Anja Tischendorf heißt die aktuelle Leiterin der Fachstelle Sucht in der Bahnhofstraße. Foto: Hölle

Nach 40 Jahren längst kein Ein-Mann-Betrieb mehr. Anja Tischendorf leitet neues Team in der Bahnhofstraße.

Calw - Psychosoziale Beratungsstelle hieß es vor 40 Jahren. Längst ist daraus die Fachstelle Sucht geworden. Der Ein-Mann-Betrieb aus dem Jahr 1975 hat sich zu einem interdisziplinären Team entwickelt, bei dem alle Suchtkranken – und nicht nur die – Hilfe finden.

Erwin Kowalewski war vor 40 Jahren der Einzelkämpfer des baden-württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation, wie er heute heißt, in der Bahnhofstraße. Das Angebot hielt sich in Grenzen. Schwerpunkt seiner Arbeit war neben wenigen Beratungsgesprächen die Vermittlung von Alkoholkranken in eine sechsmonatige Langzeittherapie. Wer mit illegalen Drogen Probleme hatte, wurde nebenher mitbetreut.

Das sieht heute völlig anders aus. Inzwischen sind bei der Arbeit, wie Anja Tischendorf, die aktuelle Leiterin der Fachstelle, und ihr Mitarbeiter Peter in einem Pressegespräch erläuterten, neben den klassischen Süchten verschiedene andere Formen hinzugekommen, die 1975 noch nicht so im Blick waren: Spielsucht, Internetsucht, Mediensucht. Die Drogen haben sich verändert, die Zielgruppen auch. Beispielsweise sind bei der Prävention Senioren als Zielgruppe interessant.

Entsprechend hat sich die Fachstelle entwickelt, die schon bald nach dem Beginn auch Außenstellen in Nagold und in Calmbach unterhielt. Das inzwischen sehr differenzierte Angebot richtet sich dabei in erster Linie ganz gezielt an dem Beratungs- und Behandlungsbedarf des einzelnen Klienten aus.

Beratung bei Suchtproblemen jeglicher Art, Beratung von Angehörigen, von Vorgesetzten und Betriebsräten zum Umgang mit Suchtkranken, Suchtdiagnostik sowie Erstellung eines Hilfeplans, Vermittlung in stationäre und teilstationäre Therapie, Durchführung der ambulanten Therapie inklusive Nachsorge, psychosoziale Begleitung, soziale Trainingskurse, Schulungen von Personal in Spielhallen, umfangreiche Präventionsmodule, Nikotinentwöhnung, betriebliche Sozialberatung und diverse Selbsthilfegruppen: All das bietet die Fachstelle an. Nicht zu vergessen die Hilfe beim Weg zurück zum Führerschein, die auch nicht Nichtsüchtige in Anspruch nehmen sollten.

"Die Zeiten und Herausforderungen ändern sich, und die Fachstelle Sucht Calw hat sich mit ihnen gewandelt. Das wollen wir feiern", so Anja Tischendorf. Und zwar am 30. Oktober im Landratsamt mit geladenen Gästen.