Von Julia Schäfer

Altenheim. Die Tür, die sich für die erste Folge der Serie öffnet, wiegt rund 450 Kilo und ist aus massivem Stahl. Sie führt in den Bunker "Emilie", den Michael Truttenbach fast allein hergerichtet hat.

Dieser Eingang ist nichts für lange Menschen: Nur eineinhalb Meter hoch ist der kleine Eingangsbereich hinter der schweren Eisentür. Aufrichten können sich die Besucher erst wieder, wenn sie eine Stufe tiefer in eine Art Windfang treten. Dort stehen Gasmaskendosen, Gewehrständer sind an die Wand geschraubt. Eine weitere Stufe führt in den Hauptraum des Bunkers. Es riecht nach frischer Farbe. Alte Schlager wie "Lili Marlen", die vielleicht auch damals im Bunker gehört wurden, quäken aus einem Lautsprecher.

27 Mann stark war die Besatzung des Altenheimer Bunkers. Er wurde als Teil des Westwalls 1938 gebaut. Damals war um ihn herum noch kein Wohngebiet. Mit dem Walmdach, dass ihn tarnen sollte, sah er von oben aus wie ein einzelnes Wohnhäuschen.

Truttenbach ist fasziniert von "seinem" Bunker, den er vor knapp zwei Jahren gepachtet hat und den er seitdem auf Vordermann bringt. In dieser Zeit hat er ein Bunkermuseum eingerichtet, dass am Tag des offenen Denkmals im vergangenen Jahr viele Besucher angelockt hatte. Sogar ein ehemaliger Soldat aus Kürzell, der im Altenheimer Bunker stationiert war, schaute sich dort um. Dem heute 92-Jährigen sei es ein Herzensanliegen gewesen, diesen Ort noch einmal zu sehen. Auf Nachfrage führt Truttenbach auch Besucher durch das Museum.

Darf man die Kriegstechnik losgelöst von den Schrecken des Nationalsozialismus beeindruckend finden? Truttenbach findet schon. Er habe mit der Ideologie nichts am Hut, betont er. Im Gegenteil: Er will mit seinem Bunkermuseum den Schrecken und die Gräultaten des Krieges wach halten. Kriegstechnik und Zeitzeugenberichte faszinierten ihn schon als Kind.

Das ganze Jahr über herrschen zwischen den dicken Betonwänden unter der Erde konstante 14 Grad. Zwei Meter dick ist die Betondecke, eine Stahlschicht kommt noch dazu. "Der Stahl hat keine tragende, sondern mehr eine psychologische Funktion", weiß Truttenbach. Die Erbauer hätten aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs gelernt. Damals seien in Bunkern die Soldaten reihenweise bei Beschuss in Panik geraten, wenn Betonbrösel auf sie gerieselt seien. Diese Bunker seien zwar nicht einsturzgefährdet gewesen, allein der rieselnde Putz habe die Soldaten glauben lassen, dass sie lebendig begraben werden.

Bevor Truttenbach auf den Bunker aufmerksam wurde, war er von einem Motorradclub gepachtet. Der Altenheimer Bau war nach Kriegsende nicht wie die meisten anderen gesprengt worden, sondern stattdessen mit Beton vollgepackt worden. Der Grund: Eine Witwe lebte im Dach, dass den Bunker tarnte. Sie, Emilie, wollte nicht aus ihrem Haus ausziehen und verhinderte so die Zerstörung des Bunkers. Nach der resoluten Witwe heißt der Bunker jetzt "Emilie".

Trutttenbach weiß viel über die Geschichte des Altenheimer Bunkers und über die Menschen, die mit ihm einen Teil ihres Lebens verbinden. Der Motorradclub fand schließlich eine andere Bleibe und der Bunker verwaiste. Truttenbach betreibt eine Internetplatform, die sich mit Bunkern beschäftigt. Dort hat sich jemand gemeldet, der von dem leerstehenden Bunker wusste und der den Besitzer und den Bunker-Fan zusammenbrachte.

Das Inventar des Museums hat Truttenbach mühsam zusammengesucht. Teile fand er auf Höfen, wie die Schießscharten, die ein Bauer als Abdeckung für seine Jauchegrube verwendet hatte. Die Betten landeten nach dem Krieg als Zäune oder umgebaut als Wagen oder Schlitten im Hausrat der Altenheimer. Andere Dinge ersteigerte er im Internet oder suchte sie sich aus anderen Bunkermuseen, vor allem aus dem Saarland, zusammen.

Wieviel Geld er mittlerweile in sein Hobby gesteckt hat, weiß er nicht. "Umgerechnet zwei Kleinwagen werden es aber schon gewesen sein", sagt er. "Manchmal ist es nicht einfach, wenn ich jemand kennenlerne", gibt der 26-Jährige zu. Immer wieder muss er dann von seiner Faszination für alte Kriegstechnik erzählen und davon, dass er mit der Ideologie nichts am Hut hat.

Michael Truttenbach öffnet die Tür zum Bunker am Sonntag, 11. September, oder nach Anmeldung unter Telefon 0151/26866886.