Marlies Volm und Michael Binder präsentieren die Veeh-Harfe, auf welcher ihre Teilnehmer spielen können. Foto: Bender Foto: Schwarzwälder-Bote

In gleich drei Projekten bringen Marlies Volm und Michael Binder älteren Menschen Musik-Geragogik näher

Von Lukas Bender

Burladingen. Geragogik – Das bedeutet eine Mischung aus Geriatrie und Pädagogik. Dabei steht die Förderung alter Menschen im Vordergrund. Die Musik-Geragogik ist dabei nur eine von vielen Arten. Und dieser widmen sich nun die Jugendmusikschullehrer Marlies Volm und Michael Binder.

Schon seit März dieses Jahres besuchen die Pädagogen wöchentlich das Haus St. Georg und alle zwei Wochen das Haus Fehlatal in Burladingen.

Vor allem demente Menschen sollen durch Gesang, Sprache, Tanz, Bewegung und Instrumentalspiel angesprochen werden. Und das findet bei den Teilnehmern und der Leitung der Pflegehäuser viel Zuspruch. Erstaunlich sei, wie Emotionen bei teils schwer dementen Menschen erhalten blieben, erläutert Volm. So erkennen diese zum Beispiel alte Jugendlieder und singen mit, denn "Musik öffnet die Tür zu den Gefühlen", meint Marlies Volm.

Ältere Menschen sollen gefordert werden

Sie und Michael Binder entdeckten die Ausschreibung zur Ausbildung am Schwarzen Brett der Jugendmusikschule Burladingen und meldeten sich unabhängig voneinander an. Marlies Volm suchte eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung und will ältere Menschen, die praktisch "den ganzen Tag Freizeit haben" fordern und beschäftigen. Für Binder war es der Reiz, mit alten Menschen zu arbeiten, der ihn zu dieser arbeits- und zeitintensiven Unternehmung antrieb. Das war für den Klavierlehrer weitestgehend neu, sind doch die meisten seiner Schüler im jugendlichen Alter.

Dabei kam dann auch die Idee für das erste Projekt: "Großeltern musizieren mit ihren Enkeln". Die Kinder des Kinderchores werden an Heiligabend von ihren Großeltern am Xylophon oder an der Veeh-Harfe begleitet. Wer daran Interesse hat, sollte sich bis zum 12. Oktober direkt in der Jugendmusikschule Burladingen oder per Telefon unter der Nummer 07475/9 11 47 anmelden. Teilnehmen kann jeder, egal, ob das Enkelkind im Kinderchor singt oder nicht. Auch werden keine Kenntnisse im Musizieren benötigt. Die Grundkenntnisse erlernen Senioren in der Jugendmusikschule.

Wen die Veeh-Harfe anspricht, der kann auch das zweite Projekt der beiden Musikschullehrer in Anspruch nehmen. Ohne Notenkenntnisse kann das Spielen des Instruments schnell erlernt werden. Unter die Saiten der ein-oktavigen Harfe wird ein Notenblatt geschoben. Dann muss man sich nur noch der Punktlinie entlangarbeiten und nach der Reihe die Saite vorm Punkt zupfen, erklärt Marlies Volm. Zurzeit stehen acht Leih-Harfen zur Verfügung. Anmelden kann man sich noch bis zum 5. Oktober und dann unverbindlich die Schnupperstunden in der Jugendmusikschule am 6. Oktober um 18.15 Uhr, am 12. Oktober um 10 Uhr und am 14. Oktober um 10 Uhr besuchen.

Je nach Erfolg beginnt dann im Januar 2016 der Folgekurs. "Mit Musik, Sprache und Bewegung Grenzen überwinden", heißt dann das Thema. Das Angebot ist offen, auf die Wünsche der Teilnehmer kann eingegangen werden. Wie der Titel schon sagt, sollen aber experimentell Herausforderungen geschaffen werden.

Musikschullehrer kennen die Krankheitsbilder

Bei all diesen Kursen haben die Senioren mit den erfahrenen Musikschullehrern eine gute Betreuung an ihrer Seite. Beide lernten in ihrer Ausbildung zur Musik-Geragogik die wichtigsten typischen Krankheitsbilder,wie zum Beispiel Demenz, kennen. Das ist wichtig, um einzelne Teilnehmer betreuen zu können. Man müsse die Senioren fordern, dürfe sie aber auch nicht überfordern, erklären die beiden Lehrer. Schwierig sei dabei auch, nicht auf die kindliche Schiene zu kommen, meint Volm. Sie und Binder sind zurzeit noch auf Finanzierungssuche. Bisher kamen dafür die Leitung der Pflegehäuser, die Jugendmusikschule und der Förderverein Jugendmusikschule auf. Momentan bezahlen die Lehrer die Instrumente aus eigener Tasche.