Rosa Baum (rechts) und Gertrud Schosser haben ihr gemeinsames Atelier jetzt am oberen Marktplatz. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

"Frauen am Werk" residieren mittlerweile am oberen Marktplatz / Stadtraum ideal für Begegnungen

Von Marija Mikulcic

Calw. Rosa Baum war hauptberuflich Lehrerin. Gertrud Schosser auch. Dass die beiden an der Tafel standen, liegt aber schon länger zurück. Mittlerweile widmen sie sich ganz der Kunst. Als "Frauen am Werk" beleben sie mittlerweile die ehemaligen Räumlichkeiten der "Neuen Apotheke" am oberen Marktplatz.

Gut ein halbes Jahr lang waren Schosser und Baum zuvor am Hermann-Hesse-Platz zu Hause. Im Frühjahr 2013 hatten sie ihr Atelier eröffnet. "Frauen am Werk": Der Name für die gemeinschaftliche Schaffensstätte war schnell gefunden. Er drängte sich regelrecht auf.

Nicht zuletzt, weil in unmittelbarer Nähe zu Baums und Schossers künstlerischer Heimat zwei weitere Frauen mit handwerklichen Dingen handelten. Der Kunstraum wurde von Besuchern gut angenommen.

Tina Leonie Müller und Barbara Jöchler sind nach wie vor am Hesse-Platz ansässig. Die beiden "Werksfrauen" nun schon seit einem Monat am oberen Marktplatz. Auch wenn das Vierergespann 300 Meter trennen – der Name ist geblieben. Auf diese Weise bleiben die "Frauen am Werk" für alte und neue Interessierte gut auffindbar.

"Wir sind mit dem Weltladen hier drin", erläutert Baum die Koexistenz von Kunst und fair gehandelten Produkten am Marktplatz. Das, ergänzt sie, passe auch inhaltlich ganz gut zusammen. Bis Wolfgang Bührlen, der Eigentümer des Gebäudes, einen neuen Mieter findet, residiert in dem Gewerberaum mit Galerie die Kunst. In ihrer neuen Wirkungsstätte wollen die Künstlerinnen sich vor allem eines lassen: Freiraum.

Zum Arbeiten ins Städtchen zu kommen, das sei schön, meint Rosa Baum. An ihrem hiesigen Einsatzort schätze sie die Begegnungen. Im heimischen Oberlengenhardt hingegen die Stille, erläutert sie die Vorzüge ihrer beiden Einsatzorte. Auch Gertrud Schosser weiß die Beschaulichkeit zu schätzen, die sie in Stammheim vorfindet. Schon seit 1983 erlebt sie dort immer wieder Phasen intensiver künstlerischer Tätigkeit.

Kooperiert haben die beiden Kunstschaffenden erstmals im Jahr 1999. Damals wurden im Landratsamt die ersten "Frauenkulturwochen" abgehalten. Auch bei einer Neuauflage der Ausstellung im Jahr 2009 hingen ihre Werke Seite an Seite. "Bei uns ist ein gewachsenes Vertrauen da", beschreibt Baum das Verhältnis der beiden Frauen.

Auch in ihrer neuen Wirkungsstätte planen Baum und Schosser eine Schau. Im Frühsommer soll es so weit sein. Im Moment prangen viele Tiere an den Wänden. "Tiere sind auch nur Menschen", kommentiert Baum ihre neun Tier-Porträts, die gleich in Sichtweite des Eingangs hängen. Ente, Ziege, Frosch und Kuh, versehen mit "menschlichen" Äußerungen, prangen jeweils auf kleinformatigen Untergründen.

Die pastellenen Töne verleihen dem kunstfertig verfremdeten Kleintiergehege etwas Friedvolles. Wer dieses menschlich-tierische Idyll, die große schwarze Bärin an der Wand gegenüber und auch Abstraktes bestaunen will, ist samstags zur Marktzeit bei den "Frauen am Werk" willkommen.