Hans-Joachim Knupfer hat alles Wissenswerte über die Württembergische Schwarzwaldbahn zusammengetragen. Fotos: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Joachim Knupfer legt Buch vor / Bemühungen des Vereins WSB tragen Früchte / Beeindruckende Aufnahmen

Von Bettina Bausch Calw. Mehr als 20 Jahre lang hat Eisenbahn-Fan Hans-Joachim Knupfer alles gesammelt, was er über die Württembergische Schwarzwaldbahn finden konnte: Alte Dokumente, Schilder, Pläne und vor allem faszinierende Fotoaufnahmen, die teilweise zurückreichen bis in die Bauzeit. Daraus entstand ein Bildband mit fundierten Textbeiträgen, die das Herz jedes Eisenbahnfreundes höher schlagen lassen.

Das Buch zeigt nicht nur die Geschichte dieser Bahn und ihre ehemalige Bedeutung auf, sondern befasst sich auch mit den aktuellen Bemühungen um den Ausbau der Strecke Calw-Weil der Stadt als Verlängerung der S-Bahn-Linie 6 von Stuttgart her.

In einem ersten Teil befasst sich der Autor intensiv mit der Bahnstrecke von Stuttgart- Zuffenhausen über Leonberg und Weil der Stadt nach Calw. Dabei werden ausführlich die Probleme dargestellt, die die Ingenieure beim Bau zu bewältigen hatten. Besonders die Überwindung des Gefälles von Althengstett nach Calw erforderte viel Können.

Der Bau der Strecke gelang mit einer riesigen Schleife um den Calwer Welzberg und der Aufschüttung eines gewaltigen Dammes bei Hirsau. Knupfer zeigt die Schönheit der Strecke mit ihren vielfältigen, faszinierenden Ausblicken. Textabschnitte aus Büchern Hermann Hesses zeigen, dass der größte Sohn der Stadt seinerzeit von der Strecke angetan war. "Vorsichtig langsam fuhr der Zug in großen Windungen den Hügel abwärts, und mit jeder Windung wurden Häuser, Gassen, Fluss und Gärten der unten liegenden Stadt näher und deutlicher", schrieb Hesse 1907 in "Schönheit der Jugend".

Der Leser erfährt, dass anfangs die Streckenführung umstritten war. Starke Kräfte wollten die Bahnlinie nicht über Leonberg, sondern über Böblingen führen. Schließlich bekam dann im württembergischen Landtag die Strecke über Leonberg eine knappe Mehrheit.

Beeindruckend sind Aufnahmen, die Hunderte von Arbeitern zeigen, wie sie ohne Bagger, lediglich mit Schaufel und Schubkarren ausgerüstet, riesige Erdmassen abgraben und anderswo aufschütten. Was damals als "Riesenbau für ein Jahrtausend" deklariert wurde, hatte dann allerdings nur 130 Jahre lang Bestand. Im Mai 1983 fuhr der bislang letzte Zug auf der Strecke.

Eine Gruppe von Eisen- bahnfreunden wollte sich partout nicht damit abfinden und gründete zunächst eine Bürgerinitiative, aus der später der Verein Württembergische Schwarzwaldbahn (WSB) hervorging. Das letzte Kapi- tel des 120 Seiten umfassenden Buches befasst sich unter dem Motto "20 Jahre Kampf" mit den hartnäckigen Bemühungen des Vereins, die Strecke zu reaktivieren. Viele Arbeitseinsätze dienten immer wieder der Entfernung des Bewuchses, der sich im Laufe der Zeit an der Strecke angesiedelt hatte.

Größere Projekte waren die Umsetzung des historischen Stellwerks Calw Süd und der Aufbau eines kleines Museums.

"Klinken putzen" nannte der langjährige Vorsitzende Hans- Ulrich Bay die unzähligen Behördengänge und Gespräche, die er und andere Vereinsmitglieder führten, um die Behörden für ihre Ziele zu gewinnen.

Besonders erfreulich ist, dass die Eisenbahnfreunde durch ihren zähen Einsatz ganz offensichtlich vieles bewegten, denn inzwischen nehmen sich politische Gremien der Sache an. Der Calwer Kreistag hat einen Zweckverband mit dem Landkreis Böblingen gegründet, der die Planung, den Bau und den Betrieb der S-Bahn-Strecke von Calw nach Weil der Stadt betreiben wird. Die Gesamtkosten des Projekts werden derzeit auf 66 Millionen Euro geschätzt.

Wird damit der Verein überflüssig? Dies weist Knupfer, der auch Mitglied des Vereinsvorstandes ist, weit von sich. "Auch wenn der Calwer Abschnitt in absehbarer Zeit in Betrieb gehen sollte, geht uns das Vereinsgeschäft nicht aus", schmunzelt er. Denkmalgeschütze Anlagen müssten gepflegt und touristisch interessante Kleinhaltepunkte könnten angelegt werden. Außerdem ließen sich ein Schwarzwald-Kulturdenkmal-Konzept zusammen mit den Gemeinden verwirklichen und ein Bahnlehrpfad sowie ein Hermann-Hesse-Erlebnispfad anlegen. Auch touristische Sonderzüge könnten angeboten werden, so Knupfer.

Das Buch: Hans-Joachim Knupfer: Die Württembergische Schwarzwaldbahn Stuttgart-Leonberg-Weil der Stadt-Calw. DGEG Medien Verlag, ISBN 978-3-937189-57-4, 24,80 Euro.