Gutmütig und gelassen: Die Angusrinder mögen aus Schottland stammen, aber sie passen auch perfekt auf die Alb, meint der Ringinger Rinderflüsterer Michael Dieter. Die Weidehaltung sorgt für die gute Qualität des Fleisches. Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Fleisch von Angusrindern der Biogasbauern Dieter ist längst kein Geheimtipp mehr

Hannes IV. geht es gut. Zusammen mit seinen vielen Weibern steht der ansehnliche Angus-Bulle auf den fetten, grünen Wiesen Ringingens und muss nichts anderes tun, als für Nachwuchs zu sorgen.

Burladingen-Ringingen. Die Nachfrage nach Fleisch vom Angus-Rind aus der Zucht der Familie Dieter wird immer größer. Eigentlich begann das Ganze als Idee unter Freunden Ende der 90er Jahre. Da hatte der Ringinger Landwirt Paul Dieter und sein Bruder Hans mit einigen Freunden die Idee, das Fleisch für Grillpartys selber zu produzieren.

Fruchtbar: Emma hat schon 14 Mal gekalbt

Zwei Rinder liefen auf einem Hof mit seinen vielen Wiesen fast nebenher. Irgendwann waren die Tiere schlachtreif, das Grillfest wurde gefeiert, die nächsten Rinder angeschafft. Bald waren es vier Rinder, und man kam auf die Rasse Angus, weil deren Fleisch unter Kennern als etwas Besonderes gilt.

Die Herde wuchs, und jetzt haben die Dieters zu ihrer Biogasanlage, die die Söhne Michael und Thomas mit Cousin Tobias vor rund sieben Jahren in Betrieb nahmen auch noch eine Rinderzucht mit Direktvermarktung. "Der Deckbulle heißt immer Hannes", erklärt der 40 Jahre alte Michael Dieter lachend. "Mittlerweile sind wir bei Hannes IV."

Dazu gibt es die Kuh Emma, die schon 14 Mal gekalbt hat, und es gibt ihre Artgenossin, liebevoll "die Alte" genannt, die auch schon viele Jahre auf dem Hof ist. Die Herde hat derzeit 36 Tiere. Tendenz steigend. Die Nachfrage nach dem Fleisch der gutmütigen, schwarzen Schotten steigt und steigt. "Das sind auch Leute von weiter her, die unbedingt Angusfleisch auf dem Teller wollen", erzählt Dieter.

Angus-Rinder passen gut auf die Alb. "Auch wenn Schnee liegt, fühlen die sich richtig wohl", sagt Michael Dieter. Gefüttert werden sie dann mit Heu, sie tollen im Schnee herum und kuscheln sich in ihrem Unterstand aneinander, wenn es kalt wird. Michael Dieters Großvater hat den Hof aufgebaut, sein Bruder, er, sein Vater Paul und der Onkel Hans mit seinem Sohn Tobias betreiben ihn. Ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb in der dritten Generation.

Der Ringinger Rinderflüsterer hat Speditionskaufmann gelernt, war zwölf Jahre bei der Bundeswehr, aber Landwirt ist er immer geblieben. Weil die Getreidepreise stark schwankten, verlegte man sich von Ackerbau- und Grünland auf Biogas und Rinderzucht. Zum Hof gehören auch Naturschutzwiesen mit vielen Kräutern und Wildblumen. Für die Biogasanlage, so sagt der Züchter, eigentlich zu schade, für die Rinder perfekt.

Was die Tiere essen, das schmeckt man eben nachher auch am Fleisch, ist Michael Dieter überzeugt und strahlt etwas von jener bodenständigen Gelassenheit aus, die auch seinen Tieren nachgesagt wird. Er macht kein Geheimnis daraus, dass er wenn es um Fleisch geht, selber ein Genießer ist. Das Fleisch der Angusrinder ist dunkelrot und zart marmoriert. Der Geschmacksträger Fett sei in den Muskeln sehr gleichmäßig verteilt, das Fleisch kurzfaserig und zart. Und weil die Tiere das ganze Jahr über auf der Weise sind, habe ihr Fleisch weniger Fett und Cholesterin.

"Wir schlachten zwei Mal im Jahr, im Herbst und im Frühjahr. Das macht ein Metzger aus St. Johann", erzählt Michael Dieter. Und weil es immer mehr Bestellungen werden, denkt man im Hause Dieter darüber nach, die Herde in der Zukunft vielleicht noch weiter zu vergrößern. Sonst bleibt irgendwann nicht mehr genug für die vier Familien vom Hof übrig. Und das eigene Fleisch selbst zu produzieren, das war schließlich Mal die ursprüngliche Idee.

Das Angus, auch Aberdeenrind genannt, wurde um 1870 in der schottischen Grafschaft Aberdeen erstmals gezüchtet und ist mittlerweile in Kanada und Argentinien und den USA sehr beliebt. Seit den 20er-Jahren gibt es das Angus auch in Deutschland. Da das Aberdeen-Angus sehr schnell wächst, der Schlachtkörper deswegen auch mehr Fett enthält, wurde es mit anderen in Deutschland üblichen Rinderrassen gekreuzt, um den Fettanteil zu reduzieren. Die Tiere sind schwarz oder rot, werden etwa 1,30 bis 1,40 Meter hoch, kurzbeinig und hornlos. Die Tiere gelten als sehr gutmütig und kalben leicht.