Auch im Publikum brodelte es gleich von Beginn an. Foto: Strienz Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei erneuter Podiumsdiskussion über Stuttgart 21 will keiner auch nur ein Stück von seiner Meinung abrücken

Von Christine Strienz

Calw. Kopfschütteln war die Geste, die man am Donnerstagabend in der Aula am häufigsten bei den rund 100 Gästen beobachten konnte. Die Calwer Obenbleiber – die lokale Initiative für den Kopfbahnhof 21, und die Initiative Nordschwarzwald Pro S 21 hatten zur Podiumsdiskussion geladen. Auf einen grünen Zweig kam man natürlich nicht.

Die Fronten sind verhärtet. Keiner der sechs Experten auf dem Podium wollte auch nur ein Stück von seiner Meinung abrücken – auch wenn der Nebensatz "ich lasse mich gerne eines besseren belehren" recht häufig in die Diskussion einfloss. Den Anspruch, jemanden von seiner Meinung abzubringen, habe er auch gar nicht, sagte Moderator Holger Sobanski zu Beginn der Veranstaltung.

In der Runde saßen auf Seite der Befürworter von S 21 Wolfgang Dietrich, Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, Stefan Faiß, Mitglied der Grünen, und Christian Becker von der Deutschen Bahn AG. Ihnen gegenüber die Verfechter der Variante Kopfbahnhof 21: Klaus Arnoldi, stellvertretender Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, Johannes Schwarz, Fraktionssprecher der Grünen im Kreistag und Marc Braun von "Ingenieure gegen Stuttgart 21".

Aber nicht nur in der Expertenrunde ging es hoch her, auch im Publikum brodelte es gleich von Beginn an. Zwischenrufe empörter Zuhörer gab es häufig, kombiniert mit schon erwähntem Kopfschütteln, aufgeregtem Einreden auf den Sitznachbarn, Augenrollen und sarkastischem Gelächter. Vor allem die Gegner von Stuttgart 21, die in der Aula eindeutig in der Überzahl waren, machten ihrem Unmut lautstark Luft.

Die härtesten Vorwürfe, mit denen sich die Bahnvertreter konfrontiert sahen, waren die der Fakten- und Kostenverschleierung sowie, dass Stuttgart 21 vordergründig ein Immobilienprojekt für die Landeshauptstadt sei. "Wir glauben Ihnen einfach nicht mehr", sagte ein Zuhörer und erntete damit zustimmenden Applaus. Die Bahn werde doch kein Immobiliengeschäft für Stuttgart finanzieren, hielt die andere Seite dagegen. Und man möge doch endlich aufhören mit den unhaltbaren Verschwörungstheorien und dem Verbreiten von Unwahrheiten.

Bleibt vorerst nur auf das Resultat des Stresstests zu warten. Mit dem Test soll die Leistungsfähigkeit des geplanten Tiefbahnhofs geprüft werden. Aber selbst wenn das Ergebnis zugunsten von Stuttgart 21 ausfallen sollte, ist mit dem Ende des Protests nicht zu rechnen. Johannes Schwarz forderte den sofortigen Bau- und Vergabestopp bis zum Ergebnis. Auch bei positivem Bescheid für den Tiefbahnhof will er geprüft wissen, ob der Kopfbahnhof nicht doch die wirtschaftlichere Variante sei.