Zahlreiche Kleinode stehen in Brigachtal noch an ihrem Ursprungsplatz / Von Steinmetzen gefertigt

Von Georg Kaletta

Brigachtal. Die sich auf der Gemarkung der Gemeinde befindenden 49 Feldkreuze, Bildstöcke und Kapellen waren allesamt zu den Zeiten, als sie errichtet wurden, von besondere Bedeutung für die Menschen, die ihre Anfertigung oder Erbauung in Auftrag gaben.

Die Beweggründe dafür waren sehr unterschiedlich und reichten vom Ausdruck der Dankbarkeit wegen einer überstandenen schweren Krankheit, der Rückkehr eines Familienangehörigen aus dem Krieg, bis hin zum Gedenken an nahestehende Personen, die durch Unfälle um Leben kamen.

Zahlreiche dieser sich an Feldwegen und in Gärten befindenden Kreuze wurden im 18. Jahrhundert von Steinmetzen angefertigt. Einige wenige bereits im 17. Jahrhundert. Vielfach wurden die Steinkreuze, an denen die Spuren der Verwitterung sehr vorangeschritten waren, im 19. Jahrhundert ersetzt.

In den meisten Fällen wurden jedoch die einstmals von ihren Stiftern gewählten Inschriften für die Ersatzkreuze übernommen. Oftmals wurde auch das gleiche Material für die Gedenkstätten mit dem Corpus Christi gewählt. Der Grund dafür war naheliegend, denn die Steinkreuze halten den Witterungseinflüssen länger Stand.

Ob Holzkreuz, Metallkreuz oder Steinkreuz, sie alle haben etwas gemeinsam: sie sind Stiftungen von Menschen, die einst lebten oder noch leben. Dass in den Brigachtaler Ortsteilen Klengen, Kirchdorf, Überauchen und dem dazugehörigen Weiler Beckhofen noch eine große Anzahl von Kreuzen vorhanden ist, ist den Nachfahren den einstmals als Spender auftretenden Bürgern zu verdanken. Sie hegen und pflegen und bewahren soweit wie es ihnen möglich ist die Zeugnisse religiöser Verbundenheit, die in Stein gehauenen, aus Holz geschnitzt oder aus Metall geschmiedet sind.

Der Großteil der Kreuze steht noch heute an jenen Orten wo sie einstmals errichtet wurden, nur wenige mussten aus verschiedenen Gründen im Verlauf der Jahre versetzt werden.

Nicht versetzt, sondern gänzlich abgebaut wurde kürzlich ein Kreuz, das sich auf einem Grundstück in der Marbacher Straße 17 befand. Das Grundstück sowie das sich darauf befindende alte Wohnhaus mit Ökonomieteil ging vor einigen Monaten in den Besitz der Gemeinde über, die auf dem Areal die Realisierung des zweiten Bauabschnitts der Seniorenwohnanlage beabsichtigt.

Abgebaut wurde das Kreuz vom ehemaligen Grundstückbesitzer Berthold Hettich, der befürchtete, dass es bei dem bevorstehenden Abriss des Gebäudes zu Schaden kommen könnte. Mit dem Gedanken der möglichen Beschädigung durch Baufahrzeuge beschäftigte sich unlängst auch das Gemeinderats- und Stiftungsratsmitglied der katholischen Pfarrgemeinde, Josef Vogt. Er dachte dabei laut darüber nach, das Kreuz vorübergehend in kirchliche Obhut zu nehmen, bis der Besitzer einen geeigneten Standort für den Wiederaufbau findet. Vom Angebot des Kirchenasyls wurde jedoch kein Gebrauch gemacht, erklärte Vogt.

Aus den vom verstorbenen Heimatchronisten Friedrich Itta festgehalten Aufzeichnungen geht hervor, dass das Kreuz vom ehemaligen Kirchdorfer Bürgermeister Franz Karl Weißhaar, möglicherweise als "Nachfolgekreuz" für ein früheres Kreuz an der Grenze zwischen Kirchdorf und Klengen, gestiftet wurde.

Geweiht wurde das neu errichtete Kreuz am 19. Mai 1903 während einer Bittprozession. 1989 ist der Tannheimer Steinmetz Josef Müller von Alfons Hettich beauftragt worden, einen Teil des Kreuzes zu ersetzten, geht aus den Unterlagen hervor.