Ulrike Böhme, eine der Macherinnen des Kunst- und Kulturfestivals im Erzählcafé Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Erzählcafé: Die Künstlerin und Festivalmacherin Ulrike Böhme über den Luxus, auf der Alb zu leben

Die Menge der Zuhörer im jüngsten Erzählcafé im Café Anne in Melchingen war überschaubar, die Erzählerin deshalb aber nicht weniger engagiert. Die Künstlerin, Wahl-Älblerin und Festivalmacherin Ulrike Böhme plauderte über Leben auf der Alb und das anstehende Festival auf dem Heidegraben.

Burladingen-Melchingen. Die 64-Jährige ist in Braunschweig geboren, in Lübeck aufgewachsen, studierte Architektur in Berlin und freie Malerei in Karlsruhe und Stuttgart. Sie hatte Lehraufträge an der Uni Stuttgart, der FH Biberach und der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen. Sie hat sich mit ihren Kunstprojekten und Installationen im öffentlichen Raum längst einen Namen gemacht.

Mittlerweile lebt sie nicht nur in Berlin, sondern auch in Hohenstein, im Landkreis Reutlingen und findet das "einen unglaublichen Luxus". Dass der Postbote einen persönlich kennt, dass sie bei der Fahrt zum Einkaufen durch eine atemberaubend schöne Landschaft fährt und dass eine Bäuerin ihr nach dem Besuch der ersten von ihr mit organisierten Kunst-Biennale auf der Schwäbischen Alb sagte "des goht ganz dief noi", das erzählt sie auch immer wieder Großstädtern. Denn die, so sagt Böhme, reagieren oft mit einem "merkwürdigen Aber", wenn sie von ihrem Kunstprojekten im ländlichen Raum erzählt.

Aber gerade den findet die Künstlerin so richtig spannend. Zusammen mit der Komponistin, Autorin und Regisseurin Susanne Hinkelbein initiierte und organisierte Böhme die erste Alb-Kunstbiennale, das Interim-Festival.

"Altes Lager" wie geschaffen für Kunst

Es fand 2013 im Alten Lager in Münsingen statt, einer unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Truppenunterkunft aus dem Kaiserreich.

Der Ort sei ein ganz besonderer und wie geschaffen, von Kunst und Kultur erobert und völlig neu interpretiert zu werden. Ziel der beiden Künstlerinnen, die aus so unterschiedlichen Sparten kommen, war nicht nur, diese Sparten zusammenzuführen, sondern auch Menschen anzusprechen, die nicht so viel mit Kunst zu tun haben.

Dazu haben sie sich für ihr nächstes Interim-Festival unter dem Motto "Sucht!" wieder einen ganz besonderen Ort ausgesucht. Den für seine keltischen Funde berühmten Heidengraben zwischen den Ortschaften Erkenbrechtsweiler, Hülben und Grabenstetten. Vom 16. September bis zum 3. Oktober sollen sich dort Künstler auf die Suche begeben. Auf der weiten Wiesenfläche wird es an sieben Abenden Performances mit Theater, Musik und bildender Kunst, tagsüber theatralische und musikalische Vorführungen, Kunstpfade und Kunstaktionen zu erleben geben.

Und ab diesem Jahr soll das Interim-Festival dann tatsächlich eine Alb-Biennale sein, also ein Kunstereignis, dass im zweijährigen Rhythmus stattfindet. Böhme erzählte auch davon, warum es nach dem ersten Festival 2013 so lange dauerte, das zweite zu organisieren. Sponsoren zu finden, Z uschüsse aufzutun und das alles mit dem Umweltschutz abzuklären, wenn man hinaus auf eine Wiese will mit der Kunst, wäre ein Kraftakt an Organisation und Vorbereitung gewesen und sei es noch. Mittlerweile ist es Böhme und Hinkelbein aber gelungen, durch Zuschüsse der Bundeskulturstiftung und Aufnahme in das Trafo-Programm des Landes Baden-Württemberg die Alb-Biennale personell und finanziell auf eine breitere und belastbare Basis zu stellen.

Namhafte Künstler sind versammelt

Dazu wird es nicht nur die Veranstaltungen auf der Heidefläche geben, sondern auch einige in den drei umliegenden Gemeinden. Auf dem Festival-Gelände werden sich namhafte Künstler aus den Sparten Bildende Kunst, Schauspiel, Gesang und Musik zusammenfinden. Und das Interim-Mobil soll vorgestellt werden, ein ehemaliges Camping-Gefährt, das sich künftig als Kunst- und Experimentierraum auf den Weg durch den Südwesten machen wird. Es soll an Schulen und Kindergärten halten und zusammen mit Lehrern und einer Kunstpädagogin können die jungen Menschen dann der Frage nachgehen, was der Begriff Heimat bedeutet.

Danach, so wünschen sich Hinkelbein und Böhme, soll es wirklich eine Biennale sein, also 2019 erneut stattfinden. Allerdings auch wieder an einem ganz anderen Ort, der ebenso, das sagt Böhme, ein besonderer sein müsste. Welcher, dass weiß sie noch nicht. Vielleicht wird es ja mal eine der berühmten Alb-Höhlen, die jetzt Weltkulturerbe sind?