Wer schreibt, der bleibt: Der Melchinger Aemilian Hron hat seinen ersten Band mit Krimi-Kurzgeschichten herausgegeben. Foto: eri Foto: Schwarzwälder-Bote

Bücher: Aemilian Hron hat Ermittler-Gespann entwickelt / Geschichten sind in einem Band zusammengefasst

Wenn der 71-Jährige Melchinger Aemilian Hron mit seiner Frau am Frühstückstisch sitzt, geht es oft um Mord. Denn der pensionierte Wissenschaftler schreibt Krimis, und seine Frau Rosemarie ist seine erste Leserin und härteste Kritikerin.

Burladingen-Melchingen. Vor Kurzem ist im epubli-Verlag sein erstes Buch mit sieben Kriminalgeschichten unter dem Titel "Mordkommission Tübingen" erschienen, ein anderer Verlag hat ihn bereits darum gebeten, einen ganzen Kriminalroman zu schreiben. "Geschrieben habe ich ja eigentlich immer", kommentiert der rüstige Rentner verschmitzt. Nämlich als Wissenschaftler, Hron hat einen Doktor in Psychologie und verschiedene Abschlüsse in Wirtschaftswissenschaften. Auch hat er Zeit seines Berufslebens in Fachzeitschriften, Magazinen und englischsprachigen Journalen publiziert.

Kleinfeldt und Schröter, so sagt er, ließen ihn nicht mehr los

Unverblümt spricht er darüber, dass er mit der Rente fast in ein großes schwarzes Loch gefallen wäre – bis er anfing, für seine Enkel Geschichten zu schreiben. Irgendwann kam seine Tochter auf die Idee, dass Hron an einem Nürnberger Autoren-Wettbewerb für Krimi-Kurzgeschichten teilnehmen könnte. Hron erfand den Kommissar Kleinfeldt und seine Assistentin Regina Schröter und ließ sie in Nürnberg ihren ersten Fall lösen.

"Die Figuren waren am Anfang in meinem Kopf noch nicht so klar umrissen", gibt Hron zu. Dann kam eines Tages ein Schreiben von einer Praktikantin, die für die Veranstalter des Wettbewerbs die Einsendungen bearbeitete und Hron um mehr Details zu seinem Lebenslauf bat. Der Melchinger googelte den Namen der jungen Frau, fand ihre Bilder im Netz und erfuhr, dass sie mal einen Schönheitswettbewerb gewonnen hatte. "Das war meine Regina Schröter", erzählt er lachend. "Schön, gescheit, gebildet, humorvoll und charmant."

Zusammen mit dem knurrigen Kleinfeldt, der immer Hicksen muss, wenn er aufgeregt ist, seine Fälle oft auf unkonventionelle Art löst und deshalb in Gefahr gerät, bilden sie ein außergewöhnliches Ermittler-Team. Den Wettbewerb hat Hron mit den beiden zwar nicht gewonnen, aber Kleinfeldt und Schröter, so sagt er, ließen ihn nicht mehr los.

Das Kommissariat wird von Nürnberg nach Tübingen verlegt

Er verlegte das Kommissariat der beiden kurzerhand von Nürnberg nach Tübingen, da kannte Hron sich aus, da hatte er jahrelang gelehrt und konnte Markantes, Menschen und Mentalitäten beschreiben. Er schrieb die erste Geschichte um und sechs weitere dazu.

Mal ist es der Drogenschmuggel, mal die Rohdiamanten oder der plötzliche Tod eines designierten Nobelpreisträgers, aber immer geht es um Mord und immer, das ist dem Wissenschaftler wichtig, muss der kriminalistische Handlungsstrang logisch sein. Der Leser soll nach den Vernehmungen, den Aussagen, der Tatortanalyse und dem Auswerten der Spuren selber in der Lage sein, den Fall zu lösen. Trotzdem hat Hron Überraschungen eingebaut.

Die Ideen für seine Geschichten kommen ihm oft in Alltagssituationen. So erinnert er sich, wie er mit seiner Frau im Urlaub auf einer Nordseeinsel im Café des kleinen Flughafens saß und die einfliegenden Maschinen beobachtete. Was, wenn es Nacht wäre, wenn die Maschine leise im Sinkflug herunterkäme und von drei Personen sofort in den Hangar gezogen würde und was, wenn sie Rohdiamanten aus Amsterdam transportiert hätte?

Und schon hatte Aemilian Hron das Gerüst für eine weitere Geschichte. Eine andere lässt Hron im Tübinger Schleifmühleweg spielen "Schleifmühleweg 147" heißt sie. "Da sind wir extra hingefahren um sicherzustellen, dass die Hausnummer nicht wirklich existiert, damit es nachher keinen Ärger gibt", berichtet der Autor.

Vielleicht bringt es das Duo ja noch zum Tatort-Fernseh-Gespann

Hrons Berliner Freunde Barbara und Peter Appelt hatten vor ihrem Ruhestand eine kleine Medienfirma. Ihnen gefielen die Geschichten so gut, dass die professionellen Mediengestalter für den Melchinger von Lektorat über Buchdesign und Satztechnik bis zur drucktechnischen Ausführung alle publikationsbezogenen Arbeiten erledigten, damit das Buch erscheinen kann. Peter Appelt lieferte gleich zu jeder Kurzgeschichte die Schwarzweiß-Illustration dazu.

Dass die Geschichten jetzt in einem Band zusammengefasst sind, freut den Melchinger Pensionär. Er will weiter schreiben. Die Karriere von Kleinfeldt und Schröter scheint deswegen noch lange nicht zu Ende. Schließlich ist Kleinfeldt in der letzten Geschichte erst zum Oberkommissar befördert worden.

Und wer weiß, vielleicht bringt es das schräge Duo ja noch zum Tatort-Fernseh-Gespann.

Das Buch "Mordkommission Tübingen" hat 164 Seiten und ist als Taschenbuch im e-publi Verlag erschienen. Es hat die ISBN-Nummer 9783737590112 und kostet 9,99 Euro.