Engagement: Auf der Burgruine in Ringingen sind viele Freiwillige im Einsatz und pflegen die Ortsgeschichte

Von Erika Rapthel-Kieser

Auf der Burgruine in Ringingen gibt es immer noch Ritter. Aber sie kommen nicht mit Schwert und Schild, sondern mit Rasenmäher, Werkzeugkasten, Dübel, Schrauben und Brettern. Und sie setzen nicht ihr Leben bei Ritterspielen ein, sondern ihre Freizeit – im Ehrenamt.

Burladingen-Ringingen. Es sind freiwillige Helfer wie der Ortschaftsrat und Gemeinderat Karl-Moritz Kraus, sein Bruder Claus, die Söhne Michael und Christoph, Hans und Alexander Hipp, Berthold Maichle und Georg Faigle, die den harten Kern der heutigen Burgväter bilden. Sie sprechen sich ab, wenn es um Renovierungen, Reparaturen, ums Mähen und Mulchen, um das Instandhalten der Grillstelle oder um Führungen auf der Ruine Hohenringingen geht.

Großonkel Johann Adam Kraus war ein Heimatforscher

Die Familie Kraus setzt damit auch eine Familientradition fort. Denn bereits der Großonkel Pfarrer Johann Adam Kraus, geboren 1904, war Heimatforscher, Ehrenbürger von Ringingen und Erzbischöflicher Archivar in Freiburg. Er starb 1992. "Fast alles, was man über die Heimatgeschichte von Ringingen weiß, hat er einst zusammengetragen und festgehalten", sagt sein Nachfahr und Nachfolger Karl-Moritz Kraus nicht ohne Stolz.

Mittlerweile ist er es, der alles akribisch sammelt, was zu Ringingen oder der Burggeschichte gehört. Und wenn Führungen anstehen, führt er mal Schulklassen mal Wandergruppen hinauf auf die Ruine. Dann erzählt Kraus von Eberhard von Ringingen, dessen Schild heute das Ortswappen ist, erzählt vom Truchsess von Urach, dem die Burg einst gehörte oder dem Heinrich von Killer, genannt Affenschmalz, der päpstlicher Reiterführer war und zu den Herren von Ringelstein gehörte. Es gab auch eine Legende, dass ein Geheimgang die Ruine mit der Kirche verbindet und der Gang in der Sakristei endet. "Als ich Kind war, wurde die Kirche renoviert und wir alle warteten, dass der Geheimgang gefunden wird, wurden aber leider enttäuscht", erinnert Kraus sich lachend.

In seinem Archiv finden sich nicht nur Skizzen und Zeichnungen der Burg, auch Fotos aus den 1960er- und 1970er-Jahren, in denen die Ruine erstmals renoviert wurde. Bereits da waren es viele ehrenamtlich engagierte Ringinger, die sich um die Erhaltung des Symbols der Ringinger Ortsgeschichte verdient machten, die arbeiteten und spendeten. Die Renovierung fand von 1963 bis 1972 statt, damals wurde auch der untere Eingang eingebaut, die Ruine vom Erdgeschoss aus zugänglich gemacht.

Davor gab es nur den Zugang über eine Leiter, denn im Mittelalter wurde die Burg wohl vom Palast aus per Zugbrücke betreten, die eingeholt werden konnte. Schließlich war der Turm die letzte Zuflucht.

Bei erster Renovierung wurden Steine mit dem Unimog geholt

Bei dieser ersten Renovierung im vorigen Jahrhundert war es der Adlerwirt Alex Hochsticher, der die Steine, die man für die Renovierung brauchte, in Pfullingen holte – mit seinem Unimog, mit dem er ansonsten die Milch von Ringingen nach Killer brachte. Immer wieder hat er auch Baumaterialien zur Baustelle gefahren. Mit dabei war auch der Großvater von Karl Moritz Kraus, ein Zimmermeister, wie sein engagierter Nachfahre. Der hatte dann im Frühjahr 2006 die Idee, den Turm wieder mit einem Dach zu versehen, da der Regen von oben eindrang und die hölzernen Treppen immer wieder morsch wurden.

Es folgten zahlreiche Termine im Rathaus, mit dem Denkmalamt, der Forstverwaltung und dem Landratsamt. Als die Verhandlungen festgefahren waren, das Vorhaben fast zu scheitern drohte, waren es der damalige Ortsvorsteher Alois Badura und Karl-Moritz Kraus, die zwischen den Seiten vermittelten. Doch damit nicht genug. Geplant war, das am Fuße des Turms zusammengebaute Dach mit einem Kran herauf zu hieven. Aber da es am Vortag so sehr geregnet hatte, kam der Kran den matschigen Weg im Mai 2008 gar nicht hinauf. Erst beim zweiten Versuch im August glückte das ehrgeizige Vorhaben und seitdem hat der Turm wieder ein Dach.

Kraus freut sich jedes Mal, wenn er rund um die Ruine arbeitet, dass es glückte. Und noch etwas verrät er manchmal bei seinen Führungen: dass die Ehrenamtlichen nach getaner Arbeit an lauen Sommerabenden bei Vesper und Bier an der Grillstelle zum Männerabend zusammenhocken. Rittergelage eben.