Kreisobmann Alexander Schäfer hatte bei der Winterversammlung der Bauern in Ringingen viele aufmerksame Zuhörer. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Agrarwesen: Kritik und Lob bei der Winterversammlung der Bauern in Ringingen

Burladingen-Ringingen. In der Winterversammlung der Bauern aus der Region Burladingen ließ Kreisobmann Alexander Schäfer keinen Zweifel daran: Ob der Geiz-ist-Geil-Mentalität mancher Verbraucher, die nur noch 9,9 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben, rutscht der Bauernstand in die Krise.

Kreisbauernverband und Landwirtschaftsamt hatten die Bauern der Region Burladingen zur Winterversammlung nach Ringingen in den Hirsch eingeladen und alle Redner warteten mit zahlreichen Informationen und Fakten auf. Für den Bauerntag, am 3. März 2018, in der Stadthalle im Museum in Hechingen wurde dann auch ein "Hochkaräter" als Referent angekündigt. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied wird dort sprechen.

Landwirte werden durch Subventionen nicht reich

Aber auch mit Kritik wurde bei der Versammlung nicht gespart. Schäfer beklagte den Preisverfall unter dem viele Landwirte zu leiden hätten und räumte mit dem Vorurteil der subventionierten Bauern auf.

Was die Bauern vom Landwirtschaftsamt bekämen, sei eigentlich eine "Subventionierung der Verbraucher". Denn, so Schäfer: "Wir würden unsere Milch statt für 38 Cent pro Liter auch lieber wieder für angemessene 72 Cent und die Tonne Getreide statt für 130 Euro für faire 260 Euro verkaufen."

Auch die Rolle der großen Supermarktketten und Discounter beleuchtete Schäfer kritisch. Dass Edeka in Offenburg ein eigenes Fleischwerk betreibe und Lidl seine Eiscreme selber mache und die Errichtung einer Quarkerei plane, sei ein weiteres Stück der Veredelung, die von genossenschaftlich organisierten Molkereien auf die Konzerne übergehe und Landwirte unter Druck setze.

In die Bioproduktion zu gehen, sei laut Schäfer auch nicht die Lösung. Die Molkerei Schwarzwaldmilch schließe laut ihm zum Beispiel keine weiteren Verträge mit Bio-Produzenten ab und argumentiere damit, dass erst der Markt der Abnehmer größer werden müsse.

Der Bauer als Produzent hänge aber nicht nur am Markt, sondern auch an Brüssel. Rund 50 Prozent des EU-Haushaltes fließe in die Agrarpolitik. Wenn die EU jetzt, da wegen des Brexits Großbritannien als einer der größten Netto-Einzahler wegfalle, noch zusätzliche Aufgaben in der Flüchtlingspolitik schultern müsse, machen sich viele Bauern eben Sorgen, dass das zu ihren Lasten gehen könnte. Was die Jamaika-Verhandlungen angeht, hielt Schäfer mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: Ein grünes Landwirtschaftsministerium hält er für die schlechteste Option.

Neuer Ortsvorsteher möchte wissen, was die Landwirte bewegt

Karl-Moritz Kraus, der stellvertretende Ortsvorsitzende der Landwirte in Burladingen, hatte die Begrüßung übernommen. Er stellte den Landwirten den neuen Ringinger Ortsvorsteher Markus Weiß vor, der ebenfalls gekommen war um zuzuhören und zu sehen, was die Landwirte in seiner Region bewegt. Kraus betonte, dass die Zahl der Landwirte im Lauf der Jahre zwar kleiner geworden sei, die der Anwesenden in der Winterversammlung aber konstant bleibe. Er sprach auch von einer sehr guten Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsamt in Balingen.

In den Referaten von Franz Keßler, Leiter des Landwirtschaftsamtes, und Martin Zaiser, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, wurde es dann ganz praktisch. Die beiden klärten über Neuerungen und Veränderungen auf, es ging um die Ausgleichszulagen, die Anträge für Agrar-Diesel, Sperrfristen beim Güllefahren, Bestimmungen und Lagervorschriften für Festmist, den Mindestlohn für Saisonarbeiter oder die schwierigen Regelungen für extensiv bewirtschaftete Flächen.

Dass so mancher Bauer zum Ausfüllen von Formularen und Anträgen viel zu viel Zeit am Schreibtisch und vor dem Computer verbringen muss, wurde von den Landwirten kritisch, bisweilen sarkastisch formuliert. "Es ist wie in dem Lied von Reinhard Mey über den Antrag zur Erteilung eines Antragsformulars", rief einer in die Runde.