Auch nach fast einem Jahr sind Kunden immer noch ein seltener Anblick im City Center in Calw. Foto: Kunert

Verkauf der Einkaufs-Mall wartet seit über einem Vierteljahr auf seinen Vollzug. In allen Filialen ist tote Hose.

Calw - Eigentlich ist das City Center in Calw (CCC) seit Dezember vergangenen Jahres verkauft. Aber wer der neue Eigentümer ist, bleibt weiter ein großes Geheimnis.

"Der Verkauf ist noch nicht final vollzogen", sagt der Sprecher des bisherigen Eigentümers, Tobias Kocherscheidt von der niederländischen Bauträgerfirma Ten Brinke, die das CCC erst im April 2014 eröffnet hatte.

Ursprünglich sollte der Eigentümer-Übergang Anfang dieses Jahres vollzogen werden, spätestens bis März – so die seinerzeitige Ankündigung Kocherscheidts. Neuer Eigentümer soll dabei ein wirklicher Spezialist für solch einen Handelsplatz sein, der bereits mehr als 350.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche in seinem Besitz verwaltet. Wann dieser allerdings die Schlüsselgewalt in Calws neuestem Handelszentrum übernehmen soll, ist derzeit offensichtlich immer noch völlig offen. Denn jetzt sagt Ten Brinke-Mann Kocherscheidt auf Nachfrage: "Ob es tatsächlich noch der März wird, dafür möchte ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Eher April, wahrscheinlich Mai."

Für das City Center vergrößern diese Verzögerungen die Probleme, die die Einkaufs-Mall seit ihrer Eröffnung sowieso schon begleiten. Denn es ist kein Geheimnis, dass die Kundenfrequenz auf den mehr als 7000 Quadratmetern Verkaufsflächen mehr als zu Wünschen übrig lässt. Größter Standortvorteil des CCC ist derzeit, dass man dort immer einen Parkplatz direkt an den Zugängen der beiden Parkdecks zum Einkaufsbereich bekommt. Und die Mitarbeiter in den verschiedenen, hier ansässigen Handelsunternehmen eigentlich immer Zeit für einen haben – weil sich eben eher selten Kunden hierher verirren.

In allen Filialen tote Hose

Von den derzeitigen Mietern mag sich aktuell allein Thomas Ledermann, Geschäftsführer der Lepi-Schuhandels-Gruppe, zu den Anlaufschwierigkeiten des CCC gegenüber der Presse äußern. "Ja, es läuft nicht so wie es sein sollte." Wobei Ledermann auch darauf verweist, dass aktuell aufgrund des Saison-Übergangs in seiner Branche "in allen unseren Filialen tote Hose" sei. Das werde sich aber Mitte, Ende März ändern, wenn die Sommerkollektion in die Läden komme. Allerdings geht auch Ledermann davon aus, dass das allein die Probleme am Standort Calw für sein Unternehmen nicht beheben werde.

Was Ledermann beobachtet hat: "Kunden von außerhalb Calws, die einmal aus Neugier zu uns gekommen sind und die Stärken unseres Sortiments entdeckt haben, kommen immer wieder. Aber die Calwer selbst meiden uns." Warum das so sei, da wolle er nicht spekulieren. Aber er sehe als ein Hemmschuh für die Entwicklung des City Centers, dass dieses Einkaufszentrum bisher nicht seitens der Stadt öffentlich ausgeschildert wurde und es bisher mit seinen zwei Parkdecks auch nicht an das hiesige Parkleitsystem angeschlossen ist – anders als beispielsweise der Kaufland-Standort, auf den sowohl Straßenschilder als auch das dynamische Parkleitsystem die Autofahrer aktiv hinweisen.

Größtes Manko für das CCC aber, so Ledermann: "Man erkennt bei dieser Immobilie leider nicht von außen, wie groß es innen eigentlich ist." Große Werbeplanen außen an der Fassade, die visualisieren würden, was es drinnen im CCC alles zu entdecken gebe – und die auf den ersten Blick den Passanten erzählten, was der eigenwillige CCC-Bau für eine Funktion habe – könnten Abhilfe schaffen.

Aber da, so Ledermann, spiele die Stadt Calw derzeit aus städtebaulichen Gründen nicht mit, was unverständlich sei, denn genau solch riesige Werbeplanen hängten ja auch am Markt-Parkhaus zur Nagold hin und sähen "wirklich gut dort aus."

Aufgeben will Ledermann aber noch lange nicht. Denn der Handelsplatz sei gut, die Sortimente stimmten, die Infrastruktur und Verkehrsanbindung auch. Lediglich die Kommunikation nach außen sei verbesserungswürdig. Aber das sei ein Management-Problem, von dem er hoffe, dass es mit dem künftigen neuen Eigentümer des CCC der Vergangenheit angehöre.