Die Familie Bahnmüller und Mayer aus Melchingen und die Familie Riekert/Schmidlin aus dem Elsass sind seit 100 Jahren befreundet. Foto: Familie Bahnmüller Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Die Familiennamen haben sich geändert, die herzliche Verbindung ist geblieben

Zwei Familien, eine aus dem Elsass und eine aus Melchingen, feiern dieses Jahr ihre 100-jährige Freundschaft. Seit fünf Generationen halten sich die Familien Mayer/Bahnmüller und Schmidlin/Riekert gegenseitig die Treue.

Burladingen-Melchingen. Begonnen hat die Geschichte der langen Freundschaft in Frankreich, im elsässischen Grenzdorf Homburg. Dort hatte das Oberkommando der deutschen Wehrmacht 1914 sein Hauptquartier in einem Schloss aufgeschlagen. Der damals schon 40-jährige Landwirt Friedrich Mayer aus Melchingen war eingezogen worden und verbrachte dort seinen Dienst als Wachsoldat. An einem seiner freien Tage lernte er die kinderreiche Familie Schmidlin kennen und half freiwillig auf deren Bauernhof mit. Dass aus dieser zufälligen Begegnung eine hundertjährige Freundschaft entstehen würde, konnte damals niemand erahnen.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges kehrte Friedrich Mayer nach Melchingen zurück. Den Kontakt ins Elsass ließ er jedoch nicht abreißen. Regelmäßig wurden Briefe hin- und hergeschickt. Da beide Familien in der Landwirtschaft tätig waren und weder Melchingen noch Homburg einen Bahnhof hatten, war es gar nicht so einfach, sich zu besuchen. Die elsässischen Schmidlins aber , vermutlich waren es Sebastian und Alois, fassten sich ein Herz und machten sich auf den langen Weg nach Melchingen.

Von da an fanden die gegenseitigen Besuche regelmäßig statt. Emma, die Tochter von Friedrich Mayer, verbrachte sogar drei Monate bei den Schmidlins im Elsass.

Die erste Fahrt im eigenen Auto führte zu den Freunden im Elsass

1937 kaufte sich die Familie Mayer ihr erstes Auto, und die gleich erste große Fahrt führte sie natürlich ins Elsass. Mit dabei auf der Jungfernfahrt waren Friedrich und Luzia Mayer, Anna und ihr Vater Peter Maichle, als Fahrer saß der damals 25-jährige Sohn Johann Mayer am Steuer. Während des Zweiten Weltkrieg wurden die Besuche etwas eingeschränkt, aber der Kontakt riss nie ab.

In den 1950er-Jahren starben die Gründerväter der Freundschaft. Die Kinder beider Familien hielten aber an der Freundschaft fest. Telefonanschlüsse gab es noch kaum und so benannte jede der beiden Familien einen "Schriftführer", der den Kontakt aufrecht hielt.

Auf Melchinger Seite war dies Theodor Mayer. "Mit der flächendeckenden Einführung des Telefons", so schreibt Theodor Mayer 1986, "ist es kein Problem mehr, ein Anruf genügt und der Sekt wird kaltgestellt". In dieser Zeit hält bereits die dritte Generation um Elfriede und Heinrich Mayer, Alfred Dorn und Ina Mayer die Fahne der Freundschaft hoch.

Theodor Mayer äußerte den Wunsch, dass die vierte Generation mit den Familien Bahnmüller aus Melchingen und Riekert im Elsass 2016 auf die 100-jährige Freundschaft anstoßen werde. Dieser Wunsch ging jetzt in Erfüllung. Elfriede Mayer und Anita Bahnmüller mit Familie fuhren ins Elsass, um den Jahrestag zu feiern. "Wir treffen uns zwei mal jährlich", sagt Anita Bahnmüller. Auch sie wünscht sich, dass diese Freundschaft noch lange erhalten bleibt, steht doch mit Corinn Riekert auf elsässischer Seite und Tobias Bahnmüller auf Melchinger Seite schon die fünfte Generation in den Startlöchern.