Bürgermeister Harry Ebert (links) gibt sich im Wahlkampf bürgernah. In Gauselfingen diskutierte er am Dienstagabend mit einer fast 20-köpfigen Gruppe interessierter Bürger. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Harry Ebert auf Wahlkampftour in den Teilorten / Über Gewerbesteuer, Zuschuss-Poker und Schuldentilgung

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen-Gauselfingen. Der Amtsinhaber betritt die Gaststätte Sonne in Gauselfingen mit einem Scherz: "Seid ihr wegen mir da?" Die Gäste müssen lachen. Die Stimmung ist locker. Es ist die Woche vor der Bürgermeisterwahl, Harry Ebert ist auf Wahlkampftour durch die Kneipen.

Flyer drucken und Verteilen, an einem Stand um Stimmen werben oder sein Bild an die Laternenmasten in der Stadt zu hängen, das hat der Burladinger Schultes sich gespart. Er kennt seine Stärken, weiß, dass er inzwischen im direkten Kontakt mit seinen Burladingern am besten rüberkommt.

Von solchen, die die kommunalpolitische Szene schon lange verfolgen und gelegentlich auch vom Rathauschef selbst hört man: Das freie Sprechen war anfangs nicht sein Ding. Da ist einer mit seinen Aufgaben gewachsen. Und nach 16 Jahren im Amt hat Harry Ebert etwas zu erzählen.

Wer nicht in die Stadthalle kam, um sich ein Bild über wenigstens zwei der drei Bewerber für den Chefsessel im Rathaus zu machen, soll bei Einzelveranstaltungen in den Teilorten noch einmal Gelegen-heit haben, dem Amtsinhaber auf den Zahn zu fühlen. "Ich mache das bewusst in Gaststätten und nicht in städtischen Gebäuden um in nix reinzukommen", erläutert Ebert. Und von Anfang an habe er gesagt, egal wie die Bewerbersituation aussieht: "Ich gehe wieder in die Teilorte."

Und so tourt Harry Ebert durch die Burladinger Kneipen. Nicht überall mit dem gleichen Erfolg. Zur Veranstaltung im Café Abele in Starzeln, zu der die Bürger aus dem Killertal eingeladen waren, erschien niemand. "Da war ich in fünf Minuten wieder draußen", erzählt Ebert. In Gauselfingen läuft es anders. Da haben sich 17 kommunalpolitisch Interessierte zusammengefunden, um zuzuhören und ihre Fragen zu stellen. Und das, was in Beratungsvorlagen und Beschlüssen oft nach verschwurbeltem Amtsdeutsch klingt, fasst Ebert in klare Worte. Etwa, wie der städtische Haushalt geführt werden müsse, nämlich so, "als sei es das eigene Geld."

Dem Zwischenrufer, der zu bedenken gibt, dass er als Privatmann aber keine Gewerbesteuer bekommt, nimmt der Rathauschef den Wind aus den Segeln. Die Gewerbesteuer sei so konjunkturabhängig, das sei "der Wahnsinn". Diese Einnahme sei keine verlässliche Größe, schwanke in Burladingen zwischen 1,8 und 2,5 Millionen im Jahr. Ebert verweist auf Städte wie Biberach und Sindelfingen, die bei Konjunktureinbrüchen "auf einmal da standen und kein Geld mehr hatten". Ebert setzt auf das Anbohren von Landes- und Bundestöpfen. Und da kann er sich auch als cooler Pokerspieler geben. Zu gerne erzählt er, wie die Stadt damals den Zuschuss für die Trigema-Arena abgelehnt und zurück gegeben habe, die Kritiker das für verrückt erklärt hätten und wie im Jahr darauf eine Summe aus der Sportförderung floss, die doppelt so hoch gewesen sei. Zuschüsse und eigene Mittel statt weiterer Schuldenaufnahme, das sei das Rezept.

Ebert: "Man muss Visionen haben."

In Eberts Amtszeit, darauf verweist er nicht ohne Stolz, habe Burladingen seine Schulden halbieren können. "Das muss Ihnen erst mal einer nachmachen", attestiert ihm ein Gauselfinger. Zum Ärztehaus spricht der Schultes, auch über das Gewerbegebiet Kleineschle, wie ausbaufähig der Kindergarten im Gauselfinger Schulgebäude sei, wie froh er sei, das Postverteilzentrum und die über 30 Arbeitsplätze nach Gauselfingen manövriert zu haben und das man sich der schwindenden Einwohnerzahl nicht kampflos ergeben solle.

"Man muss Visionen haben", stellt er klar. Am Stammtisch reinen Wein einschenken, auch das ist Aufgabe des Bürgermeisters. Das schnelle Internet, das die Gauselfinger sich so sehr wünschen, werde in diesem Jahr noch nicht kommen und auch im nächsten nicht. Die Stadtverwaltung bleibe aber dran. Er bittet seine Zuhörer zur Wahl zu gehen, eine hohe Wahlbeteiligung sei ihm wichtig. Dann, so Ebert, habe er bei Landes- und Bundesbehörden und auch im eigenen Gemeinderat, sollte er wieder gewählt werden, ein anderes Gewicht.