausherr Wolfgang Pfrommer, CDU-Kreisvorsitzender für den Kreis Freudenstadt Nobert Beck, die Bundestagsabgeordneten Charles M. Huber, Kees de Vries und Hans-Joachim Fuchtel sowie Thomas Blenke, CDU-Vorsitzender für den Kreis Calw. Fotos: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Die CDU-Weihnachtsfeier der Kreisverbände Calw und Freudenstadt bietet ein echtes Schauspiel mit großen Emotionen

Von Axel H. Kunert

Region. Wie ist es wohl, das nagelneue Theaterhaus des Würzbacher Bauerntheaters im interkommunalen Gewerbegebiet in Calw-Altburg? Die Weihnachtsfeier der CDU-Kreisverbände Calw und Freudenstadt, die auch das etwas verspätete Helferfest für die Bundestagswahl sein sollte, bot dazu erste Eindrücke.

"Wir sind gefühlt die Fan-Club-Vorsitzenden des Würzbacher Bauerntheaters", konstatierte lachend der CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thomas Blenke (Calw) bei seiner Begrüßung für sich und den Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel. Und wollte daher diese Veranstaltung an diesem Ort auch als ausdrückliche Würdigung von Wolfgang Pfrommer verstanden wissen, für den als Vorsitzenden der engagierten "Noch-Laienspielgruppe" mit dem eigenen Theaterbau sicher ein wahrer Lebenstraum in Erfüllung gehe. "Noch-Laienspielgruppe" deshalb, weil, wenn sich das von Blenke entworfene Szenario von Reisebus-Ladungen voller Theatergäste für das Würzbacher Ensemble künftig erfüllen sollte, das schon die Dimensionen einer echten Profi-Bühne einnehmen würde. Ein stilechter, brokat-roter Theatervorhang hängt schon auf der üppig dimensionierten Bühne des sonst noch etwas unfertigen Würzbacher Bauerntheaters. Aber von der Decke hängen auch bereits vier prächtige Kristalllüster. Die, wie Fuchtel anerkennend bemerkte, schon ordentlich Eindruck machten; die allerdings, wie Wolfgang Pfrommer augenzwinkernd aus dem Saal heraus konterte, "noch nicht bezahlt" seien.

Was ebenfalls etwas von jener "Bauernschläue" verriet, für die auch einer der beiden Ehrengäste an diesem Nachmittag bei seiner Arbeit stehen möchte: Kees de Vries ist gebürtiger Niederländer und siedelte Mitte der 90er-Jahre als Landwirt in die neuen Bundesländer um. Er vertritt heute für die CDU den Wahlkreis Anhalt im Bundestag. Und dieser Bundestag habe, so de Vries, manchmal eben eine gute Portion Bauernschläue nötig, "damit die da oben nicht vergessen, wie das Leben für uns da unten" so sei.

Und de Vries’ Auftritt bei der CDU im Nordschwarzwald bot auch – dem Veranstaltungsort angemessen – etwas vom ganz großen emotionalen (Bauern-)Theater: Sein Vater sei im Zweiten Weltkrieg als holländischer Zwangsarbeiter nach Deutschland gekommen. Aber er habe es vergleichsweise gut getroffen – noch heute pflege die Familie de Vries freundschaftliche Beziehungen zu jener Familie, bei der der Vater seine Zwangsarbeit habe leisten müssen. Sodass der als Großbauer (1300 Hektar Land, 800 Milchkühe sowie 600 Jungrinder) so erfolgreiche Sohn heute seinen begeisterten Parteikollegen im Nordschwarzwald mit deutlich hörbarem holländischen Akzent zurufen kann: "Ich bin froh, in diesem tollen Land zu leben."

Das war schon ein bisschen Lou van Burg – eben echtes Polit-Entertainment. Und es wurde mit dem zweiten Ehrengast des Tages, den Staatssekretär Fuchtel mit nach Altburg gebracht hatte, noch ein bisschen mehr, zumal Charles M. Huber vorerst einmal der bekannteste echte Profi-Schauspieler sein dürfte, der im Würzbacher Bauerntheater seinen Auftritt feiern durfte. Auch wenn Huber, der als Assistent von TV-Kommissar "Der Alte" jahrelang in die deutschen Wohnzimmer flimmerte und aktuell in Afrika, wo die bekannte Fernsehserie derzeit erstmals ausgestrahlt wird, ein echter Mega-Star ist, eigentlich ebenfalls "nur" als Abgeordneter- und Fraktions-Kollege von Fuchtel und de Vries in den Nordschwarzwald gekommen war. Selbst geboren in Niederbayern, stammt Huber aus einer politisch sehr engagierten Familie. Sein Onkel sei Staatspräsident des Senegal gewesen. Er selbst arbeite seit Jahren als Berater in Afrikafragen für Regierungen und auch die Uno. Erst am Morgen sei er aus Washington zurückgekehrt, leide zwar noch ein wenig unter dem Jetleg, aber er sei gerne der Einladung von Kollege Fuchtel gefolgt. Nicht, weil er dem Staatssekretär gegenüber "weisungsgebunden" sei, sondern, wie er an Fuchtel gewandt mit wohlgesetztem Pathos sagte, "weil ich dich mag". Eben doch großes Gefühls-Theater im Würzbacher Bauerntheater. Huber ist seit vergangenem Jahr für den Wahlkreis Darmstadt im Bundestag.

Aber die Inszenierung dieses kleinen, manchmal wirklich herzerwärmenden Polit-Schauspiels mit Fuchtel als eigentlichem Impresario gefiel – auch der CDU-Parteibasis aus den Kreisen Calw und Freudenstadt, der dieses Fest an diesem Ort ja eigentlich gewidmet war. Eben durch und durch der richtige Tonfall für eine besonders besinnliche Weihnachtsfeier. Klar, dass da auch der Applaus stimmte. Nicht nur für das kleine Ensemble des Würzbacher Bauerntheaters, das mit einem kurzen Sketch noch seine Bühnenqualitäten unter Beweis gestellt hatte. Auch die "große Polit-Bühne" konnte vor dem Nordschwarzwälder Publikum wirklich brillieren.