Burladingens Bürgermeister Ebert mit dem Finger an der Maus: Seine neuesten Posts im sozialen Netzwerk vertiefen die Kluft zum Gemeinderat noch weiter. Foto: Rapthel-Kieser

Nach scharfen Angriffen wird die gemeinsame Basis mit dem Gemeinderat immer kleiner.

Burladingen - Die Bürger Burladingens und ihre gewählten Vertreter kommen nicht zur Ruhe. Nach den jüngsten Äußerungen des Bürgermeisters Harry Ebert im sozialen Netzwerk Facebook scheint das Verhältnis von Stadtparlamentariern zu Rathauschef restlos zerrüttet.

Speziell die Gemeinderäte ärgern sich nicht nur, dass Burladingen auch überregional nicht aus den Negativ-Schlagzeilen rauskommt. Sie fühlen sich zum Teil auch ganz persönlich hart angegriffen. Burladingens CDU-Fraktionschefin Dörte Conradi zum Beispiel. Aus deren öffentlich geäußerter Einschätzung, die Hechinger Flüchtlingseinrichtung sei ein "Leuchtturmprojekt", machte Ebert in seinen Äußerungen ein "Armleuchterprojekt".

Er warf der Burladinger Sprecherin der Mehrheitsfraktion vor, sich aus "Kadavergehorsam" gegenüber der Parteivorsitzenden, gemeint ist Bundeskanzlerin Angela Merkel, "am Nasenring vorführen" zu lassen. Conradi sagte auf Anfrage gegenüber unserer Zeitung gestern: "Für solche Äußerungen des Bürgermeisters inhaltlicher Art und auf den Gemeinderat bezogen habe ich kein Verständnis. Dies widerspricht jeglichen Gepflogenheiten des politischen Stils und Umgangs, völlig indiskutabel."

Alexander Schülzle, Sprecher der Freien Wähler und hauptberuflich Kreisjugendpfleger im Landratsamt, hatte den Termin in der Wohngruppe und im Wohnheim im ehemaligen Hechinger Krankenhaus nach Eberts Amtsblattaffäre in bester Absicht organisiert und musste dann im Internet lesen, dass er derjenige sei, der seine Amtskollegen als "Sozialarbeiter des Landratsamtes am Nasenring durch die Manege" führe.

Kooperation auf der Kippe

Kein Wunder, dass Schülzle nun, offensichtlich auch persönlich verletzt, meint: "Eine weitere konkrete Zusammenarbeit ist für mich kaum noch vorstellbar."

CDU-Rat Friedemann Mutschler, der beim Besuch der Einrichtung Wortführer derer war, die die Journalisten von Funk und Fernsehen nicht im Raum haben wollten, sagte: "Ich will mich im Moment noch nicht dazu äußern und erst einmal abwarten". Das Warten wird wohl nicht lange dauern, denn die so gescholtenen Gemeinderäte und ihr ungebremst polarisierender Rathauschef begegnen sich alle am Donnerstag von Angesicht zu Angesicht wieder: In der Haushaltsitzung.

Bereits seit Freitag Abend, besonders aber gestern, liefen hinter den Kulissen die Telefondrähte heiß.

Fraktionen beschäftigt

Eberts Verbalattacken waren vermutlich ein großer Tagesordnungspunkt in den Fraktionssitzungen am Abend. Dort hätte eigentlich in Ruhe über Zahlen und Fakten gesprochen und vorberaten werden sollen. Denn der Burladinger Haushalt für das Jahr 2017, ein annähernd 340 Seiten dickes Planwerk mit wichtigen Projekten und insgesamt 34,37 Millionen Euro Umfang, soll in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am kommenden Donnerstag verabschiedet werden.

Jetzt scheint auch die Königsaufgabe der 24 Rätinnen und Räte – das richtige und wichtige Verteilen der Finanzmittel – von der für viele ärgerlichen Asyldebatte, der unverhohlenen AfD-Nähe Eberts, der Amtsblattaffäre und seinen ständigen Tiraden in sozialen Netzwerken überschattet.

Nicht nur das: Mit seinen Äußerungen nimmt Ebert einmal mehr auch die direkte Konfrontation mit der Kreisverwaltung, mit Landrat Günther-Martin Pauli und den Kreisräten in Kauf.