Fotos: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

BeneVit: Gammertingen plant auf innerstädtischem "Sahnestückchen" und hat Gesprächstermin mit Kaspar Pfister

Burladingens Nachbarstadt Gammertingen führt mit BeneVit-Chef Kaspar Pfister Verhandlungen über ein Ärztehaus in der Stadtmitte. Dies bestätigten sowohl Bürgermeister Holger Jerg als auch Pfister auf Anfrage unserer Zeitung.

Burladingen/Gammertingen. "Ja, wir sind im Gespräch, es gibt einen Termin", sagte Pfister auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten zu seinem Vorhaben in der Gammertinger Innenstadt. Und er habe auch Gesprächstermine mit weiteren Bürgermeistern in Burladingens Nachbarschaft.

Seit einem Jahr planen die Stadt Gammertingen, ihr Bürgermeister Holger Jerg und der Gemeinderat auf dem 10 000 Quadratmeter großen sogenannten Reiser-Stoll-Areal ein Ärztehaus, Parkplätze und Wohneinheiten. Die Pläne und Ansichten wurden veröffentlicht, und die Bedingungen sind denen in Burladingen sehr ähnlich. Es ist eine 1-A-Lage, ein innerstädtisches "Sahnestückchen" wie Immobilienfachleute sagen würden, ziemlich direkt an der B 32 und dem dortigen Bahnhof.

Die Stadt Gammertingen hatte die Grundstücke vor einiger Zeit erworben und ist derzeit im Bebauungsplanverfahren. Jerg erhofft sich, ähnlich wie die Burladinger, mit den Plänen auch das innerstädtische Parkplatzproblem angehen zu können. Zwei Varianten wurden dem Gemeinderat vorgelegt, in jeder ist zu zahlreichen Wohneinheiten auch ein Ärztehaus vorgesehen, in einer sogar ein Haus mit Tagespflegeplätzen für Senioren.

Dass es ausgerechnet Kaspar Pfister ist, der da mit dem Nachbar-Bürgermeister und seinem Gremium Gespräche über ein nahezu identisches Projekt führt, mag den Burladingern, ihrem Gemeinderat und jetzt vielleicht auch dem Burladinger Rathauschef Harry Ebert bitter aufstoßen. Denn wegen Eberts AfD-Nähe, seiner flüchtlingsfeindlichen Äußerungen und seinem ungehobeltem Stil gegenüber Räten und auch dem Millioneninvestor Kaspar Pfister hatte der vor einigen Tagen öffentlichkeitswirksam seinen Rückzug vom Burladinger Projekt erklärt.

Gammertingen liegt zwar in einem anderen Landkreis, ist aber nur zwölf Kilometer von Burladingen entfernt. Das ist nicht viel weiter, als die Distanz von Gauselfingen nach Killer und wäre, sollte ein Ärztehaus in Burladingen in den nächsten Jahren nicht kommen, für so manchen Burladinger dann eben der nächste Weg. Vor allem für die Gauselfinger, für Bürger aus dem Stadtkern aber auch für die aus Hörschwag oder Stetten.

"Wir haben niemanden abgeworben", betonte Jerg im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Vielmehr sei die BeneVit schon seit Jahren auch in Gammertingen eine bekannte Größe, wenn es um Pflegeheime oder Projekte für Senioren geht, und immer wieder habe es zahlreiche Berührungspunkte mit Kaspar Pfister gegeben. Gammertingen sei, so Jerg, in der gleichen Situation wie viele andere Kommunen im ländlichen Raum, deren Ärzte schon recht alt sind, die für ihre Praxen keinen Nachfolger finden und wo man sich erhofft, dass gut gebaute und geplante Gemeinschaftspraxen den Zuzug junger Mediziner befeuern könnten.

Aber: "Ohne privaten Investor geht das nicht", sagt Jerg, deswegen führe man Gespräche. Dass die Burladingen-Pläne von Pfister erst mal auf Eis liegen, nennt der Nachbar-Bürgermeister "tragisch" für die Fehlastadt. Dass Pfister eingeplante fünf Millionen Euro gleich woanders verplanen kann, kommt ihm wohl trotzdem nicht ungelegen.