Besonderes Interesse der Mitglieder des KGV beim Besuch des Pforzheimer Stadtmuseums fand die kleine Flößerabteilung, in der Führerin Christina Klittich (rechts) Erläuterungen gibt.Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Pendler legten einst zu Fuß lange Strecken zurück / Kreisgeschichtsverein besucht Pforzheimer Stadtmuseum

Von Hans Schabert

Calw/Pforzheim.Beeindruckt zeigten sich die Mitglieder des Kreisgeschichtsvereins Calw (KGV) von der Führung durchs Pforzheimer Stadtmuseum. Dabei brachte Kuratorin Christina Klittich auch Verflechtungen der Stadtgeschichte mit der Calwer Kreisgeschichte zur Sprache.

Da gab es in vielen Calwer Kreisgemeinden die "Rassler". "Woher kommt der Name ›Rassler‹?", wollte ein Teilnehmer wissen. Es waren das "Gerassel" der genagelten Schuhe, die frühmorgens und zur Feierabendzeit tausendfach die Pforzheimer Straßen erfüllten.

Die vielen Pendler arbeiteten nach der vorletzten Jahrhundertwende in der blühenden Pforzheimer Schmuckwarenindustrie. Zu Fuß aus Schömberg, Stammheim oder dem Calwer Wald bis zu einem Bahnhof und weiter mit dem Zug ging es in die Goldstadt. Nach elf oder zwölf Stunden führte der Weg zurück und oft zur Arbeit in der Landwirtschaft. Nach wenigen Stunden Schlaf begann dann sechs Mal in der Woche alles wieder von vorne.

Hauptstadtfunktion

Heute ist Pforzheim sozusagen die Regional-Hauptstadt des nördlichen Schwarzwalds. Vom Mittelalter bis zu Tausch- und Kaufverträgen von 1603 war es für die erst danach württembergisch gewordenen Ämter Liebenzell und Altensteig auch Landeshauptstadt. Hier saß der Markgraf von Baden-Pforzheim, dessen Grablege über Jahrhunderte die Pforzheimer Schlosskirche blieb. In Protokollen der Landschaft, einer Vorgängerin des Landtags, sind heute noch die Namen in die Volksvertretung Entsandten aus Schömberg, Igelsloch, Zwerenberg oder Altensteig nachzulesen.

Beeindruckend waren Modelle des alten Pforzheim. Fast erschütternd wirkte ein Miniatur-Nachbau von der am 23. Februar 1945 zerstörten Stadt mit ihren ausgebrannten Ruinen. In wenigen Minuten vernichteten englische Bomben fast 18 000 Menschenleben. Die Feuersbrunst war bis ans südliche Ende des Kreises Calw zu sehen.

Besonders interessant war für die KGV-Mitglieder die kleine Flößerabteilung. In der Au, der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Flößervorstadt, wurden die aus dem Nagold- und Enztal kommenden Flöße zu größeren in Richtung Mannheim zusammengebunden Ein abschließender Höhepunkt war die Besichtigung des Nachbaus vom Motorwagen, mit dem Berta Benz 1888 die erste Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim gewagt hatte.