Großer Erfolg: Hans-Ulrich Bay hatte in Sachen Reaktivierung der Stecke Calw-Weil der Stadt nie aufgegeben. Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Seit 27 Jahren setzt sich Hans-Ulrich Bay für die Reaktivierung der Strecke Calw-Weil der Stadt ein – nun mit Erfolg

Von Martin Bernklau

Kreis Calw. Die Zeichen stehen gut. Vielleicht fährt in vier, fünf Jahren der erste Zug der Hesse-Bahn auf der alten Strecke zwischen Weil der Stadt und Calw. Dann haben Hans-Ulrich Bay und seine Mitstreiter vom Verein "Württembergische Schwarzwaldbahn" das große Ziel eines nun schon 27 Jahre währenden zähen und nimmermüden Einsatzes erreicht.

Die Stilllegung der einst so stolzen, 1872 eröffneten Strecke – mit ihrem damals höchsten Bahndamm, den spektakulären Tunneln und Panoramen als einziger "Gebirgsschleife", dem längsten Steigungsabschnitt Württembergs – hatte die damalige Bundesbahn für den Personenverkehr im Jahr 1983 beschlossen. Förmlich entwidmet aber wurde sie nie.

Noch ein Jahr bevor nach einem Böschungsrutsch jeder Zugverkehr und die Pflege der Trasse ihr Ende fanden, hatte sich 1987 ein gutes Dutzend engagierter Bürger unter der Führung von Hans-Ulrich Bay aus Calw und des Leonberger Schienen-Enthusiasten Hans-Joachim Knupfer in der Ostelsheimer "Sonne" zusammengefunden und den Verein gegründet. Von Anfang an hatten die bewusst überparteilichen Aktivisten nicht bloße Eisenbahn-Romantik im Sinn, sondern "ganz klar die Reaktivierung der Schwarzwaldbahn", erinnert sich Bay.

Zwar konnte der 1939 in Stuttgart geborene "alte Innenstadtbewohner" das wirtschaftliche Ziel der Bahn nachvollziehen, die seit jeher defizitäre Schienenverbindung nach Stuttgart zu kappen. "Ich empfand das aber als einen unfreundlichen Akt gegenüber Calw", sagt der Sohn des früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Hans Bay, der selber von früh auf bei den Sozialdemokraten verwurzelt war und für die Partei auch viele Jahre im Gemeinderat und im Kreistag saß.

Im Landratsamt stets offene Türen gefunden

Als Hauptverbindung von Stuttgart in die Schweiz hatte die Schwarzwald-Strecke längst ausgedient, nachdem es die Gäubahn über Horb und Singen gab. Auch die Nagoldtalbahn von Pforzheim her hatte an Bedeutung verloren. Der schmucke alte Calwer Bahnhof als Knoten war bahntechnisch ein "Wasserkopf", wie Bay das heute nennt. Die Bundesbahn zog sich aus der Fläche mehr und mehr zurück und ersetzte Schienen durch Buslinien. Bei der Planung des ZOB am Calwer Bischof war es der Verein, der auf den Gleisanschluss für die heutige "Kulturbahn" drängen musste.

Im Landratsamt, so bilanziert Hans-Ulrich Bay, fanden die beharrlichen Bahn-Aktivisten bei allem Streit im Detail "stets offene Türen und viel Fachkompetenz" für ihre Vision. Unter Landrat Herbert Zerr übernahm der Kreis 1994 für eine symbolische Mark die Strecke von der DB. Den CDU-Landrat Helmut Riegger konnte Bay schließlich zu Beginn von dessen Amtszeit "in einem sehr kontroversen Gespräch" zum wohl wichtigsten Verbündeten für die Sache gewinnen. Schon bald habe sich Riegger für die Reaktivierung der Strecke "sehr weit aus dem Fenster gelehnt".

Die alte Schwarzwaldbahn ist als Hesse-Bahn wieder auf die Spur gebracht, trotz aller noch offenen technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Details und trotz aller aktuellen Auseinandersetzungen – etwa mit Strecken-Anrainern über den Lärmschutz. Fast Tag für Tag ist Hans-Ulrich Bay noch bei der Sache, seiner Sache. "Fragen Sie meine Frau, ob das mein Haupt-Lebensinhalt ist", scherzt er. Für den vor zwölf Jahren in den Ruhestand gegangenen Realschullehrer und Sozialdemokraten schwingen jedenfalls viel Respekt und durchaus auch Dankbarkeit mit, wenn er mit Blick auf seine Mitstreiter und seine politischen Partner von der CDU sagt: "So etwas schafft man nur zusammen."