Klinik-Infoveranstaltung in Burladingen: Die Neugier hält sich in Grenzen, viele Stühle sind unbesetzt geblieben. Foto: Rapthel-Kieser

Bei Informationsveranstaltung in Burladingen werden kritische Töne laut: "Hat man uns denn vergessen?"

Burladingen - Der Andrang im Burladinger Lokal "Dianas Hendl Alb" hielt sich in Grenzen. Es waren nicht allzu viele, die der Einladung des Landratsamtes zur Informationsveranstaltung über die Weiterentwicklung des Zollernalb-Klinikums gefolgt waren.

Diskutiert wurde in dem kleinen Kreis aber umso engagierter. Die Gäste gaben Landrat Günther-Martin Pauli einige Hausaufgaben mit auf den Heimweg. Eine davon ist die notärztliche Versorgung, die in Burladingen als nicht ausreichend empfunden wird.

Nachdem und schon während Julika Grimm von der Tübinger Teamplan GmbH und der Ärztliche Direktor des Klinikums, Michael Bitzer, die verschiedenen Szenarien erläutert und ein Kreisklinikum auf der "grünen Wiese" als beste Lösung beschrieben hatten, kam der "zugegebenermaßen unkonventionellste" Vorschlag vom Burladinger Bürgermeister Harry Ebert: "Die medizinische Versorgung hört doch an den Landkreisgrenzen nicht auf", gab er zu bedenken und entwarf ein Bild, das bislang nicht diskutiert worden war. "Wir sind von sechs Landkreisen umgeben, die alle ihre Kliniken haben. Wieso denken wir nicht darüber nach, unsere Krankenhäuser beide zu schließen, die Patienten in die Nachbarkreise zu senden und die 200 Millionen Euro, die ein Neubau auf der grünen Wiese mindestens kosten würde, in die notärztliche Versorgung auf dem Land zu investieren? Die liegt nämlich im Argen."

Bitzer warnte davor: Gar kein Krankenhaus im Kreis mehr zu haben, da ist sich der Mediziner sicher, hätte auch Auswirkungen auf die Niederlassungen von Ärzten. Die würden nicht praktizieren wollen, wo es keine Klinik gibt. Und Landrat Pauli sieht den Landkreis in der Pflicht, wenn es um die medizinische Versorgung der annähernd 190 000 Einwohner des Zollernalbkreises geht. Er erinnerte auch an die mehr als 1200 Beschäftigten im Kreisklinikum, denen gegenüber man Verantwortung habe.

An der notärztlichen Versorgung sei der Landkreis dran, habe, obwohl die Krankenkassen sich dagegen sperren, die Zahl der Stellen von drei auf vier erhöht und würde den Ausbau auch weiter forcieren wollen. "Bleiben auch Sie da an uns dran, gehen Sie auf ihre Kreisräte und unsere Verwaltung zu", forderte Pauli die Burladinger auf.

Der Burladinger Rathauschef Ebert lobte, dass einige der Kreisräte inzwischen schon laut über die Privatisierung nachdächten und erlaubte sich, ohne ihn beim Namen zu nennen, einen deutlichen Seitenhieb auf den langjährigen Kreisrat Edmund Merkel. Der hatte ob der Krankenhaus-Querelen unlängst das Handtuch geworfen. Sein Argument für den Rücktritt seien die "verheerenden psychologischen Folgen" einer Privatisierung gewesen. Bei der Diskussion um die Schließung des Standorts Hechingen, die er als Kreisrat aber mit zu verantworten und maßgeblich mit betrieben habe, hätten diese Folgen aber nicht gezählt, argumentierte Ebert.

Der Burladinger Gemeinderat Friedemann Mutschler betonte, wie wichtig es sei, die Burladinger bei den Planungen zum Kreisklinikum mitzunehmen. "Wir sind die viertgrößte Stadt im Zollernalbkreis. Und bei der Debatte frage ich mich manchmal: Hat man uns vergessen?", schilderte Mutschler seinen Eindruck.

Den Verantwortlichen im Landratsamt und in den Kliniken, das machte Landrat Pauli deutlich, sei die Abwanderung der Hechinger, nachdem man ihr Krankenhaus geschlossen hat, ein warnendes Beispiel. Deshalb auch die Informationsveranstaltungen, von denen die letzte jetzt eben in Burladingen sei. Sollten die Patienten aus den Randgebieten wegfallen, würde das eine große Lücke reißen, die auch finanziell deutlich spürbar wäre.

"Aber spielen sie es doch mal durch. Wenn das Klinikum auf der grünen Wiese zwischen Laufen und Dürrwangen kommt, wie weit ist das für einen Burladinger?", sprach einer der Besucher Pauli an.

Der aber machte deutlich: Wenn das neue Zentralklinikum tatsächlich irgendwann gebaut werden sollte, dann dort, wo es für eine Mehrheit der Bewohner des Zollernalbkreises leicht und schnell zu erreichen ist.