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Tanzen: Eine Auszeit bei sanfter Musik mit Harfen- und Gitarrenklang

Von Erika Rapthel-Kieser

Seit annähernd zwei Jahrzehnten trifft sich in Burladingen alle drei Wochen eine Gruppe von Frauen zum "Meditativen Tanzen". Wer sich jetzt aber asketisch-entrückte Damen auf Sinnsuche vorstellt, der liegt falsch.

Burladingen-Hausen. Der Abend im obersten Stock des Nikolausheims in Hausen beginnt mit fröhlichem Geschnatter, strahlenden Augen und freudigen Umarmungen. Die Gruppenleiterin Almut Simmendinger aus Killer teilt erst einmal Butterbrezeln aus. Die rund zwölf Frauen, sie alle sind 45 plus, kennen sich, viele kommen seit Jahren zu dem regelmäßigen Treffen. Nur eine kommt aus Hausen, einige sind aus Burladingen, andere aus Killer und Jungingen. Für die meisten ist es eine kleine Auszeit vom Spagat zwischen Familie und Beruf, willkommene Abwechslung und Abschalten unter Gleichgesinnten.

Die Gruppe wurde von Birgit Hofmann-Nitsche, die einst in der Seelsorgeeinheit Pastoralreferentin war, ins Leben gerufen. Als sie vor sieben Jahren nach Freiburg ging, übernahm die Vereinsaktivistin Almut Simmendinger die Leitung. Sie war mit ihrer Mutter zu der Gruppe gestoßen. "Als Kind hatte ich schon Ballett-Unterricht", sagt die 39-Jährige, sie "tanze schon immer" und, dass es ihr eigentlich immer leicht gefallen sei, neue Schritte und Bewegungen zu lernen. Um die Gruppe "Meditatives Tanzen" zu leiten, hat sie zudem diverse Kurse besucht.

Aus der eigenen Mitte Kraft schöpfen

Die Frauen bauen in der Mitte auf dem Boden mit Tüchern, bunten Steinen, einer Blume und einer Kerze ein Zentrum auf, um das sie in den folgenden zwei Stunden herumtanzen werden. Erinnerung daran, die eigene Mitte zu finden, eine Mitte "aus der wir Kraft schöpfen", wie Simmendinger es formuliert. Angefangen wird immer mit der gleichen Melodie. Es ist ein sanfter Harfenklang in dem die Haltung der Hände eine besondere Rolle spielt, offen nach vorne, zum nächsten Nachbarn und schließlich zum Himmel. Ein bisschen wie das Reinigen der Seele.

Die Musikstücke sind nicht alle nur meditativ, auch traditionelles kehrt immer wieder. Da gibt es fröhlich muntere Gitarren- und Akkordeonklänge, beschwingte Walzerrhythmen und eines der Stücke könnte ein alter Tanz aus dem Mittelalter sein. Es geht "um das Loslösen vom Alltag" und das "etwas für sich selber tun", wie es eine der Teilnehmerinnen formuliert.

Wenn die ganze Gruppe einen neuen Tanz lernt, ist es oft schwieriger und dauert eine Weile. Kommt eine Einzelne neu hinzu, wird sie "quasi von der Energie der anderen getragen und lernt das ganz schnell", versichert Simmendinger. Die Schritte sind meist simpel, die Bewegungen rund und sanft. Hübsch sieht es aus, wenn die zwölf Frauen bei einem der Tänze ihre zwei bunten Tücher durch die Luft gleiten lassen, so leicht, wie man sich manchmal das Leben wünscht.

Die Frauengruppe hat auch schon in der Wallfahrtskirche in Jungingen getanzt, rund um den Altar wo es genug Platz gibt, sie hatte Auftritte nach Gottesdiensten, und zu einem ihrer Lieder tanzen sie nicht nur, sondern singen auch gemeinsam. "Mir gefällt das, ich versuche keinen der Termine zu versäumen", sagt eine Seniorin, strahlt und setzt ganz leicht die Füße zur leisen Musik.