Die Gesundheitsberaterinnen der Diakonischen Bezirksstellen (von links) Yvonne Maisenbacher, Helga Benz-Roeder und Eva-Maria Ehret-Becker. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Diakonische Bezirksstellen stehen mit Rat und Tat zur Seite / Auf Nachsorgetreffen wird Wert gelegt

Von Annette Selter-Gehring

Calw. Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die nachhaltige Wirkung von Kurmaßnahmen durch eine entsprechende Vor- und Nachbereitung deutlich verbessert werden kann. Im Diakonieverband Calw-Nagold-Neuenbürg sind Nachtreffen, Gruppenangebote und spezielle Kurnachsorgetage schon seit Jahren fester Bestandteil jeder vermittelten und begleiteten Kurmaßnahme für Mütter und Väter.

Beim diesjährigen Kur-Nachsorgetag für Mütter im Haus der Kirche in Calw konnten die Gesundheitsberaterinnen der Diakonischen Bezirksstellen in Calw, Neuenbürg und Nagold, Helga Benz-Roeder, Yvonne Maisenbacher und Eva Maria Ehret-Becker, rund 40 Teilnehmerinnen begrüßen. Auf dem Programm stand ein Referat von Angelika Mohr, Gesprächs- sowie Kinder- und Jugendpsychotherapeutin aus Nagold unter dem Titel "Achtsamkeit und Stressreduzierung". Anschaulichen Erklärungen folgten praktische Übungen, um den eigenen Körper und seine Bedürfnisse wieder wahrnehmen zu können. Workshops schlossen sich an.

"Ich spür mich nicht mehr" oder "Ich war früher eigentlich ein fröhlicher Mensch", seien Sätze, wie sie in den Beratungen überlasteter Mütter und auch Väter häufig geäußert würden, so die Gesundheitsberaterinnen. Eigene Bedürfnisse werden hinten angestellt. Man müsse funktionieren und nehme nicht mehr wahr, dass Körper, Geist und Seele leiden. Es könne kein Gleichgewicht mehr zwischen der eigenen Erholung und den zu erfüllenden Aufgaben sowie den Erwartungen hergestellt werden. Zu den alltäglichen familiären und beruflichen Anforderungen würden viele dem in der Gesellschaft immer stärker werdenden Druck des "Optimierungswahns" zum Opfer fallen, so Ehret-Becker. Es werde suggeriert, dass man immer fit, immer schön, immer auf dem aktuellsten Stand und perfekt sein müsse. Die Fähigkeit, auf die eigenen Gefühle und Befindlichkeit zu hören, gehe dabei verloren.

Während einer Kur können Mütter und Väter wieder ein Gespür für eine gesunde Balance zwischen Anforderungen und Erholung in ihrem Leben finden. Veränderungen werden angestoßen und alte Verhaltensmuster aufgebrochen. Dies dauerhaft im Alltag zu verankern und eine nachhaltige Wirkung der Kur zu erzielen, ist ohne weiterführende Begleitung schwer. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass im Diakonieverband Calw-Nagold-Neuenbürg die Teilnahme an Nachsorgemaßnahmen verbindlicher Teil der Therapiekette ist.

Beim jüngsten Nachsorgetreffen im Haus der Kirche in Calw gingen die Mütter der Frage nach, wie sie Stresssituationen im Alltag zunächst greifbar machen und sich dann bewusst auf die Suche nach Bewältigungsstrategien machen können. Breiten Raum nahm am Vormittag die eigene Körperwahrnehmung ein und die Frage wie ein achtsamer Umgang mit den eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnissen aussehen kann. Atemtechniken, Bewegungs- und Gehmeditationen, Partnermassagen und die bewusste Steuerung von Emotionen konnten die Teilnehmerinnen in praktischen Übungen erleben. Im Anschluss gab es vertiefende Workshops mit Gesprächsangeboten, Entspannungstraining und kreativen Angeboten; und dazwischen Gespräche – es wurden dabei Kontakte geknüpft und gepflegt.

"Das Wachsen von Beziehungen ist ein wichtiger Bestandteil der Treffen", so Maisenbacher. Ein spiritueller Impuls beendete den Nachsorgetag. In der Begleitung der Mütter war dies jedoch keine Schlusspunkt, betonte Helga Benz-Roeder. Die diakonischen Bezirksstellen stehen weiter mit Rat und Tat zur Seite, um den Betroffen aus ihrer Erschöpfung heraus zu mehr Lebensvitalität zu verhelfen.